Geschichte

Liebe Mitglieder, liebe Holzeröder/innen, liebe Freunde des TSV Holzerode von 1921 e.V.,

der TSV Holzerode von 1921 e.V. feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Das Jahr 2021 sowie auch das vergangene Jahr sind für uns alle eine besondere Zeit. Die Pandemie hat uns alle immer noch fest im Griff und mit sehr großem Bedauern mussten auch wir den Sportbetrieb über einen langen Zeitraum weitestgehend einstellen. Eine Feier zum 100-jährigen Jubiläum ist derzeit leider nicht möglich. Trotz der Pandemie und den negativen Auswirkungen auf den Sportbetrieb und das Vereinsleben konnte der TSV im vergangenen Jahr einen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Hierüber freuen wir uns sehr.

In den vergangenen 100 Jahren haben sich zahlreiche Unterstützer und Helfer des Vereins ehrenamtlich engagiert, denen wir bei dieser Gelegenheit ganz herzlich danken möchten. Ein ganz besonderer Dank geht jedoch an Prof. Dr. Wolfgang Buss, dem wir die wundervolle Chronik über den TSV Holzerode von 1921 e.V., die ihr auf den folgenden Seiten finden werdet, zu verdanken haben.

Prof. Dr. Wolfgang Buss hat über Monate recherchiert, telefoniert und Gespräche mit ehemaligen Vorsitzenden geführt, um für uns diese einmalige Chronik zu erstellen, die uns noch in vielen Jahren Freude beim Lesen bereiten wird. Noch einmal herzlichen Dank dafür!

Wir wünschen euch nun viel Spaß beim Lesen und „in Erinnerung schwelgen“ mit dieser tollen Zeitreise. Wir danken unseren Mitgliedern und Unterstützern für ihre Treue und schauen als Vorstand gemeinsam, zuversichtlich und motiviert in die Zukunft des Vereins.

Auch wir, der Team-Vorstand des TSV Holzerode, möchten uns bei euch vorstellen:

Seit Februar 2020 führen wir gemeinsam in einem Team-Vorstand den TSV Holzerode von 1921 e.V. Johannes Diedrich übernahm mit seiner Wahl die Aufgaben der Organisation, Mike Kaufhold den Bereich des Sportbetriebs, Petra Kolle weiterhin die Finanzen und die Mitgliederverwaltung, Carola Grub die Organisation der Veranstaltungen und Janina Behmke ist als Schriftführerin auch für die  Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Mit sportlichem Gruß – Der Vorstand des TSV Holzerode

1. Vorbemerkung

Die 100jährige Geschichte des „Turn- und Sportvereins Holzerode von 1921 e.V.“ beruht auf sehr unterschiedlichen Quellen. Für die Frühgeschichte der ersten 50 Jahre bis Anfang der 1970er Jahre  sind dies überwiegend Interviews, die der Autor mit damals noch lebenden Zeitzeugen geführt hat. Schriftliche Aufzeichnungen und Dokumente zu dieser Phase waren nur in sehr geringem Umfang vorhanden, da die Vereinsverwaltung weitestgehend ‚aus der Aktentasche heraus‘ geführt und kaum etwas überliefert bzw. dokumentiert wurde. Auf dieser Basis wurden jedoch schon zwei frühere Festschriften vom Autor erarbeitet (1981 zusammen mit Prof. Hartmut Tietze und 1996), die hier eingeflossen sind. Für die Frühgeschichte in der „Weimarer Republik“ konnten statistische Angaben aus dem „Reichsadressbuch der Behörden, Verbände und Vereine für Leibesübungen“, Ausgabe 1930, herangezogen werden. Ein Großteil der Bilder wurden vom Autor in Holzerode gesammelt und gesichert, andere ihm von Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Erst mit der Schrift- und Protokollführung von Eveline Hartmann mit einem vorbildlichen Protokollbuch von 1971 bis 1993 und dann der gleichermaßen umfangreichen Dokumentation der ‚Geschäfte‘ des Vereins durch Lothar Becker in der Zeit von 2005 bis 2015 ist die Entwicklung des Vereins einigermaßen vollständig zu erfassen gewesen. Für die Zwischenzeiten fehlen – so wie für die Frühzeit – weitgehend Aufzeichnungen. Auch bzw. gerade in Zeiten der Digitalisierung muss das in Zukunft vollständig und systematisch gehandhabt werden, damit die nächsten 100 Jahre das Vereinsgeschehen leichter zu erfassen sind. Im folgenden Text wurde versucht, vor allem die Vereinsabläufe nachzuzeichnen; sie wurden von vielen Einzelpersonen, aber auch Gruppen initiiert und getragen. Dies waren die Vorstände seit 1921, die Abteilungs- und Spartenleiter sowie unzählige Helfer/innen bei den einzelnen Ereignissen. Es war unmöglich alle diese Personen – ohne die der Verein sich allerdings nicht hätte entwickeln können – zu erwähnen. Hervorgehoben wurden deshalb nur die jeweiligen Vorsitzenden und einzelne besonders engagierte Mitglieder, die sich besondere Dienste erworben haben bzw. herausragende Entwicklungen beeinflusst haben. Vergessen sind damit aber all die nicht erwähnten Mitglieder nicht – ohne diese hätten auch die Vorstände und Abteilungsleitungen ihre Arbeit nicht zum Erfolg führen können. Letztlich sei noch all denen aus der aktuellen Mitgliedschaft gedankt, die mich im letzten Jahr bis heute bei der Suche nach Einzelinformationen und Dokumenten unterstützt haben.

2. Die  Gründung des ersten Sportvereins im Jahre 1921

In der Notzeit nach dem Zusammenbruch des Wilhelminischen Kaiserreiches 1918 und trotz der  Belastungen durch den verlorenen Krieg sowie die politischen Wirren um die Errichtung der jungen Weimarer Demokratie regte sich überall in Deutschland neues gesellschaftliches Leben, auch bei uns in den Dörfern rund um die „Alte Herrschaft Plesse“. Die hier überwiegend in ärmlichen Verhältnissen lebende und politisch unterprivilegierte Landbevölkerung, Arbeiter und Kleinbauern, wollte nun auch gleichberechtigt am öffentlichen Geschehen teilhaben und zur Gestaltung des eigenen Lebensbereichs aktiver beitragen. Holzerode war damals ein Ort von ca. 500 Einwohnern, in dem es außer dem Männergesangverein und dem Kriegerverein keine weiteren Angebote gab, um die – bei einer 6-Tage-Woche mit durchschnittlich 60 Arbeitsstunden – geringe freie Zeit mit sinnvollen Betätigungen in geselliger Runde zu nutzen; dazu gehörte neben der schon traditionellen Turnerei auch der noch junge Sport, insbesondere die immer populärer werdenden großen Sportspiele wie Fußball und Handball.      Die ersten Anstöße zu sportlichen Aktivitäten gingen in Holzerode von einem Kreis junger Männer aus, der sich 1920 in der Gastwirtschaft Heinrich Degenhardts, dem „Krug“, zusammengefunden hatte und zunächst dem Fußballspiel zugetan war. Schon bald danach trat man mit zwei Mannschaften untereinander an; in noch inoffiziellen Spielen kämpfte eine 1. Mannschaft in blau-weißen Trikots gegen eine 2. Mannschaft in rot-weißen, den späteren Vereinsfarben. Bald wurden auch Vergleichsspiele mit Mannschaften aus den Nachbarorten durchgeführt, dort, wo im Sport die gleiche Aufbruchsstimmung herrschte und sich schon vorher junge Sportler organisiert hatten. Die ersten Holzeröder Fußballer verfügten auch schon über einen echten Lederball, den die besonders engagierten Aktiven Walter Dietrich, Wilhelm Vollbrecht und Karl Schnur eigens per Fahrradtour aus Göttingen herbeigeschafft hatten. Wenngleich es diesen ersten sportlichen Aktivitäten im Sommer 1920 auch noch an Stetigkeit fehlte, so wirkten sie jedoch ermutigend und brachten Bewegung in die Etablierung einer festen Sportkultur im Dorfe. Dabei folgte man den Vorbildern aus den nächsten Nachbarorten Spanbeck, Ebergötzen, Oberbillingshausen oder Gillersheim, wo entweder wie in Spanbeck und Ebergötzen schon seit der Vorkriegszeit ein Turnverein bestand (seit 1913 in Spanbeck „Treu deutsch“ und in Ebergötzen der „Männerturnverein“) oder in dieser frühen Nachkriegszeit wie wiederum in Spanbeck, aber auch in Oberbillingshausen und Gillersheim gerade Neugründungen erfolgt waren (1919 in Oberbillingshausen der Arbeitersportverein „Frisch auf“, in Gillersheim der Arbeitersportverein „Eintracht“ sowie 1920 in Spanbeck ein zweiter Verein, der Arbeitersportverein „Vorwärts“). Am 01. Juni 1921 fanden sich also in Holzerode im Vereinszimmer des Gasthauses Rühling, der „Linde“, 28 sportinteressierte Männer ein und gründeten den ersten Sportverein in Holzerode, den „Freien Jugend-, Turn- und Sport-Verein“, der sogleich Mitglied im deutschlandweiten Dachverband des Arbeitersports, dem „Arbeiter-Turn- und Sportbund“ (ATSB) wurde.Unter den Gründern findet man viele vertraute Holzeröder Namen, die das sportliche Leben in den 1920er und 1930er Jahren prägten. Dazu gehörten aus dem Kreis der Älteren Philipp Schilling, Robert Dankenbrink, Georg Bährens und Otto Finke sowie eine größere Anzahl jüngerer Sportbegeisterter wie Walter Dietrich, Wilhelm Vollbrecht, Wilhelm Rühling, Karl Kolle, August Waldmann, August Dietrich, August Lechte, Karl Schnur, Wilhelm Gebhardt, Karl Lechte, Heinrich Bährens, Richard Waldmann, Wilhelm Schnur, Karl Vollbrecht, Wilhelm Linnemann und einige namentlich nicht mehr feststellbare.

Turnerriege der „Freien Turner“ von 1921
hintere Reihe v.l.n.r.: August Waldmann, Hermann Vollbrecht, Wilhelm Finke, Hermann Finke, August Lechte, unbekannt, Wilhelm Heise und Wilhelm Vollbrecht
mittlere Reihe v.l.n.r.: Wilhelm Rühling, Walter Dietrich, Georg Bährens und Karl Kolle
vordere Reihe v.l.n.r.: August Dietrich, Karl Lechte und Karl Vollbrecht

Zum ersten Vereinsvorsitzenden wurde der aus Gillersheim stammende Otto Finke gewählt. Dass man sich sogleich mit der Vereinsgründung als Arbeitersportverein dem zum sozialdemokratischen Lager gehörenden ATSB anschloss, konnte nicht verwundern, denn der größte Teil der Bewohner des Dorfes gehörte in den 20er Jahren zum Arbeiterclientel, das hier jetzt auch schon einen SPD-Ortsverein und ein kleines Gewerkschaftskartell gegründet hatte. Viele von ihnen verdienten ihren Lebensunterhalt im Kalibergwerk Reyershausen, in der Ziegelei „Hölle“ oder in der Forstwirtschaft als Waldarbeiter, daneben bewirtschaftete man eine kleine ‚Scholle‘ mit etwas Vieh zur Selbstversorgung und lebte zumeist immer so am Existenzminimum. Mit großem Engagement nahm man nun den Sportbetrieb auf und bald gewann der Verein großes Ansehen im ganzen Ort. Die Mitgliedschaft erweiterte sich schnell und neben der Männerturnriege konnte auch eine Jugendgruppe aus schulpflichtigen Mädchen und Jungen eingerichtet werden. Die Tatsache, dass man sich als Arbeitersportverein verstand, hinderte zunächst auch die sog.  „Bürgerlichen“ (die selbständigen Bauern und Handwerker) nicht an einer Mitgliedschaft – der Verein war offen für jedermann, der Sport treiben wollte.

3. Erste Übungsstätten und das Sportprogramm

In der heutigen Zeit ist es kaum noch vorstellbar, unter welchen schwierigen Bedingungen in den Gründerjahren des Vereins das sportliche Geschehen ablief. Es gehörte schon viel Idealismus dazu, sich trotz einer 6-Tage-Woche, langen Arbeitswegen und zumeist schwerer körperlicher Arbeit noch dazu aufzuraffen, abends bzw. am Wochenende gemeinsam Sport zu treiben. Auch ein Sportplatz oder eine Sporthalle, wie sie uns heute selbstverständlich erscheinen, standen ja noch nicht zur Verfügung. Das sogenannte volkstümliche Turnen, die heutige Leichtathletik, fand auf primitiven Natursportstätten (Feldwegen und Wiesen) statt, die für den Übungsbetrieb durch Eigenleistungen immer wieder hergerichtet werden mussten. So dienten die alte Schulwiese in der Nähe des heutigen ‚Alten Friedhofs‘ und der Garten des Gasthauses Rühling im Sommer als Übungsstätten. Hier wurden der Weit- und Hochsprung sowie der Speerwurf geübt, während der Kurzstreckenlauf im heutigen Billingshäuser Weg ausgetragen wurde. Die Fußballer trafen sich schon damals auf der relativ weit vom Ort entfernten Forstwiese am Osterholz und niemand konnte damals ahnen, dass auf diesem Gelände der Holzeröder Fußballsport eine Generation später eine erste Glanzzeit erleben würde. Die Turner versammelten sich zu ihren regelmäßigen Übungsabenden zweimal in der Woche auf dem Saal des Gasthauses Rühling, nachdem dieser als Neubau im Jahre 1923 fertiggestellt worden war. Dass der Kassenstand des gerade gegründeten Vereins noch ziemlich mager war, tat dem Engagement keinen Abbruch.

Eine Fahrradgruppe der „Freien Turner“ festlich geschmückt beim Kreisgruppenturnfest des ATSB in Spanbeck 1924
v.l.n.r.: unbekannt, Otto Thiele, Heinrich Wertheim, Karl Thiele und Wilhelm Vollbrecht

Im Gegenteil, die jungen Sportler fühlten sich dadurch nur um so mehr angespornt und legten tatkräftig Hand an, um die Vereinskasse nicht zu belasten. So schmiedeten die Brüder Wilhelm und Heinrich Linnemann auf ihrer Arbeitsstelle im Kalischacht Reyershausen selbst die erste Reckstange für den Verein. Und bald konnte auch ein erster Barren aus Mitteln der Vereinskasse beschafft werden. Unter diesen günstigen Bedingungen, nicht zuletzt durch die vorbildliche Leitung des Vorturners Georg Bährens, kurz „Schorse“ (2)    genannt, nahm das Geräteturnen einen kräftigen Aufschwung. Wilhelm Rühling entwickelte sich bald zum besten Mann an den Geräten und mit seinen Leistungen auch über die Ortsgrenze hinaus zum Stolz des jungen Vereins. Bei Wettkämpfen und festlichen Anlässen konnten die „Freien Turner“ in den 20er Jahren darüber hinaus mit einer heute vergessenen Spezialübung aufwarten. Acht Männer traten in Formation an und unter Musikbegleitung wurden schwere Hämmer in rhythmischen und synchronen Bewegungen von ihnen durch die Luft geschwungen. Mit dieser „Holzeröder Hammerübung“ konnten die beteiligten Turner natürlich immer viel Beifall ernten. Darüber hinaus war man immer gern gesehener Gast mit seiner Fahrradgruppe bei den Festen der befreundeten Vereine.

Holzeröder Arbeitersportler beim Turnfest in Spanbeck 1924
v.l.n.r.: Karl Schnur, Hermann Finke, Heinrich Thiele, Robert Finke und Walter Dietrich
eine Gruppe auswärtiger Turner mit dem Holzeröder Wilhelm Vollbrecht in der Mitte ca. 1925

4. Die Spaltung des Vereins und die Gründung des zweiten Vereins „Treu deutsch“ im Jahre 1925

Es wurde bereits erwähnt, dass der erste Sportverein im Dorf aus der Tradition  der Arbeiterbewegung heraus entstanden war. Man wollte mehr sein als nur ein loser Zusammenschluss von Sporttreibenden. Als bewusster Arbeitersportverein verstand man sich zugleich auch als eine politische Organisation, d.h. als eine „Kampforganisation für das arbeitende Volk“, wie es der aus Spanbeck kommende ATSB-Kreisgruppenvorsitzende Klapproth anlässlich einer Vorturnerstunde im Jahre 1924 zum Ausdruck brachte. Die als Höhepunkte des Vereinslebens alljährlich stattfindenden Turnerbälle waren in diesem Sinne auch eine politische Demonstration und die Teilnahme daran zugleich ein Solidaritätsbeweis für die eigene politische Überzeugung. Bei den durch die  Inflation, Arbeitslosigkeit, Streiks und Aussperrungen geprägten schwierigen gesellschaftlichen, vor allem wirtschaftlichen Verhältnissen in der ersten Hälfte der 1920er Jahre konnte selbstverständlich auch das sportliche Leben im Ort von den zunehmenden politischen Spannungen nicht unberührt bleiben. Derjenige Teil der Dorfbewohner, der aufgrund seiner Interessenlage eher „bürgerlich“ (so die sprachliche Unterscheidung im Dorf zwischen Arbeitern und Bauern und Handwerkern) dachte und orientiert war, sah im Arbeitersportverein zumeist einen letztlich nur noch „roten Club“, mit dem man politisch durchaus nichts gemeinsam haben wollte. Unter diesen Umständen kam es Anfang 1925 – weniger aus sportlichen als aus politischen Gründen – zu einer schweren Erschütterung und schließlich zur Spaltung des ersten Sportvereins. Fast ein Drittel des inzwischen auf rund 50 Mitglieder angewachsenen Vereins verließen denselben und gründeten einen eigenen Turnverein, den „Deutschen Turn- und Sportverein ‚Treu deutsch‘ Holzerode“, der sogleich Mitglied in dem bürgerlich-konservativen Dachverband der „Deutschen Turnerschaft“ (DT) wurde. Bei der Gründungsversammlung im Postraum der Gastwirtschaft Degenhardt fanden sich 27 Gründungsmitglieder ein: August Linnemann, Wilhelm Hemmers, Paul Hemmers, August Meyer, Karl Meyer sen. und jun., Georg und August Linnemann, Wilhelm und Heinrich Dettmar, Heinrich Heise, Hermann Heinemann, Karl und Wilhelm Vollbrecht, Heinrich Sindram, Karl Linnemann, Heinrich Degenhardt, Otto Dettmar, Wilhelm Fahlbusch, Adolf und August Hartmann, Wilhelm und Richard Waldmann, Ludwig Dankenbrink, August Kolle, August Ernst und Otto Linnemann. Vereinslokal wurde das Gasthaus Lechte und als 1. Vorsitzender (auch „Präsident“ genannt) übernahm der Landwirt August Linnemann die Vereinsgeschäfte; sein Schriftführer wurde Wilhelm Hemmers, Vorturner August Meyer. Somit gab es in dem kleinen Ort Holzerode ab 1925 zwei stark miteinander rivalisierende Vereine mit fast dem gleichen sportlichen Programm, denn auch die „Deutschen Turner“ pflegten unter der Leitung ihres sehr aktiven Vorturners August Meyer vor allem das Geräteturnen und die Gymnastik. Die Übungsstätte dieses zweiten Vereins war zunächst der Saal des Gasthauses Heinrich Degenhardt, später der Saal des Gasthauses Fahlbusch, der bekannte „Struthkrug“ (heute der Reiterhof Klengel). Damit hatte sich in Holzerode die gleiche Entwicklung vollzogen wie vorher schon in Spanbeck und Gillersheim – übergeordnete politische Differenzen spaltete nicht nur die sportliche Dorfgemeinschaft in zwei Lager, und das bei einer nur sehr kleinen Gesamtbevölkerung. Hinzu kam, dass in Reaktion auf die Spaltung im Sport auch im Männergesangverein von 1892 sich der gleiche Prozess vollzog, nur jetzt umgekehrt; die Arbeiter im MGV verließen den Verein und gründeten am 01. Mai 1925 auch einen zweiten Verein, den „Arbeitergesangverein Waldesgrün“. In der „Amtlichen Statistik des Freistaates Preußen“ werden für das Erhebungsjahr 1926 für Holzerode im Bereich „Turnen, Sport und Wandern“  nun zwei Vereine ausgewiesen: Der „Freie Jugend-Turn- und Sportverein“ im ATSB mit insgesamt 32 Mitgliedern (davon 14 Jugendliche) und der „Deutsche Turn- und Sportverein“ in der DT mit ebenfalls 32 Mitgliedern (davon 2 Jugendliche).

Revierförster Wilhelm Hemmers Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied des Holzeröder „Deutschen Turn- und Sportvereins“ von 1925
Landwirt und Ratsherr Karl Linnemann Mitbegründer und Förderer des „Deutschen Turn- und Sportvereins“ von 1925

5. Die Höhepunkte im Vereinsleben der 1920er Jahre

Die Rivalität und die Frontstellung der beiden Vereine belasteten in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre nicht nur das sportliche Treiben, sondern das gesamte politische und kulturelle Leben im Ort. Doch so bedauernswert und schmerzlich diese innere Zerrissenheit des örtlichen Vereinslebens von vielen Dorfbewohnern sicherlich auch empfunden wurde, weil sie zuweilen selbst Nachbarn und Familien trennte, auf die Begeisterung für den Sport und die erfolgreiche Entwicklung beider Vereine hatte dieser Gegensatz keine nachteiligen Auswirkungen. Man fühlte sich umso mehr angespornt und wollte nun erst recht erfolgreich sein. Die Arbeiterturner, die im Jahre 1923 in Nachfolge von Otto Finke und dem auch nur ein Jahr (1922) amtierenden Philipp Schilling den späteren (nach 1945) langjährigen Bürgermeister Karl Kolle zu ihrem 1. Vorsitzenden gewählt hatten, folgten konsequent ihrem Wahlspruch „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ und für die ‚Deutschen Turner‘ galt „treu deutsch“. Vom großen Arbeiterbezirksturnfest am 14. Juni 1925 in Northeim brachten die Arbeiterturner nicht weniger als 10 Siegerurkunden mit nach Hause, die u. a. von den damals besonders erfolgreichen ‚Vereins-Assen‘ Wilhelm Vollbrecht und Walter Dietrich errungen wurden. Und das erfolgreiche Auftreten bei zahlreichen Wettkämpfen brachte es mit sich, dass dem Verein für den Sommer des Jahres 1926 die Durchführung des jährlich stattfindenden Kreisgruppenturnfestes des Arbeitersports übertragen wurde. Das bedeutete natürlich eine hohe Auszeichnung für den gerade erst fünf Jahre bestehenden Verein. Nach gründlichen Vorbereitungen seit dem Winter war es endlich vom 18. bis 20. Juli 1926 soweit und in Holzerode wurde ein großes Sportfest gefeiert. 25 Vereine waren zu Gast, fast ganz Holzerode war in den Vereinsfarben rot und weiß geschmückt und rund 800 Aktive sowie mehr als 1000 Besucher (!) bewegten sich im großen Festumzug durch den Ort. Dieses gelungene Kreisturnfest war zweifellos ein großer Erfolg für den „Freien Turn- und Sportverein“. Aber auch dieses glanzvolle Ereignis konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das sportliche Leben im gastgebenden Ort Holzerode in geteilten ‚Lagern‘ stattfand: Die Turner von „Treu Deutsch“ waren nämlich trotz Einladung bewusst ferngeblieben, sie hatten an diesem herrlichen Wochenende den Ort verlassen und waren zu einem Schauturnen nach Schwiegershausen gefahren.

Turnerriege der ‚Arbeiterturner‘ beim Kreisgruppenturnfest in Holzerode 1926
stehend v.l.n.r.: August Waldmann, Karl Thiele, Karl Kolle, Wilhelm Rühling, Walter Dietrich, Wilhelm Vollbrecht (Nr. 46), Wilhelm Finke, Wilhelm Vollbrecht (Nr. 91), Richard Waldmann und August Vollbrecht (2. Vorsitzender)
sitzend v.l.n.r.: Wilhelm Heise, Heinrich Lechte, August Dietrich, Georg Bährens, Wilhelm Gebhardt, Otto Finke, Georg Thiele, August Breiding und Karl Lechte

Bei diesem Fest präsentierte sich auch zum ersten Mal eine Handballmannschaft des Vereins, das Spiel, das im Gegensatz zu Holzerode vor allem in den drei benachbarten Plessedörfern Spanbeck, Oberbillingshausen und Reyershausen zur Hauptsportart wurde. Immer wieder eindrucksvoll waren auch die regelmäßigen Auftritte der ‚Schwerathleten‘ im Verein, an deren Übungen und Darbietungen auch schon Kinder und Jugendliche teilnahmen – typisch für den Arbeitersport in dieser Zeit; es sollte zumindest physische Stärke und Gesundheit demonstriert werde.

Richard Waldmann (l.) und Vorturner Georg Bährens beim Gewichtheben
Gruppenbild der Arbeitersportler Ende der 1920er Jahre
stehend v.l.n.r.: Wilhelm Vollbrecht, Richard Krengel und Walter Dietrich
sitzend v.l.n.r.: August Waldmann, unbekannt und Wilhelm Heise

Bereits drei Jahre später fand der zweite große Höhepunkt in der Holzeröder Sportgeschichte statt. Jetzt feierte der „Deutsche Turn- und Sportverein“ am 09. und 10. Juni 1929 im Rahmen eines Bezirksturnfestes der „Deutschen Turnerschaft“ die Weihe seiner neuen Fahne, jener Fahne, die auch heute noch dem Nachfolgeverein „TSV Holzerode“ bei feierlichen Anlässen vorangetragen wird. Die Fahne war für den damals sehr großen Betrag von 265,00 RM bei „Fahnenmaler“ in Bühle erworben worden. Zur Teilnahme an diesem (10) Sportfest war wiederum der gesamte Ort eingeladen, doch dieses Mal schlossen sich die Arbeitersportler aus. Nach dem Boykott ihres Festes drei Jahren zuvor blieben sie nun ihrerseits diesem Fest fern und machten an diesem Wochenende mit ihren Familien einen ‚Ausflug’ per Rad (!) nach Gebhardshagen bei Kassel; deutlich wurde damit die anhaltende Trennungslinie zwischen den beiden Sportvereinen unterstrichen.

Vereinsbild anlässlich des Bezirksturnfestes der DT in Holzerode und der Fahnenweihe des „Turn- und Sportvereins Holzerode“ von 1925 am 09. und 10. Juni 1929 – aufgenommen vor dem Gasthaus „Zum Struthkrug“
hintere Reihe v.l.n.r.: Wilhelm Führer, Otto Sindram, Karl Lechte, August Hartmann, Wilhelm Waldmann, August Linnemann, Karl Kasten und Wilhelm Fahlbusch
mittlere Reihe v.l.n.r.: August Meyer, Heinrich Hinze, Richard Waldmann, Wilhelm Vollbrecht, Karl Meyer, Ludwig Dankenbrink, Otto Dettmar, Adolf Hartmann, Karl Meyer, Heinrich Dettmar, Georg Linnemann und Wilhelm Dettmar
vordere Reihe sitzend v.l.n.r.: August Ernst, August Linnemann, Otto Lieberwirt, Heinrich Degenhardt, August Kolle (Präsident), Hermann Heinemann, Heinrich Heise und Otto Kolle
vorn liegend v.l.n.r.: Georg Bothmann, August Vollbrecht, ‚unbekannt‘, ‚unbekannt‘, Heinrich Hinze, Robert Dankenbrink und ‚unbekannt
Festumzug zum Bezirksturnfest 1929 auf dem Vorplatz des Gasthauses „Zum Struthkrug“ – im Hintergrund das damalige Haus der Familie Döring

Wie bei dem großen Turnfest der „Freien Turner“ 1926 hatten sich auch bei diesem Bezirksturnfest der „Deutschen Turner“ zahlreiche Aktive aus befreundeten Vereinen angemeldet und das rund um den Struthkrug gefeierte Turnfest wurde ebenfalls ein großer Erfolg, wenn auch nicht ohne kleinere Probleme. Da ein Teil der auswärtigen Aktiven unerwartet bereits nach den Wettkämpfen wieder nach Hause fuhr, sahen sich die Holzeröder Turner plötzlich mit einer ganz speziellen ‚Aufgabe‘ konfrontiert: Sie hatten so viel Bier auf Vorrat bestellt, dass sie nach den sportlichen Aktivitäten am Tage den zu großen Vorrat abends an der Theke im „Struthkrug“ allein ‚löschen“ mussten.

Dass man auf einigen Fässern Bier aus der Nörtener Brauerei Wiederholdt schließlich doch sitzen blieb, war aber die einzige Pleite dieses zweiten großenTurnfestes in der Holzeröder Sportgeschichte der 1920er Jahre.

‚Ehrenjungfrauen‘ anlässlich des Bezirksturnfestes der DT in Holzerode und der Fahnenweihe des „Turn- und Sportvereins Holzerode“ von 1925 am 09. und 10. Juni 1929 – aufgenommen vor dem Gasthaus „Zum Struthkrug“
hintere Reihe v.l.n.r.: Frieda Bierwirth, Minna Finke, Frieda Dehne, Ida Vollbrecht, Amalie Ernst, Minna Gleitze, Lina Vollbrecht, Emma Dettmar, Lina Sindram, Helene Klemme, Hilda Hartmann und Herta Thiele
mittlere Reihe stehend v.l.n.r.: Minna Linnemann, Auguste Gleitze, Lina Hinze, Auguste Bierwirth, Erna Finke, Irma Gleitze, Hilda Recke, Helene Kasten, Auguste Thiele, Lina Bierwirth, Hermine Klemme, Amalie Vollbrecht, Auguste Thiele und Anna Kolle
vordere Reihe sitzend v.l.n.r.: Klara Österheld, Minna Tinnappel, Emma Bothmann, Emma Vollbrecht, Irene Lieberwirth, Lina Heinemann, Auguste Dettmar, Emma Linnemann, Emma Dankenbrink und Auguste Thiele
vorn liegend v.l.n.r.: Martha Gleitze und Emma Bothmann
Die Holzeröder ‚Ehrenjungfrauen‘ Emma Linnemann (spätere verh. Bundfuß) und Auguste Dettmar (spätere verh. Renne-berg) mit der Delegation des MTV Rosdorf

Erreichte das Fest auch längst nicht die Teilnehmerzahlen des „Arbeitersportfestes“ von 1926, so waren die sportlichen Wettkämpfe doch auch sehr abwechslungsreich. Die Wettkampfplätze lagen alle in der Nähe des Festsaales Fahlbusch: Der 100m-Lauf fand auf dem Feldweg bei Wilhelm Schnur (heute die (Struthbreite“) statt, zwei Weitsprunggruben lagen gegenüber dem „Struthkrug“ und geturnt wurde auf dem Saale.

Auch das sportliche Alltagsleben der „Deutschen Turner“ gestaltete sich kontinuierlich mit großen Fortschritten. Zweimal wöchentlich wurde unter Leitung des hervorragenden Vorturners August Meyer geturnt und auch hier schon bald eine Jugendgruppe unter Leitung von Wilhelm Dettmar eingerichtet. Neben dem Gerätturnen wurde im Sommer noch des „volkstümliche Turnen“, die heutige Leichtathletik betrieben. Höhepunkte im sportlichen Jahresablauf waren jeweils das An- und Abturnen im Frühjahr und im Herbst, einmal im Jahr das „Pokalturnen“ mit befreundeten DT-Vereinen aus Ebergötzen, Waake und Klein-Lengden sowie die Teilnahme an den „Reichsjugendwettkämpfen“.  Bei diesen Wettkämpfen war man übrigens – nolens volens – zusammen mit den Holzeröder Arbeitersportlern in einer Arbeitsgemeinschaft unter Leitung des Landolfshäuser Lehrers Bote. Sie wurden im jährlichen Wechsel jeweils in einem anderen Ort durchgeführt. Und die sportlichen Erfolge ließen auch in diesem jungen Verein nicht lange auf sich warten. Herausragend war dabei sicherlich der Gewinn des 4 x100m-Staffellaufs in Spanbeck u.a. mit den Staffelmitgliedern Paul Hemmers und Wilhelm Dettmar. Wilhelm Dettmar war überhaupt einer der vielseitigsten Mitglieder. Er war nicht nur als Vorstandsmitglied in den Ämtern des Schriftführers ab 1929 (nach dem Tode des Revierförsters Wilhelm Hemmers), als Jugendgruppenvorturner und als 1. Vorsitzender („Präsident“) von 1932-1934 tätig, er war auch das einzige Vereinsmitglied, das in Bovenden das Sportabzeichen errang, und zwar mit sehr respektablen Leistungen: 38 Min. für die 10000m-Strecke, 12,2 Sek. über 100m und einer Weite von 9,50m im Kugelstoßen.

Bei aller sonstiger Gegensätzlichkeit der beiden Vereine wurde eine große Gemeinschaftsleistung von Sportbegeisterten im Dorf aber doch zusammen realisiert, und zwar der Bau einer Badeanstalt ab 1928.

Hand- und Spanndienst beim Bau der Badeanstalt 1928/29

Unterhalb der aus „Bauers Berg“ heraus fließenden Beverquelle in der Eichstrasse (heute auf dem Gelände hinter der Tischlerei von Christian Dehn) wurde im Sommer 1929 ein ausgemauertes Becken mit den Maßen von ca. 30 x 10 Metern mit Flach- und Tiefwasser von der ganzen Dorfgemeinschaft eingeweiht. Dies wurde der Ort, an dem von da ab regelmäßig auch Schul- und Vereinsschwimmen stattfand und viele Holzeröder bis Mitte der 1950er Jahre auch das Schwimmen erlernten. Diese Badeanstalt wurde in den 1950er Jahren wegen vermeintlich nicht mehr ausreichender hygienischer Standards auf Anordnung der Kreisverwaltung wieder geschlossen und dann eingeebnet.

badefreudige Holzeröder auf Nordseite der Badeanstalt 1929

6. Die Entwicklung des Holzeröder Sportvereinswesens in der Zeit des Nationalsozialismus – Zwangsauflösung und notgedrungene Aufgabe des Sportbetriebs

Schon seit Beginn der 1930er Jahre war die weitere Entwicklung des Sports und der Sportvereine auch in Holzerode durch die Verschärfung der allgemeinen politischen Spannungen in der Weimarer Republik geprägt. Das Geschehen in der ‚großen Politik“ fand auch unmittelbar im dörflichen Lebens seinen Niederschlag. Die Konfrontationen zwischen den politischen Gegnern und die zunehmenden Intoleranzen wirkten immer tiefer in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein und hatten letztlich auch existentielle Folgen für das sportliche Alltagsleben.

Bereits wenige Monate nach der sogenannten ‚Machtergreifung‘ durch die Nationalsozialisten und dem Beginn ihrer diktatorischen Herrschaft in ganz Deutschland überschlugen sich im Mai 1933 auch in unserem Ort die Ereignisse. Traditionsgemäß war der 01. Mai, der „Tag der Arbeit“, von den Arbeitern und ihren Organisationen – dem „Freien Jugend-Turn- und Sportverein“, dem Gesangverein „Waldesgrün“, dem örtlichen Gewerkschaftskartell und dem SPD-Ortsverein – wieder mit einem großen, musikbegleiteten Umzug durch das Dorf gefeiert worden. Dieses selbstbewusste und furchtlose Auftreten war den neuen Machthabern offensichtlich der gewünschte Anlass, schon wenige Tage später die zwangsweise Auflösung dieser Organisationen wegen sogenannter „staatsfeindlicher Aktivitäten“ anzuordnen. Dabei wurde auch das gesamte Vermögen und die Vereinsunterlagen der „Freien Turner“ beschlagnahmt. Allerdings gelang es der Vereinsführung noch, wenigstens ihre Sport- und Turngeräte offiziell der Schule zu übergeben.

Im Unterschied zum Arbeitersportverein musste der zweite Sportverein im Ort zunächst mit keinerlei Beeinträchtigung durch die Nationalsozialisten rechnen. Die „Deutsche Turnerschaft“ und ihre Mitgliedsvereine galten dem neuen System als loyale Vereinigungen und viele ihrer Mitglieder waren auch in Holzerode schon in die örtlichen Gliederungen der SA oder der NSDAP eingetreten. Aber auf längere Sicht wurde auch auf der gesellschaftlichen Ebene des Sports deutlich, dass der totalitäre Apparat der Nationalsozialismus letztlich die totale Kontrolle beanspruchte und nur noch systemtreue Vereinsaktivitäten duldeten. Darüber hinaus nahm schon in den ersten Jahren der NS-Diktatur die Teilnahme an ‚Diensten‘ in der SA und in der Partei sowie bei den Kindern und  Jugendlichen in der „Hitler-Jugend“ so viel Zeit der Mitglieder in Anspruch, dass für andere Aktivitäten kaum noch Raum und Zeit blieb. Unter dieser Doppelbelastung wurden dem verbliebenen Turnverein „Treu Deutsch“ allmählich von innen heraus die Kräfte entzogen. Die Brüder Wilhelm und Heinrich Dettmar (in Nachfolge seines Bruders von 1934-1936 Vereinsvorsitzender) sowie der engagierte Vorturner August Meyer hielten den Sportbetrieb zwar noch über einige Jahre aufrecht, aber 1936 kam es schließlich mit der Auflösung des nationalen Dachverbandes der „Deutschen Turnerschaft“ auch in Holzerode zur Einstellung des Turnbetriebs. Damit gab es – nach nur eineinhalb Jahrzehnten besonders intensiver und erfolgreicher sportlicher Aktivitäten – von 1937 bis zum Ende des 2.Weltkrieges 1945 keinen eigenen Vereinssport mehr in unserem Ort.

7. Die Reaktivierung sportlichen Lebens und die Wiederbegründung eines Sportvereins in der frühen Nachkriegszeit nach 1945

Als man nach harten Entbehrungen und bitteren Kriegserfahrungen im Herbst 1945 daran ging, das sportliche Leben wieder in Gang zu bringen, waren die Lebensbedingungen im Ort grundlegend verändert. Als unmittelbare Kriegsfolge strömten zahlreiche Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten nach Westen und erreichten auch Holzerode, jetzt in der westlichen britischen Besatzungszone gelegen; dazu kamen die sog. ‚Evakuierten‘ aus den bombardierten Städten vor allem im Westen, aber vor allem auch aus Hannover. Die Einwohnerzahl des ehemals kleinen Ortes erfuhr dadurch in den ersten Nachkriegsjahren rund eine Verdoppelung und wuchs auf fast 1000 Personen an. So mussten die Menschen, noch geprägt von den Leiden des Krieges, unter den dürftigen materiellen Bedingungen auf engstem Raum miteinander leben. In dieser Situation war der Sport vielen eine Hilfe, wieder Lebensfreude und Lebensmut zu gewinnen.

Das Interesse, wieder selbstbestimmt und in freier Entscheidung aktiv zu werden, führte zuerst die Turner wieder zusammen, die sich um den erfahrenen Wilhelm Rühling versammelten. Dabei spielte die Frage, an welche Tradition man nun anknüpfte sollte, zunächst überhaupt keine Rolle. Kurz vor den Weihnachtstagen des Jahres 1945 bildete sich die erste Nachkriegsgruppe um die jungen Turner Willi Finke, Gerd Bornträger, Horst Bährens und Helmut Bährens herum und bestimmte Willi Finke zu ihrem Sprecher. Damit hatte der bald ins Leben tretende, aber zu dieser Zeit noch inoffizielle Sportverein quasi seinen ersten kommissarischen Vorsitzenden gefunden; er wurde danach von dem ersten offiziell gewählten 1. Vorsitzenden August Thiele abgelöst.

Als im Winter und Frühjahr aktive Vorkriegsmitglieder vor allem aus dem ehemaligen Arbeitersportverein hinzukamen, tauchte teilweise die Forderung auf, direkt an deren alte Vereinstradition anzuknüpfen. Doch als man im Laufe des Jahres 1946 mehr und mehr zu einem wieder richtigen Vereinsgefüge zusammenwuchs, wurde eine eventuelle Festlegung als ‚Richtungsverein‘ im Sinne einer bestimmten politischen Grundhaltung bewusst vermieden. Offensichtlich hatte man aus den Brüchen der Vergangenheit gelernt, Brüche, die gerade in der kleinen dörflichen Gemeinschaft zu tiefen Verletzungen innerhalb von Nachbarschaften und Familien geführt hatten. Darüber hinaus galt es jetzt in der politischen und wirtschaftlichen Notsituation nach der Befreiung vom Nationalsozialismus alle Kräfte für den Wiederaufbau der gemeinschaftlichen Einrichtungen auf demokratischer und überparteilicher Basis zu bündeln.

In dem ersten erhaltenen Dokument des wieder gegründeten Nachfolgevereins (und keinesfalls neubegründeten, denn der Arbeitersportverein von       1921 hatte sich ja nie selbst aufgelöst, sondern war 1933 ‚zwangsaufgelöst‘ worden), einer Mitgliederliste vom 26. September 1946, deklarierte sich dieser    jetzt ganz neutral als „Turn- und Sportverein Holzerode“ (TSV Holzerode). Durch diese Offenheit gegenüber beiden Traditionssträngen des organisierten Sports in Holzerode wurde deutlich, dass der ‚neue‘ TSV für alle Sportinteressierten unabhängig von ihrer politischen Grundüberzeugung offen sein wollte (allerdings bei der jetzt gebotenen klaren Ablehnung des Nationalsozialismus) und in Zukunft allein die Zusammenarbeit auf der Basis sportlicher Werte und Regeln angesagt war.

Neben dem Turnbetrieb entwickelten sich bald auch noch andere sportliche Interessen, wobei das Fußballspiel in den Mittelpunkt rückte. Diese brachten insbesondere die als Flüchtlinge und Evakuierte dazu gekommenen ‚Neubürger‘ mit ein. Ende 1946 kam z.B. Friedrich Jurgeleit aus der Kriegsgefangenschaft und bildete zusammen mit seinem Bruder Erich und dem westdeutschen Landsmann Fritz Hofmann die Kernzelle der nun bald einsetzenden ‚Fußballerei‘ in Holzerode.  Friedrich und Erich Jurgeleit hatten schon in ihrer Heimatstadt Duisburg höherklassig Fußball gespielt und Erich war auch sogleich nach seiner Ansiedlung in Holzerode im Jahre 1945 bei den Fußballern in Weende gelandet.

Zunächst begann eine noch ‚wilde‘ Spielerei auf einer Wiese neben dem heutigen „Neuen Friedhof“, wo die Tore noch durch Bohnenstangen markiert wurden. Die Attraktivität dieses Spiels war so groß, dass schon bald ein größerer Kreis auch seitens der Turner mitspielte und die Idee einer festen Organisation Gestalt annahm. So kam es am 01. Februar 1947 zur Gründung einer Fußballabteilung im TSV Holzerode, an deren Spitze Paul Baron gewählt wurde, bald danach auch zum 1. Vorsitzenden des gesamten Vereins.

Durch die Gründung der Fußballabteilung erhöhte sich die personelle Größe des neuen Vereins sehr schnell auf etwa 40 Mitglieder, so dass es notwendig wurde, den Verein auch offiziell bei der alliierten Militärregierung anzumelden. Auf Antrag des 1. Vorsitzenden Paul Baron, des Schriftführers Erich Finke und des Schatzmeisters Günther Döring wurde dann auch am 02. Februar 1948 die Bildung eines „Turn- und Sportvereins“ zum Zwecke der Jugendpflege und des Sports von der regionalen britischen Militärverwaltung genehmigt. Unter demselben Datum wurde die Fußballabteilung auch in den Kreisfußballverband aufgenommen. Administrative oder politische Probleme hatte man also am Anfang keine, dafür aber umso mehr materielle und finanzielle, entsprechend der allgemeinen Notsituation der Nachkriegsjahre in Deutschland. Einige, heute als Kuriositäten erscheinende Anekdoten verdeutlichen dies. Bei den Vorbereitungsspielen zum künftigen Punktspielbetrieb der Fußballer stand zunächst Horst Bährens im Tor, der sich als Schneider seinen Torwartanzug noch selbst genäht hatte. Es war überhaupt erstaunlich, wie die Not in diesen Jahren erfinderisch machte. So hatte man die Mittel für den ersten richtigen Lederball ‚flüssig gemacht‘, indem man kurz entschlossen Lebensmittelmarken, „Fettmarken“, sammelte. Dem Verein standen zunächst auch nur ein Paar (!) richtige Fußballschuhe aus der zentralen Sportartikelverteilung des Kreissportbundes zur Verfügung, und es war klar, sozusagen Ehrensache, dass sie dem Mannschaftsführer zur Verfügung gestellt wurden.Im Frühjahr 1948 wurde die junge Mannschaft dann noch durch einen Spieler verstärkt, der fortan für viele Jahre die Geschicke des Vereins entscheidend mitbestimmen sollte: Hans Wieczorek. Zuerst übernahm er nur die Aufgabe, das Tor zu hüten. Nachdem dann aber der bisherige 1. Vorsitzende Paul Baron mit der Vereinskasse „das Weite gesucht“ hatte,sprang Hans Wieczorek in die Bresche und übernahm auch die Leitung       des Vereins; 2.Vorsitzender wurde Albert Vollbrecht und Schatzmeister Otto Finke jun. Mit Hans Wieczorek verband sich dann sogleich die erste große ‚Ära ‘des Fußballsports im TSV Holzerode; von nun an waren für zwei Jahrzehnte fast alle Aktivitäten auf das ‚runde Leder‘ ausgerichtet.

Bereits im Sommer 1948 erlebte das Dorf einen ersten fußballerischen Höhepunkt: Eine Holzeröder Mannschaft spielte im Rahmen eines von den Jurgeleits arrangierten Einladungsspieles gegen den westdeutschen Amateur-Oberligisten „VFB Duisburg-Ruhrort“ (einem sog. „Mettwurstspiel“, bei dem die ‚hungernden‘ Städter gern aufs Land fuhren, um sich einmal satt zu essen) und siegte 2:1. Nach dem Beginn der Punktspielserie am 12. September 1948 in der Kreisklasse Nord des Kreisfußballverbandes Göttingen konnte bald die Tabellenspitze erkämpft werden. Zusammen mit der „Spielvereinigung Göttingen“ (SVG III) wurde die erste Saison 1948/49 auf Rang 1 der Tabelle beendet.

Hans Wieczorek 1948
Die 1. Herrenmannschaft des TSV Holzerode im August 1948
v.l.n.r.: Helmut Bährens, Erich Finke, Albert Vollbrecht, Heinrich Schnur, Erich Jurgeleit, Hans Wieczorek, Friedel Jurgeleit, Günther Döring, Werner Dankenbrink, Fritz Hoffmann und Rudolf Mückisch
Einladungsplakat zum Sportfest 1948 mit Programm

Hatten die Sportler in den 1920er Jahren ihre großenTurnerbälle zumeist im geschlossenen Rahmen mit ihren Mitgliedern und Anhängern gefeiert, so             feierten die Fußballer in dieser schwierigen Nachkriegszeit wenige Monate nach der Währungsreform jetzt mit einem öffentlichen Tanzvergnügen für die gesamte Ortsbevölkerung. Nach dramatischen Kämpfen der 2. Mannschaft gegen Renshausen und der 1. Mannschaft gegen Rot-Weiß Göttingen (5:4 nach Halbzeitrückstand von 1:4) am         Nachmittag, versammelte man sich am 17. Oktober 1948 abends auf dem Saale Rühling, um endlich   wieder einmal unbeschwerte Stunden im großen Kreis der sich aus ‚Einheimischen‘ und ‚Flüchtlingen‘ neu zusammenfindenden Dorfgemeinschaft zu erleben.

Eine 16-Mann-Kapelle (!), die „Musik-Mixer“, sorgten für Unterhaltung. Als besondere Attraktion hatte man aus Hannover den bekannten Conférencier „Osrani, den Einmaligen“ engagiert, der aber leider nur mit einem einmaligen Auftritt erfreuen konnte. Zum einen war er bald zu betrunken für weitere Einlagen und zum anderen musste er auch den freundschaftlichen Schlag erst verdauen, mit dem Mittelstürmer Erich Jurgeleit nach seinem Zylinder gelangt hatte. Die Wiederaufnahme des traditionsreichen Geräteturnens im Ort war leider nur von kurzer Dauer. Zwar gab es vielversprechende Ansätze und unter günstigeren Umständen hätten die jungen Nachkriegsturner vielleicht auch die große Tradition der Vätergeneration fortsetzen können. Nachdem man noch bei dem 40jährigen Jubiläumsturnfest in Herberhausen Mitte 1947 mit einer Turnerriege gestartet war, stellte die erste Sportgruppe des Vereins nach dem Kriege ihren Betrieb schon wieder ein. Der Fußballsport dominierte von jetzt ab für mindestens zwei Jahrzehnte den Vereinsbetrieb.

Die 1. Herrenmannschaft des TSV als Pokalsieger über Bilshausen und Bodensee im August 1949
stehend v.l.n.r.: Helmut Bährens, Albert Vollbrecht, Fritz Hoffmann, Erich Jurgeleit, Friedel Jurgeleit, Günther Döring, Heinrich Schnur und Rudolf Mückisch
sitzend v.l.n.r.: Erich Finke, Hans Wieczorek und Werner Dankenbrink

Neben den auf dem Mannschaftsbild abgebildeten Spielern gehörten zu dieser Zeit noch Werner Petsch, Manfred Pichottka, Edmund und Alfons Behmke sowie Helmut Waldmann zur Mannschaft. Der sportliche Erfolg auf dem Spielfeld war also inzwischen voll da, Schwierigkeiten gab es jedoch mit der Sportplatznutzung. Nachdem der Platz (richtiger die Wiese) am „Neuen Friedhof“ schon Mitte 1947 durch den Eigentümer wegen landwirtschaftlicher Nutzung gesperrt worden und man auf die Forstwiese am Osterholz – die Stätte der ersten Fußballaktivitäten aus den 1920er Jahren – umgezogen war, gab es auch hier bald Schwierigkeiten. Im September 1948 hatte der örtliche Revierförster Nethe zum nachfolgenden 01. Oktober die Benutzung des im Forsteigentum befindlichen Platzes am Osterholz untersagt, sodass dem Verein drohte, bald ohne Sportstätte dazustehen. Am 25. September beantragte daher der Vorstand umgehend bei der Forstverwaltung die Pachtung des Platzes, erhielt jedoch zunächst keine Antwort. Selbst die Einschaltung des Gemeinderates und der örtlichen Lehrer Liers, Albermann und Jahn – schließlich sogar des Landrates Ernst Fahlbusch – blieben zunächst ohne Erfolg. Stattdessen pflügte am 10. Dezember der Bauer Albert Meyer den Platz um und eine weitere Nutzung erschien noch unwahrscheinlicher. Man musste deshalb nach Billingshausen ausweichen und seit Ende 1948 auf dem dortigen Sportplatz die ‚Heimspiele‘ austragen. Erst zum Frühjahr 1949 hatten die Bemühungen um die Nutzung des Platzes am Osterholz Erfolg. Vom zuständigen Forstamt in Sarstedt bekam man jetzt den gewünschten Pachtvertrag und wurde nun endgültig für viele Jahre am Osterholz heimisch. Da der alte Platz immer schon etwas zu klein war und auch eine ungünstige Ausrichtung hatte, ging man sogleich an eine Umgestaltung. Man verlegte ihn geringfügig und ‚drehte‘ ihn um 90 Grad. Am 21. August 1949 feierte der Verein dann im festlichen Rahmen die Einweihung des neugestalteten Platzes mit einem sogenannten ‚Fußball-Blitzturnier‘. Welche starke Anziehungskraft der Fußballsport in diesen Jahren ausübte, wurde bei einem weiteren großen Ereignis deutlich als am 27. August 1950 eine kombinierte Mannschaft aus Waake, Ebergötzen, Landolfshausen und Holzerode wiederum gegen einen westdeutschen Gastclub antrat (den Club „Rheinland Duisburg-Ruhrort“) und sich auf dem Sportplatz am Osterholz nicht weniger als 1600 Zuschauer (!) einfanden. Wenn der sportliche Erfolg diesmal auch ausblieb (1:6 Niederlage), so hatte doch der Kassenwart große Freude an diesem Treffen.

Die Holzeröder Fußballer und ihre Fans unterwegs zu einem auswärtigen Fußballspiel mit dem LKW der Billingshäuser Firma Seiffert 1949/1950
auf dem Wagen v.l.n.r.: Heinrich Schnur, Albert Finke, Günther Döring, Ewald Heise, Erich Finke, Otto Finke, Kurt Finke und Helmut Hoffmann
stehend v.l.n.r.: Erich Jurgeleit, Fritz Hoffmann, Fritz Meyer, Werner Dankenbrink, Albert Vollbrecht, Manfred Pichotka, Albert Gunkel, Konrad Weibel, Hans Wieczorek, Willi Heise, Rudolf Mückisch, Klaus Höfeler, Heinz Finke, Friedel Jurgeleit und Rudi Seifert (sitzend im Wagen)

8. Der Verein in den 1950er Jahren – in Konkurrenz zum „Wirtschaftswunder“

Anfang der 50er Jahre war diese erste begeisternde Phase im Holzeröder Nachkriegsfußball allerdings schon wieder vorbei. Die Jahre des beginnenden wirtschaftlichen Aufschwungs, des sog. „Wirtschaftswunders“, boten ungünstige Bedingungen für den ländlichen Amateursport. Nach dem Idealismus noch in der ersten Nachkriegszeit war man nun eher ‚materialistisch‘ eingestellt. Den zunehmenden Freizeitangeboten und Konsummöglichkeiten, besonders das sehr beliebte Kinoangebot in Göttingen, hatte der kleine Verein, in dem nur Fußball gespielt werden konnte, keine entsprechend anziehenden Alternativen entgegenzusetzen. Eine Damen-Gymnastikgruppe, in der Zweckgymnastik und Volkstanz betrieben wurde, brachte zwar das erste spezielle Sportangebot für Frauen im Verein, aber diese im Jahre 1950 von Anna Biskup gegründete und geleitete Gruppe bestand nur bis 1952. Einem in diesen Jahren von Hermann Werder jun., der selbst noch als Boxer in Göttingen aktiv war, unternommener Versuch, den Turnbetrieb zumindest für Schüler und Jugendliche wieder zu beleben, war ebenfalls nur eine kurzlebige Episode.

Turnen Jugendlicher mit Hermann Werder auf dem Saal Rühling Anfang der 1950er Jahre
Weihnachtsfeier Jugendlicher im Gasthaus „Zum Struthkrug“ 1950
Wanderung unter Leitung von Hermann Werder und Gerd Duwe
vordere Reihe v.l.n.r.:Gerd Waldmann, Victor Krause, Horst Heise und unbekannt,
hintere Reihe v.l.n.r.: Hannelore Finke, Elisabeth Beyer, Marga Beyer, Lisa Waldmann, Walli Werder, Oswin Hoffmann, Hermann Werder, Gerd Duwe und Horst Duwe
„Am Brunnen vor dem Tore“ in Rauschenwasser.
v.l.n.r.: Gerd Waldmann, unbekannt, Elisabeth Beyer, Hannelore Finke, unbekannt, Marga Beyer und Horst Heise.

Angesichts dieser geringen Breitenwirkung und mangelnden Beteiligung am Vereinsgeschehen wurde 1953 vereinzelt sogar die Forderung laut, man solle den Verein doch wieder ganz auflösen. Dem damaligen 1. Vorsitzenden Hans Wieczorek und dem Kreissportbund ist es zu verdanken, dass diese Forderungen nicht durchdrangen und die große ‚Durststrecke‘ in der Vereinsentwicklung mit unermüdlichem Engagement überstanden wurde. Und als dann im Fußball eine neue Generation von Spielern herangewachsen war, konnte man ab 1956 wieder an die erste erfolgreiche Nachkriegszeit anknüpfen. Hans Wieczorek konnte zusammen mit seinem jetzigen 2.Vorsitzenden Walter Wienecke, der zugleich Pächter des Vereinslokals „Zur Linde“ (Eigentümer Familie Rühling) war, sogar wieder drei Herrenmannschaften und eine Jugendmannschaft zum Spielbetrieb in den Kreisklassen anmelden. Insbesondere die überraschende Erringung der Fußballweltmeisterschaft durch die bundesrepublikanische Nationalmannschaft 1954 hatte den Fußballsport auch in Holzerode neuerlich populär gemacht. Durch gute Leistungen – insbesondere des jungen Mittelstürmers Siegfried Daberkow – konnte die 1. Mannschaft nach der Saison 1956/57 auch sogleich in die 2. Kreisklasse aufsteigen. Der begeisternde Torjäger erzielte in dieser Saison allein 64 Treffer der über 100 von der Mannschaft insgesamt geschossenen Tore und stellte damit eine überragende Leistung auf – auch insgesamt auf niedersächsischer Ebene.

Die ‚neue‘ Fußballmannschaft des TSV im Jahre 1956
stehend v.l.n.r.: Betreuer Hermann Werder, Werner Thiele, Helmut Behmke, Siegfried Daberkow, Horst Behmke, Dieter Zwirner und Betreuer Arthur Drechsler
knieend v.l.n.r.: Albert Drechsler, Reinhard Rau, Willi Vollbrecht, Gerd Duwe, Albert Gunkel und Kurt Finke.
Vereinsausflug zur Porta Westfalica 1958

Mit dem Wiederbeginn des Punkt- spielbetriebes im Fußball stieg auch das allgemeine Interesse im Dorf für den Sport und den TSV wieder deutlich an. Es gab Vereinsausflüge und ab 1960 dann auch wieder erweiterte sportliche Aktivitäten. Unter der Leitung von Hildegard Woop und Renate Zwirner wurde die Frauengymnastik wiederbelebt und unter der Leitung von Dieter Bährens eine Tischtennisabteilung gegründet (mit dem Saal des Gasthauses „Struthkrug“ als Spielstätte).

Frauengymnastikabteilung 1960-1962 unter Leitung von Hilde Woop
v.l.n.r.: Irmgard Behmke, Renate Zwirner, Elisabeth Beyer, Christa Adam, Hildegard Woop, Ursel Hinze, Marga Beyer, Lisa Waldmann und Christa Behmke

9. Der Fußballsport dominierte die 1960er Jahre

Das wichtigste Projekt am Übergang in die 1960er Jahre war die Renovierung und Erweiterung des Sportplatzes am Osterholz. Der dort seit 1949 bestehende Platz am Osterholz war in seinen Ausmaßen zu klein und musste endlich auf das vorgeschriebene Regelmaß gebracht werden. Man beschloss deshalb, den ganzen Spielbetrieb nach Renshausen zu verlegen, wo man bei den dortigen Sportsfreunden für nur 10.00 DM Miete pro Spieltag deren Platz nutzen konnte. Nach 15 Monaten Bauzeit und vielen freiwilligen Arbeitseinsätzen konnte am 07. August 1961 im Rahmen eines großen Sportfestes der erweiterte und gründlich renovierte Sportplatz am Osterholz seiner Bestimmung übergeben werden. Trotz 1100 freiwilliger Arbeitsstunden der insgesamt jetzt 90 Mitglieder hatte die Erweiterung der Platzanlage auf das jetzt auch überregionalen Ansprüchen gerecht werdende Maß von 105 x 66,5 m immer noch 10.000 DM gekostet, eine für damalige Verhältnisse enorme Summe für den kleinen Verein. Aber es hatte sich gelohnt, was vor allem dem Einsatz des 1. Vorsitzenden Hans Wieczorek und seiner ganzen mittätigen Familie zu verdanken war. Das „Göttinger Tageblatt“ rühmte die Anlage sogar als „einen der besten Plätze des ganzen Kreises“. Nun verfügten die Holzeröder Mannschaften über gute Bedingungen, wenn es dort ‚draußen am Walde‘ (heute in der Nähe des Holzeröder Schützenhauses als Heimstätte der Pfadfinder genutzt) auch weiterhin noch keine Umkleidemöglichkeiten oder fließend Wasser gab; hierfür stand – wie fast auf allen Dörfern dieser Zeit – lediglich nur im Dorf der Clubraum des Vereinslokals „Rühling“  mit einer Blechwanne auf dem Hof zur Verfügung.

Die aber zumindest deutlich verbesserte Situation führte nun auch kontinuierlich fußballinteressierte Sportler aus den Nachbardörfern Spanbeck, Billingshausen und Reyershausen nach Holzerode, denn in diesen Orten konnte nur Handball wettkampfmäßig gespielt werden. Der erste von diesen Spielern ‚von auswärts‘ war Roland Schulz aus Reyershausen, der dann auch fast 10 Jahre lang Stammspieler war (siehe Bild unten, vorne zweiter von links).

Die 1. Mannschaft des TSV Holzerode zur Einweihung des neuen Sportplatzes „Am Osterholz“ 1961
stehend v.l.n.r.: Dieter Zwirner (Schiedsrichter), Siegfried Daberkow, Reinhard Kolle, Kurt Waldmann, Heinz Beyer, Werner Thiele, Horst Behmke, Hans Wieczorek knieend v.l.n.r.: Jürgen Kolle, Roland Schulz, Horst Adam, Dieter Vollbrecht und Helmut Behmke

Mit der Zeit wurde die 1. Mannschaft des TSV so auch immer stärker, nicht zuletzt durch den kontinuierlichen ‚Einbau‘ jüngerer Spieler aus dem Nachwuchs der A/B-Mannschaft.

Die Fußball-A/B-Jugend 1961
stehend v.l.n.r.: Manfred Daberkow, Erich Germershausen, Rainer Thiele, Wolfgang Buss, Dieter Daberkow, Joachim Lechte, Lutz Woop, unbekannt, Reiner Kolle, Klaus Wieczorek und Dieter Zwirner (Schiedsrichter)
vorn knieend: Willi Meyer und Klaus Steinbach
Die A/B-Jugend 1963/64
stehend v.l.n.r.: Dieter Zwirner (Schiedsrichter), Klaus Wieczorek, Erich Germershausen, Lutz Woop, Dieter Daberkow, Willi Meyer, Manfred Daberkow; Hans Wieczorek (1. Vorsitzender) und Hans-Jürgen Linke vorne kniend v.l.n.r.: Rainer Thiele, Heinz Kasper, Klaus Steinbach und Klaus-Dieter Fahlbusch

Insbesondere bei zahlreichen Pokalspielen war man in den folgenden Sommern sehr erfolgreich. Nach zweimaligem Gewinn des sog. „Eichsfelder Pokals“ (einem ab Anfang der 1960er Jahre jährlich an wechselnden Spielorten stattfindenden Pokalturnier mit den beteiligten Vereinen aus Renshausen, Krebeck, Bodensee, Wollbrandshausen und Seeburg) in den Jahren 1965 in Krebeck und 1967 auf heimischem Platz in Holzerode konnte dieser durch eine große Nachbarschaftsrivalität heiß umkämpfte.

Sportfest 1965 – Auswahlmannschaft Holzerode mit Gastspielern vs. 1. Amateure Göttingen 05
v.l.n.r. Holzeröder Mannschaft stehend, Beginn 3.
v.r.: Siegfried Daberkow, Klaus Gehrke (Waake), TW Wagner(05), Roland Schulz, Wolfgang Buss, Hubert Nienstedt (Renshausen), Dieter Vollbrecht, Horst Behmke, Heinz Beyer , Kurt Waldmann, Bernd Lechte, Harald Mattick und Hans Wieczorek (1. Vors.)
Die siegreiche 1. Herrenmannschaft des TSV beim Pokakalturnier der „Eichsfeld- Runde“ 1967 auf dem heimischen Sportplatz „Am Osterholz“
stehend v.l.n.r.: Siegfried Daberkow, Ludwig Kauffeld, Dieter Daberkow, Wolfgang Buss, Roland Schulz, Dieter Vollbrecht und Dieter Zwirner knieend
v.l.n.r.: Reinhard Kolle, Kurt Waldmann, Klaus Bothmann, Klaus-Dieter Fahlbusch, Horst Behmke und Heinz Beyer

Wanderpokal 1969 in Wollbrandshausen ein drittes Mal innerhalb von sieben Jahren gewonnen werden und ging endgültig in den Besitz des TSV Holzerode. Das war ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Holzeröder Fußballer.

Die siegreiche Mannschaft des TSV beim Pokalturnier 1969 in Wollbrandshausen
stehend v.l.n.r.: Kurt Waldmann (verletzt), Gerd Daberkow, Wolfgang Buss, Manfred Daberkow, Dieter Daberkow, Siegfried Daberkow, Roland schulz, Dieter Vollbrecht und Klaus Bothmann
knieend v.l.n.r.: unbekannt, Karl-Heinz Fahlbusch, Werner Jaschewski, Lutz Woop und Heinz Beyer

Und die gute der Form der Mannschaft hielt in diesem Sommer auch noch ein paar Wochen an. Schon bald danach konnte bei dem traditionellen Ernst-Fahlbusch-Turnier des SC Weende mit einem hohen 5:1-Sieg gegen SV Geismar der dortige Pokal errungen werden und schließlich auch noch als weiterer Höhepunkt beim eigenen Sommersportfest am Osterholz ganz überraschend die Bezirksklassenmannschaft des SC Weende mit 2:1 geschlagen werden.

Sommerfest 1969 Holzerode vs. SC Weende (Bezirksklasse)
die Holzeröder Mannschaft (links, von vorn): Hans Wieczorek (Vorsitzender), Wolfgang Buss, Lutz Woop, Dieter Vollbrecht, Roland Schulz, Siegfried Daberkow, Klaus Bothmann, Karl-Heinz Fahlbusch, Heinz Kasper, Werner Jaschewski und Dieter Zwirner (Schiedsrichter)
Siegfried Daberkow

Nach dieser erfolgreichen Sommersaison des Holzeröder Fußballs verabschiedete sich dann aber ein Fußballer vom aktiven Wettkampfsport, der sicherlich bis dahin zusammen mit den Jurgeleit-Brüdern der talentierteste und erfolgreichste Spieler aus den eigenen Reihen war, der langjährige Mittelstürmer Siegfried Daberkow. Für seine Leistung mit 28 Toren in der letzten Punktspielsaison 1968/69 erhielt er noch einmal einen Ehrenpreis des Vereins. Dieser Abschied vom aktiven Fußballspiel nach 13 Jahren als herausragende Stütze der 1. Mannschaft bedeutete jedoch keinen vollständigen Rückzug aus dem Vereinsgeschehen. In der Jahreshauptversammlung im Dezember 1969 trat er durch die Wahl zum 2. Vorsitzenden sogleich wieder aktiv in die Vereinsführung ein.

Hans Wieczorek
1948-1971

Als dann jedoch eineinhalb Jahre später der 1. Vorsitzende Hans Wieczorek bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26.02.1971 die Bürde des Vereinsvorsitzenden abgab, ging mit seinem Rücktritt auch die erste große Ära des Fußballsports in Holzerode zu Ende. 23 Jahre hindurch hatte er dem Verein mit großem Engagement zur Verfügung gestanden und dabei auch viele persönliche Opfer an freier Zeit und Arbeitskraft auf sich genommen. Seine Liebe galt dem Fußballsport, dem er seine ganze Kraft mit Leidenschaft widmete. In Anerkennung dieser hohen Verdienste erhielt er dafür im April 1971 aus den Händen des Landessportbund-Präsidenten Albert Lepa beim Kreissporttag die silberne Ehrennadel des Landessportbundes Niedersachsen.

10. Vom ‚Fußballverein‘ der ersten Nachkriegszeit zum Breitensport der 1970er Jahre

Der Verein war jedoch zu lange überwiegend auf den Fußballsport ausgerichtet gewesen und hatte inzwischen nur noch 66 Mitglieder sowie einen dürftigen Kassenstand von ca. 600 DM. Nur durch eine Öffnung für weitere Sportarten über das Fußballspiel hinaus konnte die Stagnation in der Vereinsentwicklung überwunden und neue Mitglieder zur breiteren Unterstützung des Vereins im Ort gewonnen werden. Diese Entwicklung leitete nun der Nachfolger von Hans Wieczorek im Amt des 1. Vorsitzenden, Edmund Behmke, mit einem breiter aufgestellten Vorstand ein, zunächst noch mit dem 2. Vorsitzenden Siegfried Daberkow.

Edmund Behmke
1972-1979
und 1982-1985

Als es dann aber schon bald wieder Querelen im Vorstand gab, trat auch er von seinem Amt zurück und es wurde am 15. Mai 1971 noch einmal ein völlig veränderter Vorstand gewählt. In diesem übernahm Heinrich Schnur jetzt das Amt des 2. Vorsitzenden und mit Eveline Hartmann als Schriftführerin kam auch erstmals eine Frau in  den Vorstand; Schatzmeister wurde August Linnemann. Wie die schnell wieder steigenden Mitgliederzahlen in den 1970er Jahren zeigten, war die Überlegung, über den Fußballsport hinaus mehr Sportarten anzubieten, richtig und für die weitere Entwicklung des Vereins zukunftsweisend. Das stieß jetzt auch auf großes Interesse im Dorf, wobei die inzwischen im Lande und vom Deutschen Sportbund initiierte Breitensportbewegung   „Trimm-dich“ ein weiterer Auslöser war. Bei der notwendigen Umgestaltung der Vereins kam dem Vorstand entgegen, dass er den Start hierzu sogleich mit einem großen Fest anlässlich des 50jährigen Gründungsjubiläums des ersten Sportvereins von 1921 und der 25jährigen Wiederkehr der Erneuerung des Vereins als TSV nach dem Zweiten Weltkrieg vom 13.-15. August 1971 mit einem umfangreichen sportlichen Programm festlich begehen und eine große dorföffentliche Aufmerksamkeit erzielen konnte. Am feierlichen Kommersabend wurden u. a. zehn Gründungsmitglieder aus dem Jahre 1921 für langjährige Treue zum Sport geehrt. Es waren dies die Sportkameraden: Karl Kolle, Heinrich Bährens, Heinrich Wertheim, Wilhelm Rühling, August Dietrich, Walter Dietrich, August Waldmann, Wilhelm Vollbrecht, Karl Schnur und August Lechte. Aus den Händen des Kreissportbundvorsitzenden Friedel Rosenthal erhielten sie eine Ehrenurkunde sowie die silberne Ehrennadel des Landessportbundes Niedersachsen. Das gelungene Jubiläumsfest erzeugte einen nachhaltigen Aktivitätsschub, sodass zur Jahreshaupt-versammlung 1972 schon wieder 138 Mitglieder gezählt werden konnten und sogleich auch die Forderung nach einer neuen, enger am Dorfkern gelegenen Sportanlage aus den Reihen der Mitglieder erhoben wurde. Zugleich wurden in dieser Zeit (01. April 1971) auch die früher schon einmal bestehenden Abteilungen „Damengymnastik“ und „Tischtennis“ reaktiviert. Mit Alfred Frixe übernahm sogar ein Mann den Übungsbetrieb in der jetzt von Gitta Döring geleiteten Abteilung Damengymnastik. Gleiches galt für die Sparte „Tischtennis“, die schon 1970 reaktiviert worden war und mit Ingo Hoffmann auch einen neuen Abteilungsleiter  erhielt. Ihm folgte später der langjährige Abteilungsleiter Kurt Waldmann, der es ab Mitte der 1970er Jahre mit zwei Senioren- und einer Jugendmannschaft/en sogar auf mehr als 50 Aktive in seiner Abteilung brachte. Durch die Erweiterung des Vereinsangebotes mit Aufnahme neuer Sportarten kam nun noch ein weiterer Wunsch zur Optimierung des Sportbetriebs in Holzerode auf die Tagesordnung, der Bau einer Sporthalle. Der Bedarf wurde auch noch durch die Tatsache begründet, dass die bisher einzige gedeckte Sportfläche, die traditionelle Übungsstätte des Saales der Gastwirtschaft „Rühling“ – zu dieser Zeit verpachtet an den Vereinswirt Halfar – durch eine Gasexplosion im September 1973 zerstört worden war. Dies war jedoch eine Aufgabe, die nur zusammen mit der politischen Gemeinde Holzerode realisiert werden konnte. Hierfür gab es nicht zuletzt durch besondere Umstände im Zusammenhang mit der zum 01. Januar 1973 sich vollziehende Gebiets- und Verwaltungsreform jedoch eine gute Chance. Bei den Verhandlungen um die Zuordnung von Holzerode als Ortsteil zur neuen Einheitsgemeinde Ebergötzen konnte durch geschicktes Agieren der Holzeröder Kommunalpolitiker – insbesondere des stellv. Bürgermeisters und Tischtennisaktiven Willi Vollbrecht (der „Kruse“) – quasi als ‚Kompensation‘ für den damals von vielen Holzerödern so empfundenen Verlust der Selbständigkeit der Bau eines neuen Sportplatzes mit Mehrzweckhalle am westlichen Dorfeingang ‚ausgehandelt‘ und finanziert werden. Das Projekt wurde umgehend in Angriff genommen, der Kauf des im Eigentum der Kirchengemeinde befindlichen Geländes durch die Gemeinde Ebergötzen getätigt, der Bauauftrag vergeben und mit dem TSV Holzerode die Einbringung einer erheblichen Eigenleistung vertraglich vereinbart.

Einweihung der Mehrzweckhalle Holzerode im Herbst 1977 mit einer Ansprache des Landrats Klaus-Peter Bruns

Nach zweijähriger mühevoller Arbeit und engagierter Tätigkeit eines verdienstvollen  Kreises von Sportkameradinnen und Sportkameraden konnte zunächst die neue Sportplatzanlage am 16. August 1975 mit einem umfangreichen Festprogramm eingeweiht und von dem Bürgermeister der Gemeinde Ebergötzen/Holzerode, Werner Edel, den Holzeröder Sportaktiven zur Nutzung übergeben werden. Mehr als zwei Jahre später, am 29. Oktober 1977 konnte dann auch die Mehrzweckhalle in Betrieb genommen werden. Auch dieses erfolgte im Rahmen einer öffentlichen Feier mit Anwesenheit des damaligen Landrats Klaus-Peter Bruns.

Für den Verein war dies ein weiterer großer Fortschritt, denn nun verfügte er erstmals über eine moderne Sporthalle am Ort. Für die Geschichte des Sports in Holzerode, wie auch für die Geschichte des „Turn- und Sportvereins Holzerode“, begann damit ein neues Kapitel in der bis dahin 55jährigen Entwicklung. Jetzt konnte die schon seit Beginn der 1970er Jahre von dem Vorstand eingeleitete Breitensportentwicklung kontinuierlich fortgesetzt werden. Die neuen Sportstätten führten dem TSV immer mehr Mitglieder zu – inzwischen waren es schon ca. 250 –, die mit viel Motivation und weiterem Vorwärtsdrängen Neues schaffen wollten. Bei all diesen Aktivitäten wurden jetzt auch die in den beiden ersten Nachkriegsjahrzehnten infolge der Fußballdominanz beim sportlichen Angebot stark ‚vernachlässigten‘ Frauen und Mädchen zu einer mitbestimmenden Kraft. Jetzt differenzierte sich z.B. die seit 1971 bestehende Damen-Gymnastikgruppe noch einmal aus und es wurde am 09. Januar 1976 speziell für die älteren Frauen unter Leitung von Gisela Sternberg die Gymnastikgruppe II gegründet; diese  war in ihren sportlichen Aktivitäten stark gesundheitsorientiert und machte auch ein regelmäßiges Schwimmangebot in der Schwimmhalle in Nörten-Hardenberg. Hierzu gehörten auch der Ausbau der Kinderturnabteilung durch Elke Hartmann und Melitta Heise, denen Verena Heise und Ursel Kerll als Übungsleiterinnen folgten. Hinzu kamen ersten Versuche mit dem Volleyballspiel unter Leitung des Sportkameraden Oppermann. Auch die Fußballer hatten ihr Zwischentief zu Beginn der 1970er Jahre überwunden und errangen mit einer neuen Mannschaft aus erfahrenen Spielern und jungen Nachwuchstalenten 1975 den Aufstieg in die 1. Kreisklasse und konnten auf dem neuen Sportplatz (allerdings nur vorrübergehend) wieder an alte Stärken anknüpfen

Mit dieser Mannschaft gelang in der Spielzeit 1974/75 wieder der Aufstieg in die 1. Kreisklasse, dort spielte man unter dem Spielertrainer Dr. Wolfgang Buss bis zum Ende der Saison 1977 und stieg dann wieder ab.
stehend v.l.n.r.: Siegfried Daberkow (Trainer), Dieter Daberkow, Lutz Woop, Manfred Daberkow, Detlef Jurgeleit, Wolfgang Hartmann, Heinz Kasper und Dieter Vollbrecht
knieend v.l.n.r.: Klaus-Dieter Fahlbusch, Fred Dankenbrink, Fritz Rinne, Bernd Lechte, Manfred Kath und Karl-Heinz Fahlbusch

Auch eine Altherrenmannschaft konnte sich bald wieder aus ‚Altinternationalen‘ des Vereins formieren.

Die Alt-Herren Mannschaft von 1980
stehend v.l.n.r.: Karl-Heinz Fahlbusch (Schiedsrichter), Wolfgang Buss, Karl-Wilhelm Hunger, Horst Göbel, Lutz Woop, Dieter Vollbrecht, Fritz Rinne, Reinhardt Vollbrecht, Klaus-Dieter Fahlbusch (Betreuer)
knieend v.l.n.r.: Franz Scham, Kurt Müller, Heino Dressler, Horst Kerll,
Heinz Beyer, Siegfried Daberkow

Diese vielfältigen sportlichen Aktivitäten führten jedoch zugleich auch zu umfangreichen Organisationsanforderungen, die über den engeren Vorstand hinaus von einem größeren Kreis von Helfern mit hohem Zeitaufwand bewältigt werden mussten. Erstmalig hatte der Verein ja so etwas wie eine eigene ‚Heimstätte‘, die allerdings auch verwaltet und bewirtschaftet werden musste. So stellten sich für alle Verantwortlichen in dieser Zeit beinahe täglich neue Aufgaben und Fragen, zu denen man im bisherigen kleinen ‚Vereinsmanagement‘ noch keine Erfahrungen sammeln konnte. Dass es dabei auch einmal zu Reibereien und Brüchen kommen konnte, lag in der Natur der Sache. Nach langen Jahren der relativen Stagnation im allgemeinen Sportbetrieb außerhalb des Fußballs brachte das Tempo der 1970er Jahre auch manche Überforderung mit sich. Trotzdem war die Motivation zur Neugestaltung aber auch weiterhin ungebrochen. So wurde schon 1977 der Bau einer Flutlichtanlage für den Sportplatz diskutiert und dann mit einem Finanzvolumen von ca. 18.000 DM 1978 auch realisiert, und schließlich hielt auch noch der Tennissport in dieser Zeit Einzug beim TSV Holzerode. Schon zur Jahreshauptversammlung Ende 1978 hatten interessierte Tennisspieler den Bau einer Platzanlage gefordert, gründeten im Frühjahr 1979 unter Leitung von Dr. Wolfgang Buss eine Tennisabteilung und brachten sogleich auch das Projekt „Tennisplatzbau“ auf den Weg. Schon ein Jahr später konnte auch diese Anlage oberhalb der MZH realisiert werden. In die konkrete Planung kam jetzt auch schon eine Erweiterung der Mehrzweckhalle, um zusammen mit der Laienspielgruppe eine Bühne und zusätzliche Wirtschaftsräume zu schaffen.

Die erste Tennisplatzanlage von 1980, noch Hartplatz mit Kunststoffbelag

So war die Gesamtbilanz der Vereinsentwicklung in den 1970er Jahren schon imposant, zumal auch die fortschreitende allgemeine gesellschaftliche und sportliche Entfaltung in der Bundesrepublik diesem Wachsen sehr entgegenkam. Als das Führungsduo des Vereins, der 1. Vorsitzende Edmund Behmke und der ihn tatkräftig seit 1971 unterstützende 2. Vorsitzende Heinrich Schnur (gleichzeitig als Geschäftsführer), am Ende dieses Jahrzehnts in der Jahreshauptversammlung 1979 Rechenschaft ablegten, verkündeten sie eindrucksvolle Vereinszahlen, die eine positive Veränderung des TSV in dem ablaufenden Jahrzehnt dokumentierten: Von ca. 70 Mitgliedern mit einer einzigenAbteilung 1971 war man jetzt auf 270 Mitglieder in sechs Abteilungen gewachsen. Darüber hinaus hatte der Verein hervorragende Sportstätten, „indoor“ und „outdoor“, wie es neudeutsch jetzt hieß – Sportstätten, die eine vielfache Weiterentwicklung nicht nur des reinen Sportbetriebs, sondern über die Mehrzweckhalle vor allem auch des sozialen Lebens im Verein ermöglichten. Diese Zahlen sprachen für sich und waren eine klare Erfolgsbilanz. So erteilte die Versammlung dem 1. Vorsitzenden auch einstimmig Dank und Entlastung als er nach fast neun Jahren engagierter Amtsführung gleichzeitig seinen Rücktritt erklärte. Zum Nachfolger von Edmund Behmke wurde am 07. Dezember 1979 Horst Adam als 1. Vorsitzender gewählt.

11. Ein großes Jubiläumsfest zum 60jährigen Vereinsbestehen 1981, aber folgend auch unerwartete Rückschläge in der ersten Hälfte der 1980er Jahre

Mit dem Amtsantritt des neuen 1. Vorsitzenden Horst Adam zum Jahresbeginn 1980 hatte der Vorstand aber auch sogleich eine Reihe von noch ungelösten bzw. erst auf den Weg gebrachten Aufgaben zu erledigen: Der zu gestaltende Hallenanbau, der Tennisplatz-Neubau, die Sicherstellung einer gut organisierten Bewirtschaftung in der MZH und vor allem die Vorbereitung und dann Durchführung der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 60jährigen Bestehen des Vereins im Sommer 1981. Mit Schwung und großem Einsatz ging man an die Sache heran und machte zunächst auf allen Gebieten gute Fortschritte. Schon am 17. Juni 1980 erfolgte die offizielle Einweihung und Übergabe der Tennisplatzanlage, die erste vollständig vereinseigene Sportstätte. Danach standen für die nächsten Monate fast ausschließlich die Festvorbereitungen im Vordergrund. Es wurde ein rundes Sportprogramm erarbeitet und erstmals eine interessante Festzeitschrift mit Bilderausstellung vorbereitet. Dann galt es das Abschlussfest mit einem festlichen Kommersabend zu  organisieren.

Horst Adam
Vereinsbild zum 60jährigen Bestehen des TSV Holzerode vor der neuen Tennisplatzanlage
Der Vereinsvorstand zum Jubiläumsfest 1981
v.l.n.r.: Gitta Döring, Eveline Hartmann, Gisela
Sternberg, Günther Döring, Frank Adam (Fahnentr.),
Ursel Kerll, Kurt Waldmann, Jürgen Struckmeyer,
Heinrich Schnur, Horst Adam, Heini Lechte und Friedel
Jurgeleit

Das Jubiläumsfest selbst brachte dann auch den erhofften guten Erfolg für den Verein. In den Tagen vom 22.-28. Juni 1981 beteiligte sich auch der größte Teil der Ortsbevölkerung sowie zahlreiche auswärtige Gäste an dem Fest. Ein besonderer Höhepunkt war der große Umzug mit allen Abteilungen des Vereins sowie unter Beteiligung der anderen örtlichen Vereine.

Der Festumzug 1981: die Tennispieler/innen mit ihrem Abteilungsleiter Jürgen Struckmeyer (vorne
in der Mitte)
Die Gymnastikgruppe II mit ihrer Übungsleiterin Gisela Sternberg (ganz rechts)
Vereinsbild mit Geehrten zum 60jährigen Jubiläum des TSV 1981
‚Jux-Spiel‘ 1981 – Gemeinderat gegen Vereinsauswahl Holzerode
stehend v.l.n.r: Horst Bährens, Siegfried Daberkow, Horst Adam, Karl-Heinz Ilse, Wolfgang Buss, Karl
Gleitze, Horst Schulze, Willi Behre (Bürgermeister), Horst Gleitze, Dirk Lohrberg, Peter Maass, Detlef
Jurgeleit, Heinz Beyer, Reinhardt Diederich und Willi Vollbrecht
knieend v.l.n.r.: Uwe Vollbrecht, Kurt Waldmann, Wolfgang Schilling, Friedel Jurgeleit, Bernd
Elliehausen, Wolfgang Mann, Reinhold Hahn, Kurt Finke, Walter Dankenbrink, unbekannt, Werner
Heise, Wolfgang Dankenbrink, Fred Dankenbrink, Erich Germershausen und Helmut Buss.
Die Seniorenfußballer der ersten (Nachkriegs)Stunde im Festumzug 1981
v.l.n.r: Albert Vollbrecht, Otto Klemme, Edmund Behmke, Wilhelm Wertheim, Friedel
Jurgeleit, Werner Dankenbrink und Dünther Döring
Die Aktiven der Tischtennisabteilung beim Jubiläumsfest 1981
v.l.n.r.: Alfred Frixe, Kurt Waldmann, Dorothea Pösse mit Sohn, Willi
Vollbrecht und Siegfried Daberkow.

Nach diesem bunten und fröhlichen Höhepunkt im Vereinsleben setzte aber bald schon wieder das graue Alltagsleben ein. Das Entwicklungstempo vor allem in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre, die noch ungelösten Aufgaben beim Hallenaus- und -anbau sowie die Frage einer transparenten und zuverlässigen Bewirtschaftung der Halle überforderten zu diesem Zeitpunkt offensichtlich viele Mitglieder in ihrer Bereitschaft zur Mitarbeit – das war allerdings unbedingt notwendig, um den Verein am Funktionieren zu halten. Der Vorstand erhielt nicht mehr ausreichend Unterstützung durch regelmäßige Mitarbeit bei den Arbeitseinsätzen und auch mehrfache Appelle des 1. Vorsitzenden verhallten ohne den gewünschten Effekt. Dieses hatte Horst Adam bei seiner Amtsübernahme so nicht erwartet und dies war sicherlich auch keine Basis für eine erfolgreiche Vorstandsarbeit. Für viele Mitglieder überraschend, von der Sachlage her aber nachvollziehbar erklärte er deshalb am 14. Juni 1982 seinen Rücktritt vom Amt des 1. Vorsitzenden. Da sich in dieser Situation kein anderer als Nachfolger für dieses Amt fand, übernahm zunächst kommissarisch, später durch Wahl bestätigt, der vorherige 1. Vorsitzende Edmund
Behmke erneut die Vereinsführung.

Von dieser als doch deutliche ‚Turbulenz‘ im Vorstandsbereich wahrgenommenen Veränderung blieb der tägliche sportliche Betrieb jedoch weitgehend unbelastet. Die Weiterentwicklung des Vereins setzte sich fort und der Verein nahm auch an vielen dörflichen Aktivitäten teil, wie z.B. am Umzug zum 25jährigen Jubiläumsfest des Schützenvereins 1982.

Sommer 1982- Schützenumzug
stehend v.l.n.r.: Gudrun Senge, Margitta Finke, Hertha Kauffeld, Rita Klages, Hilde Thiele,
Christa Adam, Angelika Heiligenstadt, Heike Adam, Christa Beyer, Gitta Döring, Hanife
Finke, Marga Frixe, Ursel Kerll, Brigitte Herz, Giesela Göbel und Ruth Vollbrecht
knieend mit Banner: Thorsten und Karsten Frixe
Die „Willi-Finke-Hütte“ mit lauschiger Sitzecke
v.l.n.r.: Helmut Buss, Walter Dietrich, Hans Klinger, Gerlinde Preusse und Ursel Buss.

Die sportliche Ausdifferenzie-
rung im Verein wurde vor allem an der Entwicklung in der noch jungen Tennisabteilung deutlich, die ihre Anlage weiter ausbaute und jetzt dort auch eine erste Geräte- und Schutzhütte erstellte, die
später nach seinem besonderen ‚Förderer‘ Willi Finke benannte Hütte.

Aktive und Fans bei der Tennis-Vereinsmeisterschaft 1984
v.l.n.r.: Karin Jurgeleit mit Sohn Henning, Detlef Jurgeleit (verdeckt), unbekannt, unbekannt, Helmut Buss, Rainer Thumann (Trainer), Thorsten Frixe, Ursel Buss, unbekannt, Christa Adam, Horst Adam und Wolfgang Buss.
Kindertennisschule 1984
v.l.n.r.: Claudia Buss, Markus Fahlbusch, Rainer Thumann (Trainer), Oliver Sindram, Marko Werder und Sören Steinbach

Die Damengymnastikgruppe I feierte 1982 ihr 10jähriges Bestehen und im gleichen Jahr hielt auch der Frauenfußball Einzug beim TSV Holzerode. Das lange Zeit vom „Deutschen Fußballbund“ verbotene Spiel für Frauenmannschaften war seit den 1970er Jahren immer populärer geworden – hier im Göttinger Raum nicht zuletzt durch die Mannschaft von „Sparta Göttingen“ mit ihrem 3. Platz in der „Deutschen Meisterschaft“ 1976 – und es bildeten sich vielfach auch in den ländlichen Vereinen Frauen- und Mädchenteams. Am 09. Juni 1982 spielte erstmals eine Holzeröder Frauenmannschaft unter Leitung von Siegfried Daberkow und es wurde 1983 sogar eine entsprechende Sparte gegründet. In ein ‚Formtief‘ kam jetzt aber die Holzeröder Traditionssportart, der Männerfußball. Nur noch mit größten Mühen konnte schon in der Saison 1980/81 eine vollständige Mannschaften aufgestellt werden, weshalb man zwecks einer Fußballfusion an die mit den mit gleichen Problemen konfrontierten Sportkameraden des TSV Renshausen herantrat. Daraus folgte, dass ab der Saison 1981/82 eine Spielgemeinschaft Holzerode/Renshausen in der 2. Kreisklasse antrat und abwechselnd ‚mal auf dem Renshäuser und ‚mal auf dem Holzeröder Platz spielte. Auch der Holzeröder Jugendfußball war nicht mehr ausreichend ‚besetzt‘ und musste mit den verbliebenen Spielern und seinen Übungsleitern Siegfried und Dieter Daberkow zum TSV Ebergötzen wechseln. So notwendig und richtig diese Entscheidungen auch waren, sie waren aus der Not der Situation heraus geboren und kein Zeichen von Stärke, die Fußballaktivitäten wurden jedoch zunächst erhalten.

Noch größere Probleme bekam man jetzt auch mit der Bewirtschaftung der MZH. Immer wieder kam es zu Diskussionen um die damit verbundene Organisation und den notwendigen Ordnungsrahmen, auch um die vereinbarten Abgaben an die Gemeinde, die zu zahlenden Steuern und schließlich auch um eine korrekte und ordnungsgemäße vereinsinterne Abrechnung. In vielen Vorstandssitzungen und bei den Jahreshauptversammlungen 1983 und 1984 standen diese Themen immer wieder mit auf der Tagesordnung und führten zu zunehmendem Unmut bei den Mitgliedern. Dies schlug sich auch insgesamt in einer schlechten Stimmungslage im Verein nieder und führte nicht zuletzt auch zu einem erstmals wieder rückläufigen Mitgliederstand. Als es dem Vorsitzenden und seinem Vorstand offensichtlich nicht gelang, ausreichende Ordnung und Klarheit in die Vereinsgeschäfte zu bringen, trat Edmund Behmke am 20. Oktober 1984 von dem Vereinsvorsitz zurück. Sicherlich nicht Vorsatz und keineswegs persönliche Bereicherung, sondern vielmehr Unerfahrenheit und eine unangemessene Großzügigkeit mit den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten hatten den Verein in eine bedrohliche finanzielle Schieflage geführt. Eine durch eine Steuerkanzlei durchgeführte unabhängige Überprüfung stellte einen Verlust von ca. 6500 DM im Wirtschaftsbereich fest, der auch später nie aufgeklärt werden konnte. In dieser prekären Situation übernahm zunächst der amtierende 2. Vorsitzende Heinrich Schnur bis zu den regulären Neuwahlen auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1985 die Vereinsführung; dann schied auch er nach 14 Jahren engagierter, aber letztlich auch ‚unglücklicher‘ Amtsführung als 2. Vorsitzender und zeitweise auch als Geschäftsführer aus dem Vorstand aus.

12. Konsolidierung des Vereinsgeschehens mit Generationswechsel in der Vereinsführung ab 1985

Zu diesem Zeitpunkt im Januar 1985 hatte sich mit Dr. Wolfgang Buss, Heinz Kasper und Detlef Jurgeleit ein neues Führungstrio als 1. und 2. Vorsitzender sowie als Sportwart gefunden, das zur Vorstandskandidatur antrat und auch mit großer Unterstützung der Versammlung einstimmig gewählt wurde. Für den weitgehend neu zusammengesetzten Vorstand galt es jetzt zunächst einmal, die Vereinsgeschäfte zu ordnen, die größten Unklarheiten finanzieller und organisatorischer Art kurzfristig aus dem Weg zu räumen und damit die Vereinssituation zu konsolidieren. Für diesen Neuanfang bedurfte es aber auch der Zustimmung möglichst aller Gruppierungen im Verein. Der neue 1. Vorsitzender Wolfgang Buss warb deshalb in einer ersten Amtshandlung mit einem offenen Brief an alle Mitglieder um Unterstützung und ‚Starthilfe‘ bei diesem mehr aus der Not geborenen Vorstandswechsel, der zugleich aber auch ein Generationswechsel war.

Dr. Wolfgang Buss 1985-1987 (57)

Die Zielsetzung des neuen Vorstandes wurde nun auch konsequent umgesetzt und es begann – insbesondere mit Unterstützung aus den Abteilungen – wieder ein kontinuierlicher Aufschwung im Verein. Zunächst einmal wurde die Vorstandsarbeit über eine Geschäftsordnung und Aufgabenfestsetzung für den engeren und den erweiterten Kreis klar geordnet, die Abteilungen wurden z.T. neu strukturiert und einer modernen Entwicklung angepasst, sowie auch die Finanzen zunächst mit Hilfe des neuen Schatzmeisters Heino Dressler im Rahmen eines erstmals erstellten Haushaltsplanes für alle Mitglieder transparent gemacht wurden. Die sportliche Zukunftsorientierung drückte sich weitgehend in der neuen Abteilungsstruktur aus. Mit der Schaffung einer Seniorensport-, Frauensport- und einer Freizeitsportabteilung neben den schon bestehenden Abteilungen Kinder und Jugendliche, Fußball, Tischtennis und Tennis war der Schwerpunkt des Vereinsangebotes jetzt noch deutlicher auf Breitensport ausgerichtet.

Die Frauensportgruppe I Ende der 1980er Jahre
Hintere Reihe v.l.n.r.: Hilde Thiele, Gitta Döring, Lilli Finke, Irmtraut Heise, Christa Beyer
Vordere Reihe v.l.n.r.: Dorothea Buss, Irmgard Schulz, Lilo Bährens, Eva Hartmann, Sigrun Becker, Gerda
Kolle, Gertraud Vollbrecht, Marga Frixe, Ruth Vollbrecht und Annette Zech

Mit diesen klaren Vorgaben konnte die Alltagsarbeit im Verein bald wieder konsolidiert werden, so dass weitere besondere Ereignisse und Aufgaben in den Blick genommen wurden. Hierbei stand zuerst das nächste kleine Vereinsjubiläum an, die 65-Jahr-Feier im Sommer 1986, sowie natürlich die Fortsetzung und möglichst der Abschluss des noch als ‚Altlast‘ übernommenen Ausbaus der MZH. Beide Aufgaben wurden zu aller Zufriedenheit vom Vorstand und den Abteilungen vorangebracht und mit der Sportwoche zum 65jährigen Jubiläum vom 17.-21. Juni 1986 auch mit viel Freude und Gewinn für die Vereinsgemeinschaft realisiert. Gerade hierbei zeichnete sich die neue Führungsstruktur schon hervorragend aus. Der Sportwart Detlef Jurgeleit hatte die Gesamtkoordination der Abteilungsaktivitäten selbständig in der Hand und der Restvorstand konnte sich anderen Schwerpunkten widmen. Für den Ausbau trug der 2. Vorsitzende Heinz Kasper die Verantwortung und brachte die Arbeiten in den zwei Jahren seiner Amtszeit weitgehend zum Abschluss. Die Gesamtleistung des Vorstands in dieser Amtszeit 1985-1987 wurde auch dann nur noch geringfügig beeinträchtigt, als im Herbst 1986 der Schatzmeister wegen Inaktivität durch Vorstandsbeschluss aus dem Amt entlassen werden musste. Friedel Jurgeleit, altgedientes und verdientes Mitglied, stellte sich umgehend kommissarisch für die Aufgabe des Schatzmeisters zur Verfügung und die Finanzgeschäfte konnten geordnet in die Jahreshauptversammlung 1987 eingebracht werden. Zum Abschluss dieser schwierigen Übergangszeit hatte der Verein also wieder Anschluss an eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung gefunden. Die Turbulenzen aus den Jahren 1983-1985 waren überwunden, die organisatorischen Bedingungen geordnet sowie modernisiert und die Stimmung im Verein wieder auf Optimismus ausgerichtet. Auch das Angebot wurde sowohl im Kinderbereich als auch bei den Erwachsenen wieder gut angenommen. Die klare Aufteilung der Abteilungen führte nun zu einer besseren Übersichtlichkeit und Verantwortlichkeit auch für die Vorstandsarbeit. Schon im Herbst 1986 hatte die Mitgliederzahl erstmalig die Marke 300 überschritten. Die bisherige Gymnastikgruppe II, die Seniorinnen, firmierten jetzt als „Seniorensport“ und die Gymnastikgruppe I wurde nun als „Frauensport“ geführt und machte nun seit 1986 unter Leitung von Heike Adam, die 1987 die Übungsleiterlizenz A erworben hatte, weitere Fortschritte.  Sie umfasste jetzt die Angebote Gymnastik und Tanz sowie sich auch eine Jazzdancegruppe hieraus entwickelte. Gleiches galt für den Kindersport, bei dem vor allem auch der Kinder- und Jugendfußball wieder in Eigenständigkeit belebt wurde.

Vorführung der Frauensportgruppe mit ihrer Leiterin Heike Adam zur Weihnachtsfeier 1988
1. Reihe (vorn) v.l.n.r.: Hilde Thiele, Heike Adam, Marina Rosenhagen,
2. Reihe: Bärbel Diedrich, Karin Jurgeleit, Eveline Hartmann,
3. Reihe: Sigrun Becker, Ursel Kerll und Christine Behmke

Zur Jahreshauptversammlung 1987 gab es allerdings schon wieder einen Personalwechsel an der Spitze des Vereins, dieses Mal aber nicht in Folge von Schwierigkeiten in der Amtsführung. Dem 1. Vorsitzenden Dr. Wolfgang Buss wurde zum Jahresanfang 1987 die ehrenvolle Kandidatur für das Amt des 1. Vorsitzenden des „Kreissportbundes Göttingen“ (KSB), des Dachverbandes der Sportvereine auf Kreisebene, angetragen, und zwar in der Nachfolge des langjährigen Vorsitzenden Friedel Rosenthal und damit erstmalig einem Kandidaten aus einem kleinen, ländlichen Verein. Wolfgang Buss nahm die Kandidatur an und wurde einstimmig auf dem Kreissporttag 1987 in Weende zum 1. Vorsitzenden des KSB gewählt. Er behielt dieses Amt 14 Jahre lang bis 2001 inne und vertrat auf dieser Ebene auch seinen Heimatverein, den TSV Holzerode – blieb aber zwischenzeitlich auch noch in etlichen Funktionen weiterhin seinem Heimatverein erhalten. (Co-Abteilungsleiter Tennis, Teammanager und Spieler der „Altherrenmannschaft“ im Fußball, Leiter der „Fitness-Gruppe „Männer“ und immer wieder bei der Organisation von Jubiläumsfesten und als Autor von Festschriften tätig) zusammen mit Wolfgang Buss trat auch der 2. Vorsitzende Heinz Kasper aus persönlichen Gründen nicht mehr für eine zweite Wahlperiode an. Für die Jahreshauptversammlung am 23. Januar 1987 galt es nun wiederum, neue 1. und 2. Vorsitzende zu finden. Dies gelang jedoch im Sinne des schon 1985 eingeleiteten Generationswechsels sehr konstruktiv und ohne Probleme.

Mit Günter Becker wurde einstimmig ein neuer 1. Vorsitzender gewählt, der von nun an lange Zeit bis 1997 das Vereinsgeschick hauptverantwortlich und erfolgreich bestimmte. Ihm zur Seite trat als 2. Vorsitzender sein Altersgenosse Wolfgang Schilling. Das Ruder konnte also bruchlos übergeben werden und das Vereinsschiff blieb auf sicherem Erfolgskurs.

Günter Becker
1987-1997

13. Die 1990er Jahre – weitere Aufwärtsentwicklung und ein neuerliches großes Fest

Nachdem die Grundstruktur für eine dauerhafte und konsensfähige Plattform im Verein wieder gelegt worden war, konnte sich das neue Vorstandsteam um Günter Becker jetzt in Ruhe auf den weiteren Ausbau des Vereins hin zu einem modernen ländlichen Freizeit- und Breitensportverein konzentrieren. Dieses bezog sich sowohl auf die organisatorische als auch auf die bauliche und sportliche Ebene. Zunächst einmal wurden die Arbeiten zum Ausbau der MZH konsequent zu Ende geführt, so dass die schon seit 1986 weitgehend in Nutzung befindlichen Räumlichkeiten von Bühne, Küche und Vorratslager vollständig zur Verfügung standen und im Januar 1989 – wiederum nach einer behördenbedingten Verzögerung –  auch offiziell übergeben wurden. Fast zehn Jahre hatte damit das Unternehmen ‚Ausbau und Anbau der MZH‘ bis zu seiner Realisierung gebraucht, was nicht zuletzt zeigt, wie schwierig es in diesen Jahren war, ein solches ‚Großprojekt‘ in einem kleineren Verein wie dem TSV Holzerode weitgehend in Eigenleistung umzusetzen. Letztlich war die Entscheidung jedoch in jeder Hinsicht richtig und notwendig. Sie hat nicht nur den beiden hauptbeteiligten Vereinen, der Laienspielgruppe und dem TSV, wichtige weitere Entfaltungsmöglichkeiten gebracht, sondern auch der gesamten Ortsgemeinschaft für Feste und sonstigen Aktivitäten eine zentrale Veranstaltungslokalität  geboten.

Auf der Jahreshauptversammlung 1989 wurde der bewährte Vorstand satzungsgemäß für  zwei weitere Jahre im Amt wiedergewählt. Gleichzeitig wurde zur Absicherung einer kontinuierlichen Vereinsführung durch Satzungsänderung festgelegt, dass zukünftig die Ämter des engeren Vorstandes im jährlichen Wechsel zu besetzen seien. So galt die Wahl des 2. Vorsitzenden und des Schatzmeisters zunächst nur für ein Jahr, damit sich der Wechsel realisieren konnte. Zum Schatzmeister wurde mit Jörg Dix auch eine neue Person ins Amt gebracht, da Friedel Jurgeleit sich altersbedingt aus dem Vorstand verabschiedete. Mit dem besonderen Dank durch die Versammlung und der Ernennung zum Ehrenmitglied wurde sein langjähriger Einsatz für das Vereinswohl seit seinen aktiven Zeiten als Fußballer in den Jahren 1947/48 gewürdigt.

In dieser Zeit vollzog sich auch die Umstellung der Finanz- und Mitgliedsverwaltung des Vereins auf EDV-Basis. Für die Mitgliedsbetreuung wurde jetzt Sigrun Becker, die Ehefrau des Vereinsvorsitzenden Günter Becker, zuständig. Wie schon bei ihrer bisherigen Mitarbeit in der Kinder- und Jugendabteilung sowie der dann bald folgenden Tätigkeit als Übungsleiterin in der neuen Ju-Jutsu-Abteilung ging sie mit großem Einsatz und Sorgfalt an diese Aufgabe und wurde schnell mehr als nur eine wichtige Stütze für ‚ihren‘ Vereinsvorsitzenden. Günter Becker hat nun mit viel Geschick den Verein geführt, hatte aber auch in all den Jahren das Glück, zumeist ein recht eingespieltes und erfahrenes Vorstandsteam um sich herum zu haben. Als der Schatzmeister Jörg Dix zur Jahreshauptversammlung 1991 nicht mehr zur Verfügung stand, wechselte sogleich der bisherige 2. Vorsitzende Wolfgang Schilling in dieses wichtige Amt herüber und mit Jutta Bährens, der bisherigen Abteilungsleiterin „Kinder- und Jugendsport“, wurde erstmals eine Frau zur 2. Vorsitzenden gewählt. Danach folgten in diesem Amt von 1993 bis 1996 Uwe Behmke – vorher Abteilungsleiter Freizeitsport –  und seit der Jahreshauptversammlung 1996 Dr. Ulrike Libal mit der Erfahrung als Ratsherrin in der Gemeinde. Von besonderer Bedeutung war in dieser Zeit auch das Ausscheiden von Eveline Hartmann nach 22jähriger (!), überaus verdienstvoller Tätigkeit im Amt der Schriftführerin zur Jahreshauptversammlung 1993; sie wurde für ihre immer große Verlässlichkeit und Sorgfalt mit nachhaltigem Dank verabschiedet. Auch hier fand sich sogleich mit der schon als Frauenwartin im Vorstand bewährten Christine Behmke eine sehr angemessene Nachfolgerin.        Weniger erfreulich war in dieser Zeit der Rückgang an Aktivitäten in der Traditionssportart Fußball. Hatte man durch die Fusion mit dem TSV Renshausen 1981 noch an eine langfristige Lösung der Probleme geglaubt, so  zeigte sich, dass dieses Modell für die Strukturen in unseren beiden Orten noch keine Dauerlösung war. Es gab zwar keinerlei Differenzen mit den Renshäuser Sportfreunden, aber hinderliche organisatorische Gründe führten zum Saisonbeginn 1985/86 zur Beendigung des Modells. Zunächst spielte man deshalb in Holzerode jetzt sogar wieder eigenständig mit zwei Herrenmannschaften in der 1. und 2. Kreisklasse und es schien die Strukturschwäche Anfang der 1980er Jahre überwunden zu sein. Auch eine Altherrenmannschaft (allerdings weiterhin in Spielgemeinschaft mit dem TSV Renshausen) hatte sich zu einer festen Größe entwickelt. All das war jedoch nur eine ‚Scheinblüte‘, denn schon bald reichte die Anzahl der Aktiven wieder nicht aus. So kam nach der Saison 1988/89 das vorläufige Ende des Fußballspiels im Seniorenbereich des TSV und es erfolgte die Abmeldung aus dem Spielbetrieb beim Kreisfußballverband. Damit ging zunächst einmal eine spezifische Wettkampfkultur im Verein zu Ende, die ihre Anfänge schon im Gründungsjahr des Vereins 1921 hatte, spätestens aber seit der Nachkriegszeit 1947 immer das Bild des TSV Holzerode entscheidend prägte.  Erhalten blieb dem Verein im Herrenbereich aber wenigstens die – allerdings nur breitensport- und freizeitorientierte – Spielgemeinschaft und der -betrieb bei den sog. „Alten Herren“, bis 1994 unter Leitung von Wolfgang Buss, dann langjährig von Lothar Becker.

Die ‚Alt-Herren‘-Mannschaft Mitte der 1990er Jahre
Hintere Reihe v.l.n.r.: Siegfried Daberkow (Schiedrichter), Klaus-Dieter Daberkow, Karl-Heinz Heinemann, Heiko Vollbrecht, Detlef Jurgeleit, Heinz Kasper, Lothar Becker, Christian Governatori und Wolfgang Hartmann.
Mittlere Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Mann, Zafer Harman, Georg Kaiser, Frank Hartmann und Dietmar Ledel.
Vordere Reihe v.l.n.r.: Udo Berndt, Andreas Behmke, Martin Senger, Norbert Schuhmacher und Ralf Ruwisch.

Noch wichtiger war aber die Fortsetzung des Spielbetriebes im Kinder- und Jugendfußball sogar mit mehreren Mannschaften unterschiedlicher Altersgruppen; sie wurden insbesondere von Dieter Daberkow und einer Reihe von engagierten Vätern zusammen gehalten und betreut.

Die E-Jugend 1986
hinten stehend v.l.n.r.: Betreuer Wolfgang
Hartmann, Dieter Daberkow und Andreas
Behmke
Mitte: Markus Schilling, Jens Vollbrecht, Jens
Hartmann, Mohammed Khiveh, Christoph
Köhler, Sven Dankenbrink und Lars Lindner
vorn: Hendrik Behmke, Dominik Behmke,
Alireza Khiveh
Die D-Jugend 1989
hinten stehend v.l.n.r.: Betreuer Uwe Vollbrecht
und Dieter Moritz
Mitte: Hendrik Bleckert, Hendrik Behmke,
Dominik Behmke, Asariel Kriener und Jens
Vollbrecht,
vorn: Benjamin Kriener und Markus Schilling
Die E-Jugend 1990
v.l.n.r.: Daniel Schilling, Julia Dankenbrink, Annika Behmke, Jan Bährens, Frauke Jurgeleit, Katharina Vogel, Henning Jurgeleit, Stefan Dankenbrink und Björn Jaschewski

Doch so schmerzlich die Einstellung des Wettkampfbetriebes im Männerfußball auch von vielen Mitgliedern empfunden wurde, so gab es insgesamt in dieser Zeit aber keineswegs einen Rückschritt im sonstigen sportlichen Vereinsleben. Im Gegenteil, der Verlust im Fußballbereich wurde durch neue Aktivitäten in anderen Bereichen ausgeglichen. Im sportlichen Bereich vollzog sich jetzt endgültig auch im TSV der Um- und Durchbruch zu den inzwischen für viele Vereine charakteristischen ’neuen Ufern‘ der vereinsgebundenen Freizeit- und Bewegungskultur, insbesondere in der Ausrichtung als „Gesundheitssport“. Zum einen entwickelten sich gerade der Kinder- sowie der Seniorensport in großer Vielfalt, und zum anderen kam mit Ju- Jutsu im September 1989 noch eine neue Abteilung dazu, die vorübergehend mit 60 Mitgliedern die größte im Verein werden sollte und mit dem Kampfsport eine völlig neue Akzentuierung brachte. In dieser Abteilung wurde unter Leitung von Sigrun Becker eine

1989 – die ersten Handgriffe im Ju Jutsu werden geschult – Ursel Kerll mit Sigrun Becker (liegend) beim Genickhebel
und bald gibt es auch eine größere Anzahl von Kinder in dieser Abteilung – 1994 v.l.n.r.: Arne Dettmar, Tobias Dressler, Sebastian Kolle und Nicola Garbe mit ihren ersten Leistungsurkunden (Halbgurt weiß/gelb)
Die JuJutsu-Abteilung 1994
stehend obere Reihe v.l.n.r.: Sigrun Becker (Übungsleiterin), Anika Christophersen, Jens Hartmann, Markus Schilling und Birgit Fiedler
stehend mittlere Reihe v.l.n.r.: Tanja Kerll, Heike Fahlbusch, Karin Österheld, Jan Österheld
knieend v.l.n.r.: Julia Hartmann, Kathrin Becker, Sandra Vollbrecht

systematische Ausbildung betrieben, die schon in den folgenden Jahren kontinuierlich zur Vergabe von aufsteigenden Qualifikationen führte (erkennbar durch die Gürtelfarbe) sowie auch zu Meisterschaften und Wettkampferfolgen. Herausragend waren dabei in den 1990er Jahren eine Bezirksmeisterschaft von  Marko Werder in der Erwachsenenklasse und die Bezirks-, Landes- und Nordeutsche Meisterschaft von Jan Bährens in der Klasse „Jugend B“. Diese Entwicklung war insgesamt für den Verein gut, wenn auch das Herz aller Traditionalisten und treuen Fußballanhänger traurig war. Die neuen bzw. erweiterten Aktivitäten wurden wie bisher durch den Tischtennis-, den Tennis-, den Seniorinnen-  und den Frauensport ergänzt, wobei auch diese Abteilungen zwischendurch immer einmal mit wechselndem Zuspruch zu kämpfen hatten, als inzwischen etablierte Sportarten aber nie in Frage gestellt waren. In der Tischtennisabteilung ruhte allerdings von 1993 bis zum Frühjahr des Jahres 1996 sogar der Spielbetrieb; danach erfolgte aber auch hier eine Reaktivierung von bewährten Kräften und die Tradition der Abteilung wurde fortgesetzt. Letztlich aber hatte die Jazzdancegruppe der bisherigen Nr. 1 im Angebot des TSV, dem Fußballsport, den Rang abgelaufen. Absoluter Höhepunkt jeweils in der Wintersaison waren in dieser Zeit schon die Darbietungen unserer Tanz- und Gymnastikgruppen in den ‚Hallenshows‘ unter der Leitung von Heike Adam. Heike, die ein sog. ‚Eigengewächs‘ des Vereins schon aus Kinder- und Jugendjahren war und dies auch noch lange Zeit blieb; sie war und blieb die Seele dieser Veranstaltungen und hat mit größtem Engagement, Kreativität und viel künstlerischem Talent immer wieder bewirkt, dass die ‚Showabende‘ in der Holzeröder MZH nicht nur mit den eigenen Aktiven, sondern auch immer wieder mit Gastgruppen aus befreundeten Vereinen bereichert wurden. Die Besucher dieser Veranstaltungen kamen nicht nur aus Holzerode, sondern auch stets aus den umliegenden Dörfern. Im Juli 1992 berichtete z.B. das „Göttinger Tageblatt“ über solch einen Holzeröder Showabend, bei dem sich 13 Gruppen vom Kinder- bis zu den Seniorinnenbereich (diese jetzt auch erstmalig mit ihrer neuen Übungsleiterin Hannelore Göttinger aus Ebergötzen) präsentierten und die ganze Breite des Fitnesssports und Tanzens zeigten, von Aerobic über Jazzdance, Standard- und Formationstanz bis zum Rock’n Roll. Der Höhepunkt war die Aufführung der Jazztanzgruppe des TSV, die unter dem Motto „Sonne, Mond und Sterne“ zur Musik von Georg Jacobi eine von Heike Adam choreografierte Präsentation zeigte.

Göttinger Tageblatt vom 11.07.1992
„Tanzvielfalt bei der Hallenschau des TSV Holzerode“ :13 Kinder-, Senioren- und Frauengruppen (…)
präsentierten die gesamte Vielfalt des Tanzens. (…) Den Abschluss der Schau bildete die Jazztanz-Gruppe des gastgebenden TSV , die unter dem Motto „Sonne, Mond und Sterne“ (…) auftrat. Stehend v.l.n.r.: Ines Kolle, Martina Kopp/Bergolte, Eveline Hartmann, Ulrike Ronge und Sabrina Lechte knieend: Heike Adam, Astrit Böcker und Karin Jurgeleit
Die Jazzdancegruppe zur Kirmes 1994
stehend v.l.n.r.: Martina Kasper, Martina Kopp, Astrit
Böcker, Christine Behmke, Eveline Hartmann und Ines Kolle
knieend: Heike Adam, Karin Jurgeleit und
Bärbel Diedrich

Und die noch ‚junge‘ Jazztanzgruppe blieb auch weiterhin das attraktive Aushängeschild‘ des TSV. Auch im geselligen Bereich hat der Verein in diesen 1990er Jahren vielerlei Aktivitäten entwickelt. Als Höhepunkte waren da zunächst die Sportwoche zum 70jährigen Vereinsbestehen vom 23.-30. Juni 1991, dann die regelmäßigen Weihnachts- und Faschingsfeiern der Seniorinnen, Ausflüge der einzelnen

1994 Ausflug der Seniorinnengruppe mit Gästen in die Heide mit ihrer Übungsleiterin Hannelore Göttinger (untere Reihe liegend, 6ste von links)

Abteilungen sowie Knobel- und Grillabende der Altherren-Fußballer, seit 1993 eine Adventswanderung jeweils zum Jahresende sowie im Sommer regelmäßig eine Sportwoche unter Beteiligung aller Abteilungen, darüber hinaus Turniere der Altherren-Fußballer, der Freizeitsportler auf der Beachvolleyballanlage des Vereins und natürlich zahlreiche Tennisturniere auf der Anlage oberhalb der MZH. Zusätzlich hatte sich die seit 1979 bestehende Vereinsfreundschaft mit dem Verein „TSV Westerwalsede“ aus dem Landkreis Rotenburg (Wümme), einem Verein mit gleicher dörflicher Struktur, stabil entwickelt und führte zu jährlichen gegenseitigen Besuchen.

Freundschaftstreffen mit dem Heide-Verein SV Westerwalsede 1992 in Holzerode

Diese gute Entwicklung in den ‚neuen‘ Abteilungen strahlte auch auf die anderen Abteilungen ab, sodass der Verein 1996, in seinem 75sten Jahr des Bestehens, eine breite Palette an sportlichen Aktivitäten anbieten konnte. Man hatte sich inzwischen weitgehend vom leistungsorientierten Wettkampfsport gelöst, ohne das hierauf der Vorstand oder eine bestimmte Gruppierung gezielt hingearbeitet hatten. Dies war der „Zeitgeist“ in den Sportvereinen, bei denen die Sportarten ‚nur zum Zuschauen‘ weniger wurden, dafür aber die ‚Mitmach- und Fitnesssportarten‘ zunahmen. Nie vorher waren so viele Mitglieder im TSV regelmäßig aktiv. Vor allem unter gesundheitlichen und den ebenso wichtigen kommunikativen Gründen war dies eine sehr erfreuliche Entwicklung, zumal Veränderungen und Anpassungen an Bedürfnisse z.B. nach einem späteren, neuerlichen Wettkampfbetrieb damit nicht grundsätzlich ausgeschlossen wurden – wie die spätere Entwicklung im Fußball im TSV zeigen sollte.

Dementsprechend präsentierten sich die Abteilungen auch stolz und repräsentativ dem Fotografen im Festjahr 1996. Besonders erfreulich war die Entwicklung in der Freizeit- und Gesundheitssportabteilung, in der seit Ende 1992 durch eine Ausdifferenzierung drei verschiedene Angebote bestanden: Allgemeiner Spiel- und Sportbetrieb für alle Altersklassen, Fitness- und Gesundheitssport für Männer ab 40 sowie präventive Wirbelsäulengymnastik.

Die Fitness- und Gesundheitssportgruppe „Männer“ 1996
hintere Reihe v.l.n.r.: Jürgen Sohnrey, Dominik Behmke, Detlef Jurgeleit, Wolfgang Hartmann, Frank Ronge, Andreas Behmke und Günther Becker
mittlere Reihe: Wolfgang Buss (Übungsleiter), Hendrik Behmke und Erich Weibel vordere Reihe: Uwe Behmke, Uwe Heilmann, Alfred Frixe und Lothar Becker
Die Frauensportgruppe 1996
hintere Reihe v.l.n.r.: Martina Bergolte, Ulrike Libal, Ines Kolle, Ulrike Ronge, Eveline Hartmann.
vordere Reihe v.l.n.r.: Manuela Jaschewski, Barbara Jaschewski, Anja Waldmann, Bärbel Diedrich, Heike Adam (Übungsleiterin), Astrit Böcker, Karin Jurgeleit, Doris Behmke und Martina Kasper
Die Seniorinnensportgruppe 1996
v.l.n.r.: Bärbel Dankenbrink, Christa Beyer, Lisa Daberkow, Hilda Gerstmann, Marga Frixe, Irmgard Schulz, Gertraud Vollbrecht, Sieghilde Dankenbrink, Eva Hartmann, Gerda Kolle, Dorothea Buss, Karla Waldmann, Erika Österheld, Lilli Finke, Gitta Döring, Liselotte Bährens, Hilde Thiele, Waltraud Schilling, Ulla Deppe, Hannelore Göttinger (Übungsleiterin), Irmtraud Heise und Luzie Bergolte
Die Aktiven der Tennisabteilung zum Jubiläumsfest 1996
hintere Reihe v.l.n.r.: Detlef Jurgeleit, Karin Weber, Matthias Zilinski, Hans Kolodzik, Karlo Preusse, Horst Adam und Klaus-Peter Hoch.
mittelere Reihe v.l.n.r.: Jürgen Sohnrey, Marianne Gauglitz, Christa Adam, Ursel Buss, Rotraud Kolodzik, Gerlinde Preuße, Wolfgang Buss und Alfred Frixe.
vordere Reihe v.l.n.r.: Jan Bährens, Henning Jurgeleit und Frauke Jurgeleit.

und die Kindersportgruppen:

Die ‚Jüngsten‘ im Mai 1996
hintere Reihev.l.n.r.: Franziska Brill, Timo Dankenbrink, Jeremy Kath und Jonas Reinecke
vordere Reihe: Louissa Tanhnee Ropeter, Richard Osang, Laureen Lechte, Philipp Lange, Sina Götemann und Birte Libal (Übungsleiterin Karin Jurgeleit)
Die 8-10jährigen Kinder im Mai 1996
stehend v.l.n.r.: Anna Jahn, Anna-Lena Kolle, Christina Becker, Julia Becker und Nicola Garbe
vorn liegend: Alexander Vogel und Julian Kasper (Übungsleiterin Doris Behmke)
Die 10-12jährigen Kinder im Mai 1996
stehend v.l.n.r.: Christine Vogel, Annika Schilling, Svenja Garbe und Sarah Kolle
knieend: Daniela Kasper, Annika Behmke, Nadine Lebensieg und Nadine Schill
liegend: Clara Libal, Katharina Vogel und Frauke Jurgeleit (Übungsleieterin Doris Behmke)
Die 13-15jährigen im Mai 1996
stehend v.l.n.r.: Carina Linnemann, Janina Behmke, Martina Fahlbusch, Lucienne Diedrich und Kathrin Becker
sitzend: Sandra Vollbrecht und Meike Bährens (Übungsleiterin Doris Behmke)

Der Höhepunkt im Vereinsgeschehen der 1990er Jahre war dann aber das Jubiläumsfest zum 75jährigen Bestehen des TSV Holzerode im Sommer 1996. Das Fest wurde mit einer großen Sportwoche vom 10.-18. August rund um die Sportanlagen an und in der MHZ gefeiert.

Mit einem engagierten Vorstand und vielen Helfern konnte Günther Becker mit diesem Jubiläumsfest

erweiterter Vorstand 1996
stehend v.l.n.r.: Willi Vollbrecht Sozialwart), Sigrun Becker (Mitglieds-und Beitragsverwaltung sowie Abteilungsleiterin JuJutsu), Wolfgang Schilling (Kassenwart), Günther Becker (1. Vorsitzender), Dr. Wolfgang Buss (Festausschuss und Sprechergruppe Tennis), Edmund Behmke (Gerätewart), Horst Bährens (Festausschuss) und Andreas Behmke (Abteilungsleiter Freizeit- und Gesundheitssport)
knieend v.l.n.r.: Doris Behmke (Abteilung Kinder- und Jugendsport), Dr. Ulrike Libal (2. Vorsitzende), Christine Behmke (Schriftführerin) und Karin Jurgeleit (Abteilung Frauensport)

der Geschichte des TSV Holzerode ein weiteres glanzvolles Kapitel hinzufügen. Es waren erlebnisreiche Tage, wie sie in der Breite des Sports Holzerode bis dahin noch nicht erlebt hatte  und an denen sich nicht nur beim Festball zum Ende der Woche, sondern auch beim abschließenden Festumzug am 18. August 1996 alle örtlichen Vereine und etliche Gastvereine beteiligten. Gleichzeitig konnten sich die Abteilungen des Vereins auch wieder einmal der Öffentlichkeit präsentieren und für den Sport werben.

Sonntag, der 11. August 1996 – das ‚Sportfest‘ auf dem Sportplatz an der Mehrzweckhalle:

Das Jubiläumssportfest mit Präsentationen einzelner Abteilungen – hier der Ju-Jutsu-Aktiven – und einem ‚Spiel ohne Grenzen‘ für alle Besucher des Festes.

Spiel ohne Grenzen mit Horst
und Christa Adam sowie
Wolfgang Hartmann
und die Präsentation
von Kampfsport durch
Waldo Brandt und
seiner Tochter Linda

Der Festumzug am 18. August 1996 unter Teilnahme aller Abteilungen des TSV und der anderen örtlichen Vereine:

An der Spitze des Zuges der Vorstand des TSV mit Fahnenträger Dieter Daberkow in Begleitung von Sandra Vollbrecht und Kathrin Becker – in der 2. Reihe v.l.n.r. die Vorstandsmitglieder Willi Vollbrecht, Ulrike Libal, Günter Becker, Christine Behmke und Wolfgang Schilling (alle in tradioneller Vereinskluft und den -farben seit den 1920er Jahre)
Die Ju-Jutsu-Abteilung mit ihrer Leiterin Sigrun Becker (vorn Mitte)
Die Abteilung „Seniorinnensport“ mit ihrer Leiterin Marga Frixe (2. von links)
Die Fitnesssparte “Männer“ in traditioneller Kluft in Erinnerung an die Fahrradgruppe der „Freien Turner“ von 1924 (siehe Bild S. 3) mit ihrem Leiter Wolfgang Buss an der Spitze
Die Kinder aller Altersgruppen des Vereins im Festumzug 1996
Die Jazzdancegruppe mit ihrer Leiterin Heike Adam, 2. von rechts
Die Tennisabteilung 1996 mit Christa und Horst Adam an der Spitze

Und die Tennisabteilung war natürlich auch wieder dabei, denn ein besonderer Höhepunkt während dieses Festes war auch die Einweihung des neuen Tennishauses. Die Abteilung hatte sich so gut entwickelt, dass 1995 ihre Mitglieder beschlossen, am Eingang des Tennisplatzgeländes ein festes kleines Tennishaus zu bauen und zwar vollständig durch Eigenfinanzierung der Abteilung. Eine Vereinsversammlung stimmte mit großer Mehrheit unter diesen Bedingungen zu und die vorbereitenden Maßnahmen konnten in Angriff genommen werden. Der Baubeginn mit Erstellung der Streifenfundamenteerfolgte am 07. Juni 1996 und die feierliche Einweihung schon wenige Wochen später am 17. August 1996 passend im Rahmen der Festwoche zum 75jährigen Jubiläum des TSV Holzerode (siehe hierzu auch die ausführliche Geschichte der Tennisabteilung des TSV auch auf dieser Homepage).

Bauarbeiten am neuen Tennishaus im Juli/August 1996
Die Einweihungsparty des Tennishauses am 17. August 1996
Aktive Tennisspieler beim Festturnier anlässlich des Vereinsjubiläums. v.l.n.r.: Wolfgang Buss, Heinz Kasper, Georg Kaiser, Hans Kolodzik, Karlo Preusse, Werner Krell und Gerald Leifeit.

14. Noch mehr ‚Frauenpower‘ ab 1997

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1997 kandidierte Günther Becker nach 10 Jahren nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden. Ulrike Ronge wurde seine Nachfolgerin und übernahm das ‚Vereinsruder‘ mit einer fast vollständigen Frauencrew im engeren Vorstandsbereich. Und waren in den ersten 50 Jahren des Vereinsbestehens keinerlei Frauen im Vorstand, in den folgenden 25 Jahren auch nur die Schriftführerin Eveline Hartmann dabei, dann sollte sich das nun grundsätzlich ändern.

Ulrike Ronge
1997-2003

Neben Ulrike Ronge als 1. Vorsitzende bildeten zwei weitere Frauen die engere Vereinsführung, Dr. Ulrike Libal als 2. Vorsitzende und Christine Behmke als Schriftführerin, die dieses Amt aber schon seit 1993 bekleidete. Einziger Mann im engeren Vorstand blieb Wolfgang Schilling im Amt des Kassenwartes. Und dieses Geschehen war nur logisch, denn die Entwicklung hin zum überwiegend breiten-, freizeit- und gesundheitssportlich ausgerichteten Verein war ja auch vor allem von Frauen getragen worden. Die Seniorinnenabteilung mit ihrer Gymnastik- und  Tanzgruppe, zunächst unter Leitung Gisela Sternberg, jetzt von Marga Frixe (1993-2003) mit ihrer Übungsleiterin Hannelore Göttinger, die Frauensportabteilung mit Gymnastik, Fitness und Jazzdance, zunächst unter Leitung von Heike Adam, dann ab 1995 unter Leitung von Karin Jurgeleit mit weiterhin Heike Adam als Übungsleiterin sowie die inzwischen große Gruppe „Ju-Jutsu“ mit ihren Abteilungsleiterinnen Sigrun Becker  und Petra Kolle bildeten dabei den Kern der neuen ‚Frauenpower‘; diese war aber auch in den Abteilungen Tennis und Volleyball gut vertreten. Die Höhepunkte in der Amtszeit von Ulrike Ronge waren weiterhin die ‚Holzeröder Hallenshows’ stets unter Leitung von Heike Adam, die immer mehr Qualität bekamen und nun schon seit ein paar Jahren auch zusammen mit den Sängern des örtlichen Männergsangvereins „Waldesgrün“ nicht nur ein tänzerisches Programm präsentierten, sondern auch den musikalischen Rahmen einem jeweiligen Motto anpassten, hier zum Thema „Mein kleiner grüner Kaktus“ mit Songs der„Comedian Harmonists“.

Die Präsentation der Jazzdancegruppe des TSV zusammen mit dem Chor des MGV Holzerode unter dem Motto „Mein kleiner grüner Kaktus“ zur Hallenshow 1999 v.l.n.r.: Kurt Finke, Astrit Böcker, Uwe Behmke, Ines Kolle, Barbara Brandt, Frank Schwarzer, Heike Adam, Wolfgang Schilling, Ulrike Ronge, Werner Heise, Eveline Hartmann, Andreas Behmke, Karin Jurgeleit, Reinhold Dehne, Martina Kopp und Horst Bährens
und hier noch einmal die ‚Mädels vom Grünen Kaktus‘
v.l.n.r. Eveline Hartmann, Barbara Brandt, Heike Adam, Ines Kolle, Astrit
Böcker, Martina (Kopp) Bergolte, Ulrike Ronge und Karin Jurgeleit

Großen Wert wurde auch weiterhin auf den ‚familiären‘ Zusammenhalt im Verein gelegt, wozu jetzt auch weiterhin die regelmäßigen Weihnachtsfeiern zum Jahresende, die Abteilungsessen und –feiern vor allem im Seniorinnen- und Frauensport sowie die Faschingsfeiern und Ausflüge sogar mit Zeltübernachtungen vor allem für die nun wieder zahlreichen Kinder im Verein.

Sommer 1997 – Zeltlager mit sportlichen Aktivitäten am und auf dem Holzeröder Sportplatz u.a. mit Conny Sulewski, Marianne Kath und Petra Kolle als Betreuerinnen sowie den Kindern Jeremy Kath, Stefan Sulwewski, Tommy Linnemann, Jan Bährens, Nikolas Bleckert, André Engelhardt, Sebastian und Christoffer Kolle.

Sommer 1998 – Familienausflug mit Kanufahrt auf er Weser u.a. mit Bettina Heilmann und Tochter Nicola, Marko Werder, Sascha Heise, Nikolas Bleckert, Nicola Garbe, Birgit Fiedler sowie Reiner und Petra Kolle
Petra Kolle mit André Engelhardt aus Renshausen vor den Zelten beim Frühstück am Weserstrand

In den Sommermonaten wurde wiederum das Angebot im Tennissport und im (Beach)Volleyball gepflegt, im Juli/August regelmäßig mit einem Sportfest, bei dem sich der Verein stets der gesamten Ortsbevölkerung öffnete und vor allem den Kindern mit lustigen Spielen und kreativen Bewegungsangeboten der frühe Zugang zum Verein ‚schmackhaft‘ gemacht wurde.

Zu diesen – jetzt modern als „Outdoor-Aktivitäten“ – bezeichneten Angeboten gehörte jetzt auch wieder der Wettkampfbetrieb im Herrenfußball. Am 14. Juni 2002 kam es zu einer Versammlung der fußballinteressierten Aktiven im Herrenbereich des TSV und es wurde beschlossen, ab der kommenden Saison 2002/03 wieder eine  Mannschaft für die 3. Kreisklasse im Kreisfußballverband Göttingen zu melden. Ca. 20 junge Spieler nahmen mit dem erstmals von ‚außen‘ verpflichteten Trainer Wolfgang Markmeyer den Trainings- und Spielbetrieb auf, natürlich mit dem Ziel des baldmöglichsten Aufstieges in die 2. Kreisklasse. Doch dieser Weg wurde länger als erwartet und dauerte noch vier Jahre bis zur Meisterschaft in dieser Klasse am Ende der Saison 2005/2006. Bestimmende Kraft, Organisator und Abteilungsleiter war schon in diesen Jahren der seit 1995 als ‚Teammanager‘ der Alten Herren-Mannschaft fungierende Lothar Becker.

Der Verein erreichte nun eine zahlreiche Sportarten umfassende Größe, wobei vor allem der Gesundheitssport viele neue Mitglieder in die Vereinsgemeinschaft führte. Unter der neu für diesen Bereich von ‚außen‘ gewonnenen Übungsleiterin Sonja Schwoch wurde jetzt auch „Aerobic“ und „Walken“ angeboten. Darüber hinaus hatte sich inzwischen eine Gruppe „Gesellschaftstanz“ etabliert, die mit einem Tanzlehrer wöchentlich übte und die Anzahl der im Verein angebotenen Tanzdisziplinen noch einmal erweiterte. Stilgerecht inszenierte sie Auftritte und schloss ihre Kurse – wie in der Tanzstunde – auch jeweils mit einem Abschlussball ab. So erreichte der TSV zur Jahreshauptversammlung im Januar 2003 eine neue Mitgliederhöchstzahl von 357 und steuerte auf eine Quote von fast 50% aller Holzeröder Einwohner zu.

Ines Kolle
2003-2005

Doch diese Jahreshauptversammlung (JHV) brachte auch wieder Veränderungen in der Führung des Vereins, die ‚Frauenpower‘ aber blieb. Ulrike Ronge konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder für den Vorsitz des Vereins kandidieren und legte nach sechs erfolgreichen Jahren auch als Aktive vor allem im Jazzdance ihr Amt nieder; sie blieb aber dem Vorstand als Schriftführerin erhalten. Zu ihrer Nachfolgerin wurde im Amt der 1. Vorsitzenden Ines Kolle gewählt, 2. Vorsitzende wurde Monika Becker. Aber auch in anderen wichtigen Bereichen der sportlichen Vereinspraxis gab es bei brachte diese Jahreshauptversammlung Veränderungen. Marga Frixe wurde nach 10 Jahren als Abteilungsleiterin im Bereich des Seniorinnensports verabschiedet und Irmgard Schulze übernahm dieses Amt. Gleichermaßen schied nach verdienstvoller Auf- und Ausbauarbeit über 15 Jahre hinweg Sigrun Becker als Abteilungsleiterin „Ju-Jutsu“ aus. Große Verdienste hatte sie sich in dieser Zeit auch als Mitgliedswartin sowie bei der Unterstützung ihres Mannes Günther während  seiner Jahre als 1. Vorsitzender erworben.

So war der Verein Anfang der 2000er Jahre gut aufgestellt und auf allen Sportanlagen war munteres Leben, insbesondere natürlich in der MZH, die rundum belegt war, wie das Sportangebot für 2004 exemplarisch zeigt.

Während in dieser Zeit die Fußballer mit der 1. Herrenmannschaft  noch mühselig den (Wieder)Anschluss ein höheres Spielneveau suchte (inzwischen hatte mit Wolfgang Markmeyer auch schon wieder der erste auswärtige Trainer wieder den Verein verlassen und mit Detlef Jurgeleit ein ‚Altinternationaler‘ den Trainingsbetrieb übernommen), blühten andere Sportarten aus dem Freizeitsport weiter auf. Der Beachvolleyball führte sein jährliches ‚großes‘ Sommerturnier mit beachtlicher Beteiligung auf der Anlage neben dem Fußballfeld durch und die Tennisabteilung feierte im großen Stil ihr 25jähriges Bestehen, jetzt unter Leitung von Karlo Preusse.

Bürgermeister Willi Behre gratuliert dem Verein
(in der Mitte die 1. Vorsitzende Ines Kolle) und
der Tennisabteilung zum 25jährigen Bestehen
Beachvolleyballturnier im Sommer auf der Holzeröder Anlage auch mit auswärtigen Gästen
Abteilungsleiter Karlo Preusse überreicht Marianne Gauglitz den Siegerpokal im Frauenturnier
Aktive der Tennisabteilung bei der Jubiläumsfeier 25 Jahre Tennis im TSV
v.l.n.r. stehend: Karlo Preusse, Leander Beljan, Ansgar Jünemann, Werner Krell, Willi Möller, Heinz Kasper, Simon Kaiser, Uwe Dettmar, Klaus-Peter Hoch, Jürgen Sohnrey und Wolfgang Buss,
sitzend: Marianne Gauglitz, Georg Kaiser, Ursel Buss und Christa Adam

Zur JHV im Januar 2005 wurde Ines Kolle im Amt bestätigt und es sollte ein ereignisreiches Jahr nicht nur für den TSV, sondern für ganz Holzerode werden. Im Verein kam in diesem Jahr eine weitere Gruppierung im Tanzbereich dazu. Unter Leitung von Sonja Schwoch entstand im Frühjahr 2005 die Gruppe der „Line Dancer“, die von nun an viele Jahre mit ihren Auftritten das Publikum im Verein und bei auswärtigen Aufführungen erfreuen sollte und mit teilweise bis zu 20 Aktiven fast ausschließlich auch eine reine Frauengruppe war. Leider konnte die große Anfangsbegeisterung für diese aus dem amerikanischen Square Dance entstandene Tanzbewegung für größere Gruppen nicht über die Jahre bis heute aufrecht erhalten werden; die Gruppe besteht im Jubiläumsjahr 2021 noch, hat aber zur Zeit mit Verena Rommel als Übungsleiterin nur noch sieben Aktive.

obere Reihe v. l.: Wiebke Grimmig, Gudrun Neumann, Petra Kolle, Nadine Jaschewski und Carola
Grub
mittlere Reihe v. l.: Christine…, Sonja Schwoch, Jutta Vollbrecht, Verena Rommel, Thomas Rommel
und Claudia Neumann
untere Reihe v.l.: Karin Österheld, Ursel Kerll, Ina Vollbrecht und Wilma Jünemann.
v.l.: Jutta Vollbrecht, Jasmin…, Verena und Thomas
Rommel, Wilma Jünemann, Martina Kopp und Petra
Kolle
v.l.: Sabrina Richter, Karin Österheld, Wilma
Jünemann, Wiebke Grimmig, Sonja Schwoch,
Petra Kolle und Martina Kopp

Aber auch der schon lange durch das Engagement von Heike Adam im Verein etablierte Jazzdance bekam im gleichen Jahr 2005 Verein noch einmal Zuwachs. Inzwischen fühlten sich auch vermehrt junge Mädchen und Frauen durch die Erfolge der ‚erwachsenen‘ Jazzdancerinnen angesprochen, sodass in diesem Jahr unter Leitung von Ulrike Ronge auch eine Jugend-Jazzdancegruppe gegründet werden konnte.

Die Jugend-Jazzdancegruppe des TSV 2006
stehend v.l.n.r.: Ulrike Ronge (Trainerin), Julia Ronge, Mareike Radunz, Annika Faust, Malaika Rommel
und Caprice Emmert
knieend: Marie Kasper, Jacqueline Berg, Katharina Rosenhagen und Lisa Sosnowski
v.l.n.r.: Mareike Radunz, Katharina Rosenhagen, Theresa Vogel, Jacqueline Berg, Julia
Ronge, Lisa Sosnowski und Annika Faust

Der Höhepunkt in Holzerode und damit auch für den TSV war in diesem Jahr 2005 aber die „950Jahr-Feier“ des Ortes Holzerode im Juli, an der sich auch der TSV mit vielen verantwortlichen Mitgliedern und Gruppen sowohl in der Vorbereitung als auch der Gestaltung des 10tägigen Festes beteiligte. Dies galt sowohl für die Teilnahme am Festkommers als auch beim großen historischen Festumzug am 26.06. sowie für die große Sportshow am 29. Juni 2005.

‚Can-Can‘ mit den Holzeröder Jazzdancerinnen beim Kommersabend anlässlich der 950-Jahr-Feier des Dorfes
v.l.n.r.: Barbara Brandt, Martina Kopp, Heike Adam, Ulrike Ronge, Ines Kolle, Karin Jurgeleit und Eveline Hartmann
Die Jazzdancegruppe im Dauereinsatz, links Marketenderinnen beim Festumzug und rechts als Tanzgruppe bei der Sportshow
links: Die Seniorinnen bei der Sportshow, mittig und rechts die Radfahrer und Tennisspieler der 1920er Jahre

Es waren ‚tolle‘ Tage und ganz Holzerode feierte bei schönstem Sommerwetter ein rauschendes Fest. Doch schon wenige Tage später trübte sich die Stimmung wieder ein, denn am 27. Juli 2005 verstarb ganz überraschend das zu dieser Zeit am längsten amtierende Mitglied im Vorstand, der Sozialwart und stellvertr. Bürgermeister Willi Vollbrecht, unser „Kruse“. Willi war mehr als 20 Jahre kontinuierlich in der Führungsriege des Vereins und hat mit seiner kommunalpolitischen Tätigkeit auch überaus viel für die gerade in seiner Zeit so großartigen Entwicklung des Vereins bewirken können. Auch als Aktiver in der Tischtennisabteilung hat er lange Jahre bei Punktspielen die Farben des TSV hoch gehalten; die Trauer und Betroffenheit über diesen Verlust war groß. Und dann kam am 19. Oktober 2005 auch noch der überraschende Rücktritt der 1. Vorsitzenden Ines Kolle von ihrem Amt; sie konnte  ihre Aufgabe aus „gesundheitlichen und personellen Gründen“ nicht weiterführen. Bis dahin hatte sie in ihrer zweijährigen Amtszeit ihre Verpflichtungen mit großem Engagement und mit sehr viel Disziplin wahrgenommen. In dieser Situation bestellte der amtierende Vorstand den Abteilungsleiter Lothar Becker mit der Aufgabe des ‚kommissarischen 1. Vorsitzenden‘, zunächst bis zu der turnusmäßigen Neuwahl auf der Jahreshauptversammlung 2007. Lothar schien allen insbesondere auch durch seine berufliche Kompetenz als Jurist im Richteramt sowie seine schon langjährige Führung der Fußballabteilung für die anstehenden Aufgaben bestens geeignet und war auch sofort bereit, diese plötzliche Aufgabenstellung zu übernehmen. Etwas ‚Erfreuliches‘ brachte dieses ausgehende Jahr 2005 dann auch noch mit sich. Heike Adam und Ulrike Ronge wurden vom Kreissportbund Göttingen noch mit der Ehrung als „Stille Stars des Sports“ ausgezeichnet und standen damit auch stellvertretend für das große Engagement von Frauen in Führungspositionen des TSV, spätestens seit den 1990er Jahren.

15. Die Ära Lothar Becker – Der Fußball kommt groß mit ‚Black Power‘ zurück

Das Jahr 2006 war das erste volle Jahr des TSV unter der dann zehnjährigen Führung von Lothar Becker als 1. Vorsitzender und es wurde wieder ereignisreich. Auf der Jahreshauptversammlung im Januar trat zunächst mit Wolfgang Schilling das älteste amtierende Vorstandsmitglied nicht wieder als Kassenwart an. 16 Jahre hat er mit großem Durchhaltevermögen dieses zunehmend schwierige Amt wahrgenommen und wurde jetzt von der Versammlung mit Dank und Anerkennung verabschiedet. Zu seinem Nachfolger wurde Frank Ronge gewählt und die Vorstandsarbeit konnte auch in diesem Bereich problemlos fortgesetzt werden. Für den Vorsitzenden und in Personalunion auch Abteilungsleiter „Fußball“, Lothar Becker, sollte das Jahr jedoch noch weitere erfreuliche Entwicklungen bringen.

Zum Ende der Saison 2005/2006 kann die 1. Herrenmannschaft endlich die Meisterschaft in der 3. Kreisklasse erringen und in die 2. Kreisklasse aufsteigen. Diese Entwicklung kam zum richtigen Zeitpunkt, denn in diesem Sommer bestand die Fußballabteilung 60 Jahre und so konnten mit einem Turnier zwei besondere Ereignisse im Holzeröder Fußball zusammen gefeiert werden. Mit dem ‚Meisterstück’ verabschiedete sich allerdings zugleich auch der bisherige Trainer Detlef Jurgeleit und Marko Rehm wurde sein Nachfolger. Doch Marko blieb wegen Differenzen mit der Mannschaft nur zwei Saisons bis zum Sommer 2009. Ihm folgte mit dem Sportstudenten Michael Fraenkel ein neuer junger Trainer, der mit einer verstärkten Mannschaft (u.a. dem Seniorenspieler  Jürgen Tautz als ‚Stabilisator‘) ein weiteres Aufstiegsziel in die 1. Kreisklasse avisierte. Zu der Verstärkung zählten auch zum ersten Mal drei Kameruner Spieler, Kommilitonen des Holzeröder Stammspielers Tim Hartmann von der Universität Clausthal-Zellerfeld. Aber nicht nur im Fußball gab es in diesem Jahr etwas zum Feiern, auch wieder bei der Tennisabteilung. Das Tennishaus wurde 10 Jahre alt und dieses kleine Jubiläum wurde im August 2006 von der Tennisabteilung mit einem zünftigen ‚Hüttenfest‘ begangen. Aber das Jahr brachte noch ein weiteres Jubiläum. Mit einer weiteren großen Hallenshow wurde die 20jährige Trainertätigkeit von Heike Adam im Tanzsport gewürdigt. Erst mit ihrem Wirken begann die große Popularität des Jazzdance in Holzerode und zog auch alle anderen Tanzgruppen des Vereins mit sich. Die Präsentationen der TSV-Tänzerinnen – sowohl bei den Seniorinnen als auch der ‚Jüngeren‘ —  waren inzwischen überall gern gesehen, ob nun bei Gemeindefesten, Weihnachtsfeiern, Jubiläen befreundeter Vereine oder der eigenen jährlichen Hallenshow. Die JHV 2007 brachte dann auch die formale Bestätigung von Lothar Becker als 1. Vorsitzenden durch die Wahlversammlung. Zugleich galt es neuerlich ein weiteres bauliches Großprojekt für die Verbesserung der sportlichen Infrastruktur nun endlich auf den Weg zu bringen, den Bau eines Schleppdaches auf der Westseite der MZH. Seitdem die Fußballer wieder regelmäßig und mit zunehmendem Erfolg sonntags ihre Punktspiele auf dem angrenzenden Platz austrugen, war der Wetterschutz für die Zuschauer sowie das Versorgungsteam mehr als überfällig. Mit einem Gesamtkostenaufwand von ca. 7000€ (bei einer Bezuschussung in Höhe von 5000€ durch die Gemeinde Ebergötzen) wurde das Projekt unter fachlicher Leitung von Dieter Daberkow und Horst Adam im Sommer 2007 begonnen und im Oktober in Eigenleistung fertiggestellt. Insgesamt wurden von 18 Helfern 355 freiwillige Arbeitsstunden eingebracht. Das Schleppdach wurde am 27. April 2008 mit dem Punktspiel gegen den SV Fuhrbach seiner Bestimmung übergeben.

Die Mehrzweckhalle mit dem neuen Schleppdach auf der Westseite

Im Oktober d.J. gab es im Vereinsangebot aber noch einen zweiten Höhepunkt, die 20. Hallenshow seit 1987. Auch dieses Ereignis wurde angemessen gewürdigt und die Halle war wieder bis zum letzten Platz mit Vereinsangehörigen, Fans und zahlreichen auswärtigen Besuchern gefüllt. Den Jahresabschluss auch in 2007 stellte wiederum das traditionelle Doppelkopfturnier zwischen Weihnachten und Silvester dar, das von Siegfried Daberkow schon damals etliche Jahre organisiert und geleitet wurde. Auch diese Veranstaltung im Clubraum der MZH erfreute sich stets großer Beliebtheit nicht nur bei den Vereinsmitgliedern, sondern auch bei Teilnehmern aus Spanbeck, Billingshausen, Renshausen und später auch von weiter her.

Die Jazzdance-Gruppe auf der
„Grünen Woche“ in Berlin
v.l.n.r.: Eveline Hartmann, Heike Adam,
Nadine Masur, Franziska Kolle, Ulrike
Ronge und Karin Jurgeleit

Die kommenden Sportjahre 2008 und 2009 waren wiederum von dem schon etablierten reichhaltigen Sportprogramm des Vereins bestimmt; in allen Abteilungen herrschte reges Leben und die Höhepunkte waren jeweils die Sportwochen im Sommer mit Fußballspielen der ‚Altherren‘,Tennisturnieren, Kinderbelustigungen und den vielfältigen Tanzvorführungen. Das ganz besondere Ereignisse war aber die Einladung zur Präsentation der Jazzdancegruppe auf der „Grünen Woche“, der weltweit bekannten Leistungsschau zur Landwirtschaft, Ernährung und ländlichem Leben, in den Messehallen von Berlin. Dort stellte sich die Gemeinde Ebergötzen mit einem Querschnitt ihrer kulturellen Vielfalt aus beiden Ortsteilen vor und den Holzeröder  Beitrag ‚lieferten‘ die Sänger vom „Männergesangverein“ zusammen mit der Jazzdancegruppe des TSV.

Berlin 2009 – der begeisternde Auftritt in den Berliner Messehallen – ein Höhepunkt in der langen ‚Showkarriere‘ der Holzeröder Jazzdancerinnen
v.l.n.r. vorn: Evi Hartmann, Karin Jurgeleit, Heike Zapf,
hinten: Franziska Kolle, Nadine Masur, Heike Adam und Ulrike Ronge

Intern war auch weiterhin die Tennisabteilung eine der Leistungsträgerinnen des Vereins. Unter ihrem Leiter Karlo Preusse bestens organisiert, wirtschafte sie auf der Anlage oberhalb des Sportplatzes und stabilisierte den Holzeröder Tennissport zunehmend. Die bis dahin vom „Förderverein Tennis“ getragene weitgehende Selbstfinanzierung der Anlage war soweit voran geschritten, dass die Mitgliederversammlung des TSV auf der JHV 2008 beschloss, die noch offenen Restbelastungen aus der Erstellung der Tennisplatzanlage zu übernehmen und damit diese Anlage als bisher einzige in das Eigentum des Vereins zu überführen. Dieser Vorgang wurde am 25. Mai 2008 auch formell besiegelt. Einer der ‚Gründungsväter‘ der Tennisabteilung war Horst Adam und diese Abteilung wurde letztlich auch sein Hauptbetätigungsfeld im Verein. Zusammen mit seiner Frau Christa kümmerte er sich von Anfang an vorbildlich um die Anlage und war ja auch eine längere Zeit der Abteilungsleiter. Nicht nur wegen dieser Verdienste, auch wegen seiner zahlreichen Aktivitäten für den Gesamtverein – als Fußballaktiver in den 1960er Jahren, 1. Vorsitzender und nicht zuletzt in seiner Funktion als (Mit)Bauleiter bei dem gerade fertig gestellten Schleppdach der MZH – schlug ihn der Verein für eine besondere Ehrung durch den KSB Göttingen vor. Bei der im November 2008 vom Kreissportbund Göttingen wiederum durchgeführten Veranstaltung „Stille Stars des Sports“ wurde Horst Adam als ein solcher ‚Stiller Star‘ auf Kreisebene geehrt. Und weiterhin wurde auch die Verbindung mit den Freunden in Westerwalsede gesucht und gepflegt, jeweils mit wechselnden Besuchsfahrten in die Heide bzw. nach Südniedersachsen.

Besuch in Westerwalsede im Sommer 2009
von links nach rechts stehend hintere Reihen: Oliver Meyer, Andrea Könecke, Klaus Delventhal, Heino Sündermann, Annette Seidel, Jens Hartmann, Karin Drewes, Werner Drewes, Janine Drewes, Janina Behmke, Antje Delventhal, Christian van Leeuwen, Edgar Pannier, Lothar Becker, Annette Pannier, Monika Becker, Roland Seidel, Elke Gebers, Renate Rodieck, Jochen Heestermann, Wolfgang Hartmann, Patrick Rosenhagen und Petra Mann von links nach rechts vordere Reihen: Horst Könecke, Lucas Könecke, Jana Könecke, Michelle Seidel ( mit Mütze), Charlene Seidel, Heinz-Erich Pramm mit Hund, Benjamin Gebers, Vanessa Meyer, Jannek Delventhal, Wolfgang Mann, Nico Mann, Eveline Hartmann und Regina Schmal

Die besondere Entwicklung des Fußballs war in dieser Zeit von einem Wechselbad der Gefühle bestimmt, sowohl in Bezug auf die Fußballentwicklung im Verein als auch in Bezug auf die im TSV gespaltene ‚Anteilnahme‘ am großen Fußballgeschehen in der Bundesliga. Letzteres führte zu manch kuriosem, manchmal auch grenzwertigen Ereignissen. Der ‚Vereins- und Fußballchef‘ Lothar Becker gehörte vor allem mit dem ehemaligen Spieler der 1. Mannschaft und lange Jahre für den Verein auch als Schiedsrichter tätigen Karl-Heinz Fahlbusch zum Fanlager von Bayern München. Große Teile der Holzeröder Fußballgemeinde gehörten jedoch zu den SV Werder Bremen-Fans, an ihrer Spitze der quasi ‚Vereinswirt‘ Jochen Lechte mit dem in seinem Lokal ansässigen Fan-Club „Werder Recken“.  Grundsätzlich ging man überwiegend friedlich und freundlich, wenn auch stets etwas spöttisch und stichelnd miteinander um. Mit der Erringung der Deutschen Meisterschaft durch den SV Werder im Jahre 2004, kam es allerdings doch beinahe zu einem vereinsinternen Eklat. Die ‚Werder-Recken‘ feierten die Meisterschaft des SV Werder überschwänglich bei ‚Gitte und Jochen‘ in der „Lippbergschenke“ und anschließend mit einem großen Autocorso durch das Dorf; dabei wurde jeweils vor den Häusern vermeintlicher Bayern-Anhänger gestoppt und lautstark mit wenig schmeichelhaften Siegesparolen in Richtung der Bayern-Fans triumphiert – letzteres war zumindest grenzwertig.

Diese Konkurrenz zwischen dem Bayern- und Werder-Lager ist bis heute geblieben, obwohl sportlich längst entschieden. Im diesem Jubiläumsjahr des TSV errang der FC Bayern München gerade die 9. Deutsche Meisterschaft nacheinander und ist zur Zeit die erfolgreichste Vereinsmannschaft der Welt, während der SV Werder Bremen Jahr für Jahr nur noch gegen den Abstieg kämpft und letztlich 2021 auch abgestiegen ist. Das mussten auch die Werder-Fans im Verein (incl. der Autor) längst anerkennen und dementsprechend kommen aus diesem Lager keine lautstarken Parolen mehr, sie halten dem Verein im Herzen wohl noch die Treue, sind aber längst verstummt. Und das ‚Wechselbad der Gefühle‘ betraf auch die Entwicklung des Wettkampf-Fußballs der 1. Herrenmannschaft. Nach dem Aufstieg in die 2. Kreisklasse war keineswegs der im Stillen erhoffte schnelle Durchmarsch in die 1. Kreisklasse zu realisieren. Man bewegte sich in diesen Jahren zwischen 2006 und 2010 zwar im oberen Mittelfeld der Tabelle, aber kam nicht an die Spitze. Vielmehr ‚wackelte‘ nach dem berufsbedingten Ausscheiden des Trainers Michael Freankel am Ende der Saison 2010/11 das ganze Mannschaftsgefüge und es wurde sogar eine Auflösung der Mannschaft bzw. eine Fusion mit dem TSV Ebergötzen diskutiert und auch schon verhandelt. Als dann jedoch auf der Abteilungsversammlung am 18. Juni 2011 schon abgestimmt werden sollte, eröffneten sich plötzlich neue Perspektiven für die Holzeröder Mannschaft. Tim Hartmann konnte noch etliche weitere Kameruner und Togolesische  Kommilitonen mit sehr gutem Spielniveau für den Holzeröder Fußball gewinnen sowie auch andere Spieler von ‚außen‘ sich neu im TSV anmeldeten. Damit war die mögliche Spielgemeinschaft mit Ebergötzen wieder vom Tisch, die Anzahl der spielfähigen Fußballer war stark gestiegen und die Spielstärke erheblich angehoben worden. Mario Fischer übernahm jetzt das Training und Coachen der Mannschaft als Spielertrainer zur Saison 2011/2012 und das Ziel Aufstieg in die 1. Kreisklasse konnte wieder ernsthaft in den Blick genommen werden.  Aber auch Mario Fischer musste schon zum Ende des Jahres 2011 den Verein – auch studienbedingt – wieder verlassen und Jan Bährens – ein ‚Eigengewächs‘ auch der Holzeröder ‚Fußballschule‘– übernahm das Amt des Trainers. Mit dem gestärkten Spielerkader näherte man sich nun kontinuierlich einer Spitzenposition in der 2. Kreisklasse an und die Holzeröder Mannschaft kam aufgrund ihrer vielen feinen afrikanischen Techniker immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wenn es auch viel Engagement und Aufwand erforderte, das bunte Völkchen der zumeist dunkelhäutigen Spieler sowohl zum Training als vor allem auch zum sonntäglichen Punktspiel von und nach Clausthal-Zellerfeld zu transportieren (was vor allem von den Familien Becker und Hartmann übernommen wurde), lohnte es sich.

Mannschaftsfoto Saison 2011/2012 auf dem Holzeröder Sportplatz

Die afrikanischen Spieler wurden bald ein fester Bestandteil der Holzeröder Spielgemeinschaft und die Mannschaft fand wieder viel Zustimmung im Verein und im Dorf. Dies war gelebte Integration über den Sport, weil es eine Entwicklung mit gegenseitigem Gewinn war – für den Verein ein sportlicher Zugewinn und für die Studierenden aus Afrika, die Möglichkeit in ihrem Gastland nicht nur ihrem geliebten Fußballspiel nachgehen zu können, sondern zugleich auch Teil der sozialen Gemeinschaft des Vereins und des ganzen Ortes zu werden. Dies wurde inzwischen auch vom „Niedersächsischen Fußballverband“ (NFV)  anerkannt und ausgezeichnet. Beim Kreisfußballtag 2012 wurde dem TSV Holzerode durch den Präsidenten des NFV, Karl Rothermund, in Anwesenheit des Göttinger Landrates Bernhard Reuter der „Integrationspreis“ für besondere Leistungen bei der Integration ausländischer Mitbürger verliehen. Dies erzeugte natürlich auch einige öffentliche Aufmerksamkeit, sodass angesichts des auch immer erfolgreicheren Teams das „Göttinger Tageblatt“ am 15. März 2013 mit einem großen Bericht über das für ein Dorfleben außergewöhnliche „Integrationsgeschehen“ berichtete.

Zum Ende der Saison 2012/2013 konnte zwar die Meisterschaft noch nicht errungen werden, aber man kam in der Pokalrunde der 2. Kreisklasse ins Endspiel. Mit großen Hoffnungen und Fanunterstützung fuhr man im Juni 2013 zum Endspielort Imbsen, wo allerdings unglücklich im Elfmeterschießen gegen den SV Sattenhausen verloren wurde. Trotzdem war es ein erster großer Erfolg für diese wahrlich ‚außergewöhnlich‘ zusammengesetzte Mannschaft mit Spielern aus so unterschiedlichen Kulturkreisen und sehr verschiedenartigen Mentalitäten.

Die Pokalfinalisten in Imbsen 2012
stehend v.l.n.r.:Henning Henning Jurgeleit, Tim Lechte, Präsident und Fachwart Lothar Becker, Stephan Tchana,
Florian Lechte, Landry Kan, Sponsor und Betreuer Wolfgang Hartmann, Mike Thiele, Manuel Linnemann, Lukas
Grünewald, Idriss Moffo Tidonzong, Christien Petcha, Julian Hartmann, Christoph Breckerbohm, Boris Divkovic,
Jan Gundelach, Jan-Philipp Vakalopoulos, Betreuer und Linienrichter Gerd Daberkow;
vorn hockend von links nach rechts: Alexander Thiele, Johannes Diedrich, Jan Bährens und Kokou Etse.
im Holzeröder Fan-Bus auf der Fahrt nach Imbsen
die drei Holzeröder ‚Altinternationalen‘ der 1960er
Jahre Horst Adam, Siegfried Daberkow und Wolfgang Buss
nach dem Finale in Imbsen 2013

Der TSV hatte aber noch viel mehr als Fußball zu bieten

Wenn auch das Fußballgeschehen in dieser Zeit das Vereinsleben überdurchschnittlich prägte, so waren die besonderen Aktivitäten des Vorstandes für die Gesamtentwicklung des Vereins nicht von minderer Bedeutung. Hierbei spielte die gute Kommunikation mit dem Kreissportbund Göttingen eine große Rolle. Der 1. Vorsitzende Lothar Becker war mit seinem beruflichen Fachwissen als Jurist regelmäßig Referent bei Fortbildungsveranstaltungen des KSB und der Verein war auch nicht selten Gastgeber für solche überörtlichen Fortbildungsveranstaltungen wie z.B. das sog. ‚Frauenforum‘ mit dem Schwerpunkt Gesundheitssport für Frauen 2013.

Frauenforum des KSB 2013 in der Holzeröder MZH

Selbstverständlich beteiligte man sich auch an solch herausragenden Ereignissen wie dem „Tag der Niedersachsen“ am 14.Juli 2012 in Duderstadt, wo auf der Bühne des „Landesportbundes Niedersachsen“ Heike Adam mit ihrer Jazzdancegruppe die hohe (Jazz)Tanzkultur im TSV präsentierte. Ein Höhepunkt im Veranstaltungsreigen dieser Jahre war aber die Gastgeberschaft für die vom KSB initiierte und organisierte jährliche Aktion “Wandern mit Andern“ am 18. September 2011 rund um Holzerode. 270 Wanderinnen und Wanderer aus den Vereinen des gesamten Kreisgebietes nahmen daran teil und lobten uneingeschränkt die bestens vorbereitete Wanderung, die schönen Sportstätten, aber vor allem auch die tolle  Holzeröder ‚Wanderlandschaft‘.     In diese Zeit fiel auch eine wichtige Entscheidung für die Fortentwicklung nicht nur der Vereinsarbeit, sondern auch für das gesamte kulturelle Angebot im Dorf. Die zentrale Sport- und Begegnungsstätte des Ortes, die Mehrzweckhalle, musste saniert werden. Voraussetzung für die Zuweisung entsprechender Fördermittel des Landessportbundes an den Verein war dessen Eigentümerschaft, zumindest aber die Übertragung der Nutzungsrechte auf den Verein durch einen längerfristigen Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Ebergötzen und dem TSV. Dieser Pachtvertrag wurde am 15. Oktober 2012 für 15 Jahre abgeschlossen und es konnten Fördermittel in Höhe von 167.000 € eingeworben werden. Seitdem ist der TSV alleiniger Pächter der MZH, muss diese jedoch auch anderen Kulturträgern – wie bisher – zur Verfügung stellen. Mit den Landes- und Gemeindezuschüssen konnte dann die Sanierung der Halle in Angriff genommen werden, wobei die Errichtung einer völlig neuen Dachkonstruktion der größte Einzelposten war; daneben wurde auch die Küche auf Kosten der Gemeinde Ebergötzen vollständig renoviert. Dies alles waren komplizierte Vorgänge und Abläufe, die aber im Zusammenspiel mit der Gemeinde Ebergötzen vom Vorstand bestens gelöst wurden. Nicht nur für diese exzellente Vorstandsarbeit, sondern auch für seine vielfältigen anderen Funktionen im Verein seit Mitte der 1990er Jahre wurde Lothar Becker in diesem Jahr auch als „Stiller Star des Sports“ durch den Kreissportbund geehrt, die gleiche Ehrung erhielt auch Marie Kasper für ein besonderes Engagement im Jugendbereich; damit wurden Jugendliche ausgezeichnet, um sie weiterhin für die Vereinsarbeit zu motivieren. Geehrt wurden in diesen Jahren auch immer mehr Mitglieder, die dem Verein inzwischen schon mehr als einige Jahrzehnte angehörten, in einzelnen Fällen auch schon 50  und 60 Jahre.

Ehrung langjähriger Vereinsmitglieder 2014
hintere Reihe v.l.n.r.: Lothar Becker (1. Vors.), Holger Bährens, Wolfgang Buss (60 Jahre), Heinz Kasper (50
Jahre), Wolfgang Hartmann, Jan Bährens und Gerhard Strüber;
vordere Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Mann, Hilde Dankenbrink, Gitta Döring, Ursula Kerll, Uwe Behmke, Daniela Scharff (2. Vors.) und Gerhard Strüber

Und damit die Qualität des Sportangebots im Verein auch stets auf gutem Niveau gesichert werden konnte, wurden auch weiterhin regelmäßig die Fortbildungen des KSB und der Sportfachverbände von Holzeröder Übungsleitern besucht und erfolgreich abgeschlossen; in diesem Jahr erwarb Heike Adam zusätzlich die Ausbildungslizenz für Yoga und Jan Bährens als Fußballtrainer.

Ein langjährige Engagement im Gleichschritt für den Verein – Eveline und Wolfgang Hartmann

Ein besonderes Engagement auf diesem Gebiet zeigten Eveline und Wolfgang Hartmann. Sie schlossen im November 2012 ihre über einen längeren Zeitraum andauernde und aufwändige Ausbildung zu Übungsleitern im Breitensport mit dem abschließenden Erwerb der entsprechenden Lizenz ab. Damit verbunden war das nun erfolgende Angebot von ihnen im Bereich z.B. der Grundlagenausbildung über leichtathletische Disziplinen, aber auch von nun ab die Abnahme von Sportabzeichenprüfungen ‚vor Ort‘ im TSV. Für  Eveline war es jetzt schon das 31. Jahr ihrer Aktivitäten im und für den Sport, nachdem sie 1971 als Schriftführerin im Vorstand angefangen und dieses Amt bis 1993 innehatte, zugleich aktives Mitglied der besonders erfolgreichen Jazzdancegruppe war und 1996 zusätzlich noch mit 43 Jahren wettkampfmäßig in den Langlaufsport einstieg. Seitdem war und ist sie ein Aushängeschild für den TSV Holzerode, da sie regelmäßig jährlich zahlreiche Siege und Bestplatzierungen bei den Laufevents in ganz Südniedernachsen in ihrer Altersklasse erringen konnte.

Eveline beim Altstadtlauf Göttingen, den sie in ihrer Altersklasse auch gewinnen konnte (letztlich 2018), und als mehrfache Siegerin im „Südniedersachsen Cup“, wie hier auf der Urkunde für das Jahr 2014 ausgewiesen

Aber auch für Wolfgang war der kontinuierliche Einsatz nach der aktiven Zeit als Spieler der 1. Herrenmannschaft in den 1970er Jahren und dann in der Altherrenmannschaft eine quasi Selbstverpflichtung. Er betreute und trainierte Jugendmannschaften, war ‚Teammanager‘ der

Evi beim Strassenlauf
und Wolfgang als’Mitläufer‘

Altherrentruppe, dann Mannschaftsbetreuer seit Beginn der 2000er Jahre und schließlich von Anfang 2014 bis 2017 auch Trainer der 1.Herrenmannschaft. Dann coachte und begleitete er auch Eveline bei ihren Läufen (war auch manchmal Mitläufer) und seit 2014 auch verantwortlich für die Ausbildung und Prüfungen zum Erwerb des Sportabzeichens; schließlich war und ist er aktuell auch noch als Sozialwart des Vereins tätig. Letztlich kümmerten sich Eveline und Wolfgang auch in besonderem Maße um die Vereinsfreundschaft mit Westerwalsede – nie hatte der TSV über solch einen langen Zeitraum ein so erfolgreiches und engagiertes Ehepaar in seinen Reihen.

Und inzwischen haben auch schon eine Reihe von Mitgliedern im Laufe der Jahre hier im Verein ihre Sportabzeichenprüfungen absolviert und durch Evi und Wolfgang ihre Urkunden erhalten.

v.l.n.r.: Marion Engelhard, Lina Möllenkamp, Carola Grub und Lisa Wand
v.l.n.r.: Wolfgang Hartmann, Karin Jurgeleit, Timo Frölich, Niels Heilmann und Eveline Hartmann
v.l.n.r:: Manuel Linnemann, Karin Jurgeleit (2018: 10stes „Goldenes Sportabzeichen“), Marion Engelhard, Bettina Heilmann, Carola Grub und Wolfgang Hartmann

Mit dieser Breite an Aktivitäten im Sportangebot war vor allem das winterliche Hallenangebot für den kleinen Ort Holzerode mehr als reichhaltig, zumal inzwischen auch noch Yoga- und Zumba-Kurse (jeweils mit zünftigen ‚Zumba-Partys“) dazu gekommen waren – beide bestens nachgefragt, sodass der Yoga-Kurs 2013 schon eine ‚Überbelegung‘ melden musste. Diese Vielfalt schlug sich dann auch in den Jahresberichten der folgenden JHV 2014 nieder: 14 (!) Berichte von Abteilungsaktivitäten und zusätzlichen Sportangeboten wurden gehalten, allerdings bei einer gesunkenen Mitgliederzahl auf 282. Dies war ein Faktum, das noch nicht bedrohlich war, aber erstmalig auf kommende schwierige Entwicklungen für den TSV und generell für kleine und mittlere ländliche Vereine hinwies. Etwas überaus Erfreuliches konnte bei dieser JHV aber von den Fußballern vermeldet werden, denn zum Ende der Saison 2012/2013 hatte die 1. Herrenmannschaft die Meisterschaft in ihrer Klasse errungen.

Endlich am Ziel – Meisterschaft und Aufstieg bei den Fußballern

War der Saisonabschluss 2013 mit dem Erreichen des Pokalendspiels schon überaus erfolgreich gewesen, so war das eigentliche Ziel, der Aufstieg in die 1. Kreisklasse Göttingen, noch nicht erreicht; in dieser Spielklasse hatte man nur in den Jahren von 1975-1977 und kurzzeitig auch in den 1980er Jahren gespielt. Und dies sollte mit einer inzwischen überaus ‚internationalen‘ Truppe endlich in der Saison 2013/2014 gelingen. Jetzt spielten beim TSV nicht nur die seit nun schon etlichen Jahren zum Verein gehörenden afrikanischen Sportkameraden aus Kamerun und Togo, jetzt hatten sich auch einzelne Spieler aus Argentinien, Mexico, Kolumbien, Irak, Libyen oder Italien angemeldet, sodass der nun amtierende Trainer Wolfgang Hartmann (Jan Bährens ging zur Saisonhälfte Ende 2013 studienbedingt ins Ausland) teilweise bis zu 60 Pässe für spielberechtigte Fußballer ‚aus aller Herren Länder‘ in den Händen hielt. So hatte er eine große Auswahl, aber auch die Schwierigkeit, die Truppe als Einheit zusammen zu halten. Dieses gelang ihm aber zunächst ganz ausgezeichnet. In der Saison 2013/2014 wurde die 1. Herrenmannschaft des TSV mit überragenden 52 von 54 Punkten und dem Torverhältnis von 102: 6 (!!) Meister der 2. Kreisklasse und stieg auf.

Die Meistermannschaft mit Betreuer und Trainer im Juni 2014
Stehend v.l.n.r.: Lothar Becker (TSV Vorsitzender, Fußballfachwart und Betreuer), Idriss Moffo Tidonzong, Jan Gundlach, Julian Hartmann, Tim Hartmann, Landry Kan, Bryan Nfor Nyanga, Johannes Diedrich, Stephane Fotsing Wamba, Trainer Wolfgang Hartmann.
Hockend: Pit Müller, Stephane Njeyon Tchana, Alexander Thiele, Mike Thiele, Augustin Djiedeu Tchatcheu. Liegend: Dennis Nickel. Fehlend auf diesem Bild: Jan Bährens, Christoph Breckerbohm, Edmond DeMfouangoum, Boris Divkovic, Kokou Etse, Lukas Grünewald, Henning Jurgeleit, Florian Lechte, Tim Lechte, Manuel Linnemann, Navarro Njioda Ndangang, Christien Petcha, Jan-Philipp Vakalopoulos und Steven Vollbrecht.
Meisterehrung durch den Staffelleiter der 2. Kreisklasse des KFV– Mannschaftsführer Tim Hartmann erhält den ‚Meisterball‘

Über die Spielkunst der Mannschaft in diesem Meisterjahr berichtete auch das „Göttinger Tageblatt“ am 02. Januar 2014: „Der Tabellen – führer der 2. Kreisklasse (…) begeisterte nicht nur den eigenen lautstarken Anhang, sondern auch die neutralen Zuschauer und viele Aktive der anderen Mannschaften mit Spaßfußball und technischen Kabinettstückchen.Teilweise kam das Gefühl auf, beim Afrikacup zu sein, schmunzelte der Bovender Abteilungsleiter Wolfgang Hungerland“. Und im Jahresbericht von Lothar Becker hieß es: „Gefeiert wurde auch: Der Saisonabschluss, der Kameruner Kulturabend in Clausthal-Zellerfeld, war ein Genuss für Augen, Ohren und Gaumen“. Bei der Weihnachtsfeier 2014 wurden dann noch 50 Liter Bier, der Gewinn vom Krombacher Pokal, ‚vernichtet‘.

Die Siegerfeier im Juni 2014 mit den Freunden/innen, Fans und Familienangehörigen
Stehend v.l.n.r.: Martin Kunze; Dieter Daberkow, 1. Vorsitzender Lothar Becker, Landry Kann, Adjaga Njianjek, Mike Thiele, Jan Gundelach, Julian Hartmann, Yassin Bekkar, Pit Müller, Simon Kerll, Christien Petcha, Kapitän Tim Hartmann, Trainer Wolfgang Hartmann, Jens Hartmann, Hansi Scharff, Andreas Behmke, Jens Vollbrecht, Uwe Behmke, Constant Amoga und Vanessa Carolle.
Vorn v.l.n.r.: Johannes Diedrich, Stephane Njeyon Tchana, Idriss Moffo Tidonzong, Augustin Djiedeu Tchatcheu, Dennis Nickel, Alexander Thiele, Bryan Nfor Nyanga, Barbara Ndom` Ewane, Line Zoumotcha, Paul Diedrich, Nadine Diedrich, Anika Reiter, Frauke Jurgeleit und Kim Scharff.

Doch solch ein Erfolg hat auch immer eine zweite Seite (der Medaille). Die öffentliche Aufmerksamkeit zog auch ‚Interessierte‘ aus höherklassigen Vereinen an und nach und nach verließen die besten Spieler wieder den Verein, sie wurden quasi ‚weggekauft‘. Dies war bitter für den TSV, der außer einer guten Kameradschaft, einem freundschaftlichen Klima und der einen oder anderen kleinen materiellen Unterstützung (auch einmal ein Essen) keine finanziellen Leistungen zu bieten hatte. Das alles war den ‚dahinziehenden‘ Spielern nicht vorzuwerfen, denn einige hatten wirklich die sportliche Kapazität, auch noch höherklassig zu spielen, und anderen erleichterte solch eine ‚Nebeneinnahme‘ natürlich ihre z.T. schwierige finanzielle Situation als Student im Ausland.  Das Ganze zeigte aber nur nachdrücklich, wie kommerziell und flüchtig das Fußballgeschäft auch bis hinunter in die Kreisklasse inzwischen geworden war. Sogenannte kleine ‚Fußballlegionäre‘ bestimmten durch ihren ständigen Wechsel auch hier schon das ‚Auf und Ab‘ einzelner Mannschaften und Vereine, egal ob erlaubt und regelkonform oder auch nicht. Der normale Vereinsetat und die Zuschauereinnahmen reichten jedenfalls in Holzerode nicht aus, um an der Spitze in den Kreisligen mitspielen zu können. Da hätten schon örtliche Mäzene immer wieder Finanzmittel zur Verfügung stellen müssen, die aber nicht vorhanden waren bzw. letztlich auch keinerlei Kontinuität gewährleistet hätten. So waren die Leistungsimpulse im Holzeröder Fußball der Jahre zwischen 2010 und 2015 auch nur eine vorübergehende  Erscheinung, in diesem besonderen Fall jedoch von keinerlei ‚Finanzspritze‘ von ‚außen‘ getragen, sondern durch eine einmalige, zufällige und auch gesellschaftlich sehr verträgliche Konstellation bedingt. Hier hatte der Sport ‚Gastgeber‘ und ‚Gäste‘ mit dem gleichen Interessen zusammengeführt und auf Zeit miteinander verbunden. Und Gäste gehen nun einmal nach einer bestimmten Zeit wieder ‚nach Haus‘. Das ist der Normallfall und so war es auch hier beim TSV der 2010er Jahre – eine gute und interessante Zeit zum gegenseitigen Nutzen, von der alle profitiert haben und miteinander lernen konnten: ‚Gelebte Integration‘ – allerdings nur auf Zeit!

15. Vorstandswechsel und schwierige Zeiten ab 2015

Die allgemeine Hochphase einer Entwicklung ist selten zu ‚toppen‘, auch nur schwer zu verstetigen, zumal wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und besondere Ereignisse sich verschlechtern. Und dies trifft auch für die letzten, aktuellen fünf Jahre der Geschichte des TSV Holzerode zu. Dabei unterliegt der TSV nur einer Entwicklung, die zurzeit viele vergleichbare Sportvereine trifft. Gerade für die kleinen und mittleren ländlichen Vereine (nicht nur) im Sportbereich haben sich die organisatorischen Bedingungen durch zunehmende bürokratische Vorgaben der staatlichen Behörden, der übergeordneten Sportverwaltung, durch erhöhte mediale Anforderungen, den demografischen Wandel mit einem relativen Rückgang der ‚Jüngeren‘ und einer Zunahme der ‚Älteren Generation‘, durch die Konkurrenz außerverbandlicher, kommerzieller Anbieter von  ‚Sport‘ und durch einer abnehmende Kontinuität in der Nachfrage von Sportangeboten im Verein (stattdessen lieber Kursangebote bezüglich relativ schnell wechselnder Sportartentrends) erheblich erschwert. Diese Entwicklung unterliegt schon einem längeren Vorlauf, hat aber im letzten Jahrzehnt kontinuierlich zugenommen. Konnte bis ca. 2015 der TSV hierauf mit aufwändigen Anpassungen über neue Kursangebote, personelle Umorganisationen und Modernisierungen noch einigermaßen angemessen reagieren, so wurden die Arbeitsbedingungen insbesondere für den Vorstand ständig schwieriger.

Sören Steinbach 2015-2019

Gerade in diese Zeit fiel nun ein neuerlicher Wechsel im Vorsitz des Vereins, denn der bisherige 1. Vorsitzende Lothar Becker kandidierte auf der JHV im Januar 2015 nach 10 Jahre im Amt nicht mehr – wie vorher schon angekündigt. Zu seinem Nachfolger wurdeSören Steinbach aus der Volleyballsparte einstimmig gewählt. Die Versammlung dankte Lothar Becker für sein großes und erfolgreiches Engagement in dieser Zeit. Lothar wies in seiner Abschiedsrede darauf hin, dass er dieses Amt an der Spitze des Vereins nur so realisieren konnte, weil ihn dabei seine ganze Familie unterstützte und insbesondere seine Frau Monika in dieser Zeit auch wichtige Funktionen im Verein mit übernahm.

Sie war zeitweise 2. Vorsitzende, Teil des technischen Teams rund um die sonntäglichen Fußballspiele auf dem Holzeröder Sportplatz und nicht selten Fahrdienst für die Spieler von und nach Clausthal-Zellerfeld. Nur mit solch einer familiären Unterstützung könnte man dieses Amt über längere Zeit sinnvoll gestalten – so wie das beim TSV und auch den meisten kleinen Vereinen schon immer gewesen sei. Die zu 100% ehrenamtlichen tätigen Führungspersonen müssten sich der Unterstützung ihrer Familie, zumindest aber ihrer Partner/in sicher sein, um Erfolg zu haben. Dies galt auch für Christine Behmke, die so wie Lothar Becker – allerdings mit Unterbrechungen – als Schriftführerin nach mehr als 20 Jahren im Amt (!) nicht  mehr kandidierte und ebenfalls mit einem Präsent und dem nachhaltigen Dank der Versammlung in verdienten ‚Vorstandsruhestand‘ verabschiedet wurde. Trotz der schwieriger werdenden Ausgangsbedingungen ging der neue Vorstand die anstehenden Aufgaben mit Zuversicht an.

Dank an Lothar Becker für den 10jährigen Vorsitz des Vereins, zugleich Ehrung für langjährige Mitgliedschaften v.l.n.r.: Daniela Scharff (2. Vors.), Lothar Becker, Monika Becker (25 J.), Sören Steinbach, Christina Becker (25 J.), Erika Österheld (25 J.) und Detlef Jurgeleit (50 J.); es fehlte Karl-Heinz Fahlbusch (50 J.)

Das Sportprogramm lief zunächst wie bisher weiter, die Fußballer spielten jetzt in der 1. Kreisklasse, die Gesundheitskurse waren wie bisher gut besucht und die Tennisabteilung führte sowieso ein sehr stabiles und eigenständiges Dasein auf der jetzt vereinseigenen Anlage. Für den Vorstand ging es also vor allem darum, das Vereinsschiff ‚auf Kurs zu halten‘, die Renovierung der Infrastruktur weiterzuführen  (bei der MZH ging es jetzt vor allem um die Sanierung der nördlichen Außenwand) sowie den hohen Leistungsstand des Vereins vor allem in den breiten- und gesundheitssportorientierten Sparten zu sichern. Dies wurde auch weiterhin vom Kreissportbund honoriert, wozu ihr Sprecher Klaus Dressler zur JHV 2016 in Holzerode persönlich erschien, um einige Ehrungen vorzunehmen. Er ehrte insbesondere Lothar Becker für dessen zehnjährige Amtszeit als 1. Vorsitzender und 20 Jahre als Abteilungsleiter Fußball mit der  ‚Silbernen Ehrennadel‘ des Landessportbundes Niedersachsen“. Darüber hinaus wurden Heinz Beyer und Siegfried Daberkow für ihre 60jährige sowie Lilli Finke, Marga Frixe, Erika Jäger und Hilde Thiele  für 45jährige sowie Eva Hartmann und Jochen Lechte für 40jährige Mitgliedschaft geehrt.  Mit Eva Hartmann und Lilli Finke wurden damit sogleich die mit weit über 90 Jahren zwei ältesten Mitglieder im Verein geehrt; seit den 1970er Jahren hatten sie den Aufbau der Frauensport- und dann der Seniorinnensportabteilung aktiv mitgestaltet. 2016 und 2017 lief nun noch alles weitgehend rund, wenn auch schon erste‚ dunklere Wolken am Vereinshorizont aufzogen. Der 1. Vorsitzende Sören Steinbach konnte mit seinem Jahresbericht und denen aus den Abteilungen und Sparten auf der JHV im Januar 2017 noch ein reichhaltiges Sportprogramm  sowie ein vielfältiges Vereinsleben präsentieren, äußerte aber auch schon „Bedenken zur Zukunft des  Vereins – nicht ohne Grund (siehe Protokoll vom  28.01.2017).

JHV 2016 v.l.n.r.: Klaus Dressler (KSB Göttingen), Sieg-fried Daberkow, Lilli Finke, Eva Hartmann, Lothar Becker, Marga Frixe, Heinz Beyer und Sören Steinbach (1. Vors.)

Schließlich musste er weiter rückläufige Mitgliederzahlen feststellen (seitdem Höchststand im Jahre 2003 mit 357 Mitgliedern waren es  2017 ca. inzwischen 100 Mitglieder weniger) und zugleich eine zunehmende Unübersichtlichkeit von Angeboten und Nachfragen. So standen die grundlegenden Fragen im Raum: „Wie kann der Verein wieder attraktiver werden?“, „Was soll zukünftig noch angeboten werden?“, „Welche zentralen Interessen verbinden die Mitglieder mit dem Verein?“. Dabei spielte auch eine große Rolle, dass zum einen die ehrenamtliche Mitarbeit insbesondere bei spontan notwendig werdenden ‚Sondereinsätzen‘ wie z.B. Renovierungen, Säuberungen und Pflege der Anlagen oder bei Weihnachtsmarktstand  weiter nachließ und zum anderen bewährte Übungsleiter nach langen aktiven Jahren  ausschieden. Dies betraf Wolfgang Hartmann im Bereich Fußball und Hannelore Göttinger im Seniorinnensport (nach mehr als 20 Jahren), vor allem aber Heike Adam, die nach fast 30 Jahren aus gesundheitlichen Gründen ihren Einsatz für den Verein einstellen musste. Das betraf zu diesem Zeitpunkt Aufgaben im Frauensport und die Yoga-Angebote. Alle bedauerten diesen Rückzug von Heike, die stets eine stabile, kreative und hochkompetente  Aktive und ‚Lehrkraft‘ im Sportangebot des TSV gewesen war.

– 1986 Abteilungsleiterin „Frauensport“
– 1987 Erwerb der Übungsleiterlizenz „A“
– 1987 Auswahlteilnehmerin der Griechenlandfahrt für den Sportnachwuchs der „Deutschen Olympischen Gesellschaft“
– Aufbau verschiedener Tanzgruppen, insbesondere der erfolgreichen Jazzdance-Gruppe des TSV
– Initiatorin und Gestalterin der Holzeröder Hallenshows
– 2014 Erwerb der Yoga-Übungsleiterlizenz und dementsprechender Angebote mit größter Nachfrage
Heike war die erfolgreichste Übungsleiterin im TSV über mehr als 30 Jahre

Symptomatisch für die Probleme, die sich in der 2. Hälfte der 2010er Jahre im Verein eröffneten, war auch die jetzige Entwicklung in der Traditionssportart „Fußball“ – im Jugendbereich bestand nur noch eine Spielgemeinschaft mit Gillersheim, eine Altherrenmannschaft gab es auch nicht mehr und das ‚Aushängeschild‘, die 1. Herrenmannschaft, konnte zwar in der ersten Saison nach dem Aufstieg noch einen hervorragenden 5. Platz in der 1. Kreisklasse erringen, litt dann jedoch in der folgenden Saison        2016/2017 unter dem Abgang von Leistungsträgern und auch einer ausreichenden personellen Infrastruktur in der Führung dieser Abteilung (wohlauch nicht ausreichender Kommunikation mit der Vereinsführung). So konnte dieses so heterogene Gebilde aus Spielern von jetzt mehr als 10 Herkunftsländern (s.o. Kap. 14) nicht mehr zusammengehalten werden. Dies war auch dadurch bedingt, dass der Mannschaftsführer Tim Hartmann mit seinem Studienabschluss aus Clausthal-Zellerfeld wegging und damit auch der entscheidende Kontakt zu den dortigen afrikanischen Kommilitonen abriss. So stieg man am Ende der Saison 2016/2017 wieder ab und die Mannschaft löste sich ganz auf. Seitdem spielt der TSV nur noch in der 4. Kreisklasse mit einer sog. „6er-Mannschaft“ und muss seinen Fußballbereich – soweit überhaupt möglich – wieder ganz von der Basis her aufbauen.

Notgedrungen Satzungsänderung und ein neues Vorstandsmodell

Der 1. Vorsitzende Sören Steinbach ging also mit seinem Vorstandsteam in eine belastete zweite Amtszeit, nachdem er auf der JHV 2017 wieder einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt worden war. Aber auch in dieser Zeit ergaben sich keine neuen, die schwieriger gewordene Gesamtsituation des Vereins positiv verändernden Impulse. Die beiden ehemals großen Abteilungen bzw. Sparten Ju-Jutsu und Frauensport (und hier insbesondere im Tanzbereich mit der auch altersbedingten Auflösung der Jazzdancegruppe oder dem nachlassenden Teilnehmerinteresse am Line Dance) waren aus unterschiedlichen Gründen ‚zusammengeschrumpft‘, der Fußball hatte seine Attraktivität verloren und es wurde bei mehreren Sportgruppen ein Wechsel bei den Übungsleitern (aus Krankheitsgründen wie z.B. bei Hannelore Göttinger im Seniorinnenbereich oder dem Ausscheiden auswärtiger ‚Kräfte‘) immer häufiger. Damit ging vor allem die lange Jahre gegebene Kontinuität über das Wirken vereinseigener Führungskräfte verloren (siehe beispielsweise die mehr als 20jährige Tätigkeit von Sigrun Becker im Bereich Ju-Jutsu oder Heike Adams Wirken über mehr als 30 Jahre in den verschiedensten Bereichen). Insgesamt war offensichtlich auch eine strukturelle Krise in der Vereinsentwicklung eingetreten, die sicherlich spezielle Holzeröder Ursachen hatte, die in dieser Zeit aber auch zunehmend bei vergleichbaren kleineren ländlichen Sportvereinen mit dem Anspruch eines breiten Angebotes ‚vor Ort‘ zu beobachten war – und noch immer ist. Insgesamt waren also neuerliche Überlegungen und Maßnahmen der Anpassung an sich verändernde Verhältnisse notwendig, was sicherlich ein besonderes Engagement und eine besondere Kraftanstrengung des Vorstandes bedurfte. Dazu sah sich jedoch der 1. Vorsitzende Sören Steinbach offensichtlich nicht in der Lage sowie er wohl auch die notwendige Unterstützung bzw. Aufbruchsstimmung, die er sich wünschte, vermisste. Jedenfalls kandidierte er nach vier Jahren redlichen Bemühens im Amt auf der JHV 2019 nicht wieder als 1. Vorsitzender. Diese Entwicklung kam nicht ganz überraschend, traf den Verein jedoch trotzdem unvorbereitet. Da in dieser Versammlung kein/e Nachfolgekandidat/in für das Amt des Vorsitzes im Verein gefunden werden konnte, trat zunächst einmal die durch die Satzung vorbestimmte Reglung in solch einem Fall in Kraft: Der noch für mindestens ein Jahr gewählte 2. Vorsitzende Johannes Diedrich übernahm das Amtsgeschäft der Führung des Vereins.  Das Jahr 2019 war damit für den Vorstand vornehmlich von der Beratung bestimmt, wie und wer den Verein in die Zukunft des zweiten Jahrhunderts seines Bestehens führen sollte. Dabei ging der Sportbetrieb den Umständen entsprechend mit den bewährten Angeboten im Breiten- und Gesundheitssport weiter. Die  auf der JHV im Januar 2020 eingebrachten Jahresberichte der einzelnen Sparten zeigten aber schon deutlich die inzwischen eingetretene Stagnation im Vereinsgeschehen. Im Zentrum standen noch die Angebote Kinderturnen, Gesundheitssport, Seniorentanz und Tennis. Die Sparten Line Dance und Volleyball ‚schwächelten‘ schon seit längerem und der Fußballsport war– wie schon erwähnt  – auf das Kleinfeld mit einer 6er-Mannschaft reduziert.

Eine Abteilung war von dieser Entwicklung aber ausgenommen. Die kleine, aber seit Jahren überaus stabil und beständig organisierte Abteilung „Tennis“ konnte in diesem Jahr 2019 wieder einmal ein ‚Highlight‘ in das Vereinsgeschehen einbringen. Am 18. und 24. August feierte die Abteilung mit einem Turnier, einem kleinen Festakt und natürlich auch mit einer zünftigen feuchtfröhlichen Feier ihr 40jähriges Bestehen, eine Erfolgsgeschichte für alle Tennisinteressierten und den TSV Holzerode insgesamt. Während mit der ‚Blüte‘ des ‚Becker- und Grafschen Tennisbooms‘ in den 1980er auch in vielen anderen Orten neue Tennisplatzanlagen entstanden, diese dann jedoch nur eine relativ kurze ‚Konjunktur‘ in zu kleinen Tennisabteilungen mit sich brachten und die Anlagen heut schon nicht

Die Aktiven der Tennisabteilung im Jubiläumsjahr 2019
v.l.n.r. obere Reihe: Ansgar Jünemann, Gerald Leifeit, Karlo Preusse und Udo Berndt;
mittlere Reihe: Simon Kaiser, Christian Müller, Klaus-Peter Hoch, Gerhard Strüber, Frank Hartmann und Patrick Strüber;
vordere Reihe: Erwin Beisel, Alexander Heckmann, Hans Kolodzik, Wolfgang Buss, Christa Adam, Horst Adam,
Werner Krell, Jürgen Sohnrey und Uwe Dettmar
Es fehlt auf diesem Bild der ehemalige Abteilungsleiter Willi Möller

mehr bestehen, verstetigte sich die Holzeröder Tennisabteilung kontinuierlich, baute unter engagierten und klugen Abteilungsleitungen kontinuierlich ihre Anlage aus und wurde eine sehr gefestigte Gemeinschaft als inzwischen unbestrittenes Zentrum des Tennissports nicht nur der Holzeröder, sondern auch für die umliegenden Orte von Billingshausen über Spanbeck, Renshausen bis Ebergötzen. Damit ist die Tennisabteilung auch ein wenig ein Modell für die grundsätzlichen Lösungen bei den strukturellen Problemen der kleineren ländlichen Vereine. Diese werden die gewünschte Breite und die immer neuen Trends zu den ‚Nachfragen‘ im Sportangebot in Zukunft nicht mehr selbst realisieren können und sollten nach Kooprationen mit benachbarten Vereinen streben. In den daran beteiligten Vereinen könnten dann zu den jeweiligen Sportarten ‚lebensfähige‘ Schwerpunkte gebildet werden – so, wie es der TSV mit seinem Tennisangebot schon seit langem für die interessierten Tennisspieler des ganzen ‚Umlandes’ bietet.

Dieser Kooperationsgedanke bestimmte dann auch die Suche nach einer Lösung beim Problem der Vereinsführung des TSV. Nach entsprechenden Vorschlägen aus der Mitgliedschaft und ausführlichen Beratungen mit dem Kreissportbund Göttingen schlug der amtierende Vorstand in der JHV am 21. Februar 2020 als Vereinsspitze nicht mehr die traditionelle hierarchische Vorstandsstruktur mit 1. und 2. Vorsitzender/dem und den weiteren Ämtern vor, sondern die Wahl einer „Kollegiale Führungsgruppe“. Nach der entsprechen Satzungsänderung verfuhr die Versammlung dementsprechend und wählte eine „geschäftsführende Vorstandsgruppe“, in der alle Mitglieder gleichberechtigt den Verein führen, aber schwerpunktmäßig für gesonderte Bereiche zuständig sind. Für den Bereich „Organisation“ wurde Johannes Diedrich gewählt (Amtszeit 2 Jahre), für „Finanzen und Mitgliederverwaltung“ Petra Kolle (Amtszeit 2 Jahre), Für den „Sportbetrieb“ Maik Kaufhold (Amtszeit 1 Jahr), für den „Schriftverkehr und Öffentlichkeitsarbeit“ Janina Behmke (Amtszeit 1 Jahr) und für „Veranstaltungen“ Carola Grub (Amtszeit 1 Jahr). Daneben gibt es einen Ehrenrat, insbesondere für die Schlichtung von möglichen Konflikten im Verein, für den mit einer Amtszeit von 5 Jahren einstimmig Bettina Heilmann, Jan Bährens und Irmgard Schulz gewählt wurden.

Das aktuelle Führungsquintett des TSV Holzerode seit 2020
v.l.n.r.: Petra Kolle, Johannes Diedrich, Janina Behmke, Carola Grub und Mike Kaufhold

Ja, und dann kam wenige Wochen später „Corona“ und diese Pandemie legte nicht nur jegliches  Vereinsgeschehen weitgehend still, sondern auch weitestgehend alle anderen gesellschaftlichen Bereiche. Im TSV musste von nun an bis heute die meiste Zeit der Sportbetrieb ruhen und erst jetzt im Mai des Jubiläumsjahres 2021 wächst die Hoffnung auf ‚neues sportliches Leben‘ in den kommenden Wochen, wobei die ‚Außensportart‘ Tennis schon einmal den Anfang gemacht hat. Möge die noch unsichere ‚Pflanze der Hoffnung‘ bald und schnell wieder aufblühen und mit ihrem Lichte den TSV Holzerode gestärkt in eine sichere Zukunft in sein jetzt am 01. Juni 2021 beginnendes zweites Jahrhundert der Vereinsgeschichte führen.

16. 100 Jahre TSV Holzerode von 1921 e.V. – Entwicklungslinien, Strukturen und Perspektive

Die 100jährige Geschichte des „Turn- und Sportvereins Holzerode“ (TSV) ist mit der allgemeinen politischen und kulturellen Entwicklung unseres Heimatortes eng verbunden. Der Rückblick in die Vereinsgeschichte ist deshalb auch durchgängig ein Stück der Politik- und Sozialgeschichte Holzerodes in den vergangenen 100 Jahren – vom Anfang der 1920er Jahre, den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg und dem Beginn der Weimarer Republik, bis in die heutige Zeit noch am Beginn des 21sten Jahrhunderts, einer sicherlich auch geschichtsträchtigen „Epoche‘ mit der seit dem Winter/Frühjahr 2020 andauernden, auch weltweiten „Corona-Pandemie“.

In den 1920er Jahren waren es die politischen Auseinandersetzungen zwischen dem sog. „bürgerlichen Lager“ und dem der „Arbeiter“, die in dem kleinen Dörfchen von nur ca. 500 Einwohnern zur Gründung zweier miteinander konkurrierender, sich scheinbar unversöhnlich gegenüber stehender Sportvereine führten. In der nachfolgenden Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wurden alle sozialen Lebensbereiche ‚gleichgeschaltet‘ und nicht nur den oppositionellen Arbeiterorganisationen wie auch dem „Arbeitersportverein Holzerode von 1921“ die Freiheit und Existenzberechtigung genommen, sondern letztlich auch dem lange Zeit angepassten Verein der Holzeröder Turner von „Treu deutsch“.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der NS-Diktatur  ab 1945 veränderte sich auch in Holzerode die soziale Struktur durch den Zustrom vieler Flüchtlinge aus dem Osten und Evakuierter aus dem Westen. Diese ‚Neubürger‘, die die Einwohnerschaft Holzerodes bei unverändertem ‚alten‘ Wohnraum auf das Doppelte von ca. 1000 Personen erhöhten, bestimmten jetzt auch das kulturelle Leben im Ort mit – so auch die Wiederbegründung eines Sportvereins, des jetzt beide Traditionslinien verbindenden TSV Holzerode. Und sie beeinflussten mit der ‚Etablierung‘ des Fußballspiels auch ganz entscheidend die nun für Jahrzehnte bestimmende Sportkultur im TSV; er wurde de facto ein monostrukturierter Sportverein. Hier in Holzerode wurde jetzt fast ausschließlich Fußball gespielt, während im benachbarten Billingshausen und Spanbeck die dortigen Flüchtlinge das Handballspiel mit einbrachten. Alles war ein wenig ein Zufall, wer wohin „vertrieben“ worden war. Mit der Zeit des sog. „Wirtschaftswunders“ ab Mitte der 1950er Jahre erweiterte sich auch das Freizeitverhalten der Menschen. Neben dem bisherigen Bezug weitestgehend auf die örtlichen Vereinsangebote kamen durch eine zunehmende Mobilität auch zusätzliche Aktivitäten wie erstes Reisen und Vergnügungsangebote in den benachbarten Städten dazu, was zunächst das Interesse am Sportverein beeinträchtigte.      

Erst eine neue, junge Nachkriegsgeneration belebte im Übergang von den 1950er zu den 1960er Jahren wieder das Sportgeschehen im TSV, wobei immer noch der Fußball dominierte. Ab Anfang der 1970er Jahre setzte aber ein auch die Sportstruktur im TSV nachhaltig verändernder Wandel ein. Der „Deutsche Sportbund“ hatte vor allem unter gesundheitlichen Aspekten die „Trimm-Dich-Bewegung“ ins Rollen gebracht, womit verstärkt vor allem breitensportliche Aktivitäten für alle, von den Kindern bis zu den Senioren beiderlei Geschlechts, propagiert wurden. Und dies fruchtete mit ersten Ansätzen auch in Holzerode. Hier entstanden bzw. erneuerten sich nun neben dem Fußballsport mit dem Tischtennis, der Frauengymnastik und dem Kinderturnen weitere Sparten im Verein, die vor allem auch Frauen sportliche Aktivitäten ermöglichten. Dabei spielte auch eine große Rolle, dass der Ort ab 1973 völlig neue Sportanlagen mit Sportplatz und einer Mehrzweckhalle auf dem alten Kirchenland westlich des „Waaker  Stieges“ erhielt. Von jetzt an nahm das Sportinteresse im Ort und damit der Zugang zum TSV Holzerode kontinuierlich zu und der Verein entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem immer vielfältiger  und differenzierter aufgestellten ländlichen Breitensportverein, nicht zuletzt als seit 1980 hier auch der Tennissport mit einer Zweiplatzanlage oberhalb des Sportplatzes im TSV heimisch geworden war.

Im Übergang zu den 1990er Jahren vollzog sich nun auch die Ablösung des Fußballsports durch die Tanz- und Gymnastikgruppen bzw. den Kampfsport Ju-Jutsu als Sportart Nr. 1. Jetzt war das Geschlechterverhältnis in der Mitgliedschaft schon fast ausgeglichen, was sich schließlich auch in der Führung des Vereins niederschlug. Waren die Frauen schon seit längerem auch im engeren Vorstand mit Ämtern wie einer 2. Vorsitzenden oder einer Schriftführerin vertreten, übernahmen sie 1997 mit der Wahl von Ulrike Ronge zur 1. Vorsitzenden, Dr. Ulrike Libal zur 2. Vorsitzenden und Christine Behmke zur Schriftführerin gleich drei Spitzenämter, die noch durch die von Frauen besetzten Abteilungsleitungen im Bereich Senioren- und Gesundheitssport, dem Kinder- und Jugendsport, dem Frauensport sowie dem Kampfsport Ju-Jutsu ergänzt wurden. Dies war nicht nur Ausdruck einer frühen Geschlechtergleichstellung, sondern hatte als Ursache auch die Bildung eines Schwerpunktes mit vornehmlich frauenbezogenen Sportarten wie Tanz und Gymnastik, wobei hier die Jazztanzgruppe der jüngeren Frauen und die Volkstanzgruppe der älteren Frauen herausragten. Mit dieser Entwicklung konnte im Jahre 2003 auch der Mitgliederhöchsstand von 357 verzeichnet werden, was einen Anteil von ca. 50% der Ortsbevölkerung bedeutete.              

Die letzten 20 Jahre des Vereinsgeschehens waren von drei sich zum Teil überlappenden Entwicklungen geprägt: Der Wettkampffußball kam zurück, zusätzliche neue Trendsportarten wurden vermehrt nachgefragt sowie angeboten und der demografische Wandel gepaart mit zunehmenden Bindungvorbehalten zur Übernahme von Ämtern und Aufgaben im Verein belastete zunehmend das traditionelle Vereinsgefüge. Im Fußball wurde 2014 durch eine gezielte Aufbauarbeit sowie aus einer zufälligen Konstellation heraus mit vornehmlich afrikanischen Spielern kurzzeitig ein Leistungshöchststand mit Aufstieg in die 1. Kreisklasse erreicht. Voraussetzung hierfür war auch eine bemerkenswert positive Bereitschaft und Aufgeschlossenheit zur Integration ausländischer ‚Gastspieler‘ im ganzen Verein. Das gesamtgesellschaftliche Phänomen des Wandelns der Altersstruktur hin zu immer mehr ‚Älteren‘ und weniger ‚Jüngeren‘ in der Bevölkerungspyramide hat auch den TSV beeinflusst, überall dort wo der Mannschafts- und Gruppensport auf kontinuierlichen Nachwuchs angewiesen ist. Dies beeinträchtigte im TSV in den letzten 10 Jahren kontinuierlich die Bereiche Fußball, Seniorinnen- und Frauensport, aber auch die Tanzgruppen und die Abteilung Ju-Jutsu sowie Tennis. Letztlich hat der Trend zu immer neuen, ‚konjunkturabhängigen‘ Sportarten wie z.B. Aerobic,  Zumba oder Yoga (möglichst auch nur in Kursangeboten) die Gestaltung eines attraktiven und nachhaltigen Angebotes durch den verantwortlichen Vereinsvorstand immer schwieriger gemacht. Hinzu kamen in den letzten Jahren kontinuierlich bürokratischere Vorgaben der übergeordneten Sportverwaltungen, sodass die Bereitschaft insbesondere zu einer längerfristigen Verantwortungsübernahme gerade bei den jüngeren Mitgliedern erheblich nachgelassen hat – eine Entwicklung, der die meisten Vereine nicht nur im Sport unterliegen. So war das Scheitern bei der Suche nach einem/einer 1. Vorsitzenden bei der Vorstandswahl 2019 geradezu programmiert. Die alte, fast 100 Jahre bewährte hierarchische Vorstandsstruktur des TSV war und ist offensichtlich überholt – ein neues Führungsmodell wurde gesucht und mit der „Kollegialen Führungsgruppe“ an der Spitze des Vereins 2021 gefunden.

Die neue Vereinsführung konnte das Vereinsgeschehen coronabedingt noch nicht gestalten. Diese Aufgabe liegt nun am Übergang zum zweiten Jahrhundert vor der neuen ‚Crew‘, beginnend mit der Erinnerung an das 100jährige Vereinsjubiläum am 01. Juni 2021. So schwierig die Gestaltung eines modernen, den aktuellen und zukünftigen Anforderungen entsprechenden Sportvereins auch erscheinen mag, so wenig ist die Sorge um eine existenzielle Gefährdung des Vereins berechtigt. Ein Blick auf die Geschichte des TSV Holzerode zeigt, dass die Mitglieder in noch viel schwierigeren Zeiten immer einen Weg aus der Krise gefunden haben und der Verein auch ständig daran gewachsen ist. Voraussetzung hierfür ist jedoch, stets auf gesamtgesellschaftliche und sportspezifische Veränderungen einzugehen und adäquate Lösungen zu finden, sich also zu ‚bewegen‘. Und eins ist sicher: Bewegung – physischer und sozialer Art – ist eines der großen Themen der nächsten Jahrzehnte. Hierfür ist und wird auch in Zukunft in Holzerode der „Turn- und Sportverein von 1921“ die erste Ansprechadresse sein. Viel Glück auf diesem Wege!

Prof. Dr. Wolfgang Buss, Holzerode im Mai 2021.

Zum Schluss noch eine Übersicht der Sportarten, die aktuell in unserem Verein angeboten werden:

Tennis

Fußball

Ju-Jutsu

Volleyball

Kinderturnen

Eltern-Kind-Turnen

Frauensport

Gesundheitssport

Linedance

Tabata

Sportabzeichen

und nach den Sommerferien auch wieder Tischtennis Wir freuen uns auf jedes neue Mitglied. Die genauen Trainingszeiten entnehmen Sie bitte der Homepage. Bei Fragen stehen wir gern per E-Mail zur Verfügung.

TSV Holzerode von 1921 e.V.

Am Sportplatz 37

37136 Ebergötzen-Holzerode

info@tsv-holzerode.de

www.tsv-holzerode.de